Exportbeschleunigung zu schwach für Trendwende
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet im kommenden Jahr einen Exportaufschwung, der nach Einschätzung des Verbands aber nicht für eine positive Trendwende in der deutschen Gesamtwirtschaft ausreichen wird.
Reuters BERLIN. Die deutschen Exporte dürften nach einem Mini-Wachstum in diesem Jahr von allenfalls 1,5 % 2003 um 3,7 % zulegen, teilte der DIHK am Dienstag als Ergebnis seiner Herbstumfrage bei Auslandshandelskammern und Repräsentanten in 85 Ländern mit. Die Importe würden 2002 mit einem Rückgang um 2,2 % erstmals seit neun Jahren im Minus landen, aber im nächsten Jahr um 3,1 % wachsen.
DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sprach von einem Lichtzeichen am Ende des Tunnels, das aber zu schwach sei, um eine Trendwende in der Gesamtwirtschaft einzuleiten. Einer drastischen Steigerung der deutschen Exporte nach Russland um 45 % und gut 20 % 2002 und 2003 stünden Einbußen von voraussichtlich jeweils rund sechs Prozent bei den Ausfuhren in die USA gegenüber.
Die DIHK-Zahlen zur Außenhandelsentwicklung unterscheiden sich von denen des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA). Der rechnet für dieses Jahr mit einem Exportplus von 3,5 bis vier Prozent. Die Bundesregierung erwartet einen Zuwachs für 2002 von rund zwei Prozent.
Für seine Prognosen formulierte der DIHK allerdings einige Vorbehalte. Sie könnten nur gelten, wenn es im Nahen und im Mittleren Osten keinen Krieg gebe und wenn die deutsch-amerikanischen Beziehungsprobleme wegend er Irak-Politik nicht gravierend auf die Wirtschaft ausstrahlten. Wansleben sagte, nachweisbar seien wirtschaftliche Beeinträchtigungen durch den Streit zwischen Deutschland und den USA derzeit nicht. Allerdings gebe es Einzelfälle, in denen deutsche Exporteure von über drohenden Beeinträchtigungen ihrer US-Geschäftsbeziehungen sprächen.
Als Konsequenz aus seinen Prognosen erwartet der DIHK in diesem Jahr einen neuen Rekord-Außenhandelsüberschuss in Deutschland von 105 Mrd. € im laufenden und 110 Mrd. € im nächsten Jahr. Der DIHK rechnet zudem wie schon zuvor in diesem Jahr allenfalls noch mit 0,5 % Wirtschaftswachstum in Deutschland. "Voraussichtlich wird es eher weniger werden", sagte Chefvolkswirt Axel Nitschke.
Mit einem Anteil an den deutschen Gesamtexporten von 72 % bleibt Europa nach Wansleben Worten weiterhin der dominierende Absatzmarkt für deutsche Produkte. Für Europa insgesamt werde ein Ausfuhrplus von 3,5 % in diesem und 4,9 % im nächsten Jahr gerechnet.
Ein weit stärkeres Wachstum werde bei den Ausfuhren in die mittel- und osteuropäischen Länder mit zehn Prozent 2002 und neun Prozent 2003 erwartet. Geradezu dramatisch sei die Steigerung der Ausfuhren nach Russland, das in die Liste der wichtigen Handelspartner außerhalb der EU aufrücke. Hier werde das Plus 2002 bei 45 % und das für 2003 bei 22 % liegen - jeweils ein absoluter Anstieg um rund vier Mrd. €.
Die Exporte nach Asien sollten sich nach einem Minus von 2,1 % in diesem Jahr 2003 mit einem Plus von 2,5 % beleben. In dieser Region entwickle sich für die deutschen Exporteure China mit einem Plus von zehn Prozent in diesem und fünf Prozent im nächsten Jahr zu einem wichtigeren Partner als Japan, erklärte der DIHK.
Beim Außenhandel mit den USA, dem zweitwichtigsten deutschen Markt nach Europa, dominieren angesichts der konjunkturellen Probleme der weltweit größten Wirtschaft die Minusraten. Bei den Exporten rechnet der DIHK mit jeweils sechs Prozent Minus für 2002 und 2003, die Importe aus den USA dürften 2002 um 22 % und 2003 um fünf Prozent geringer ausfallen.
HANDELSBLATT, Dienstag, 01. Oktober 2002, 11:34 Uhr |