nebenwertejournal 3/13
Gefragte Kombination aus steigenden Erlösen und anziehenden Margen
Deag-Finanzvorstand Christian Diekmann blickt optimistisch in die Zukunft. Inzwischen ist aus dem Berliner Konzertveranstalter ein Live Entertainment-Konzern geworden. Was er darunter versteht, worin der Charme des Geschäftsmodells liegt, und was dies für künftige Dividenden bedeutet, erläutert er im Gespräch mit dem Nebenwerte-Journal.
NJ: Herr Diekmann, nach den jüngsten Zahlen müsste doch eigentlich Jubelstimmung herrschen. Ist das so? C. Diekmann: Meinen Sie das Zahlenwerk des Jahres 2012 oder schon das für 2013? Doch um ihre Frage ernsthaft und nicht mit einer Gegenfrage zu beantworten: Wir sind sehr zufrieden mit 2012, der Umsatz im Konzern vor Konsolidierungen liegt über € 160 Mio. Damit haben wir die Markterwartungen übertroffen. Und die positive Entwicklung setzt sich 2013 nahtlos fort. Wir haben im vergangenen Jahr schon etwa 1.6 Mio. Tickets für künftige Konzerte verkauft, was natürlich ein Zeichen dafür ist, dass es uns gelingt, die richtigen Künstler zu präsentieren. Kurzum: Unser operatives Geschäft läuft seit Jahren gut, daran sollte sich auch künftig nichts ändern. NJ: Warum? C. Diekmann: Wir haben in den vergangenen vier bis fünf Jahren ein klar fokussiertes, erfolgreiches und kalkulierbares Produkt entwickelt: Nämlich Live Entertainment und entsprechende Auswertungsmodelle. Deag veranstaltet jeden Abend rund fünf Shows irgendwo in Europa und jeden Tag verkaufen wir etwa 10000 Konzertkarten im Gegenwert von rund € 500000. Das bildet eine gute Planungsgrundlage. NJ: Planung ist ein gutes Stichwort: Im Grunde genommen müssten Sie doch heute anhand des Ticketverkaufs schon ziemlich genau den Umsatz und auch den Gewinn planen können? C. Diekmann: Richtig. Die eben angesprochene Pipeline – für 2013 sind wir z. B. im Verkauf mit Shows von Justin Bieber, Bon Jovi, Roger Waters, Iron Maiden, David Garrett, Peter Maffay, Flic Flac’s „Exxtrem“-Show oder auch für die große Opern-Produktion Carmen in der Londoner Royal Albert Hall – und die hohen Vorverkäufe lassen eine sehr belastbare Prognose zu. NJ: Und Umsatz zu haben ist zwar schön, aber am Ende zählt doch nur der Gewinn? C. Diekmann: Genauso ist es. Wenn Sie unsere EBITDA-Marge so um 2005 – sie lag bei knapp über 3 % – mit unserer aktuellen EBITDA-Marge 2011 von knapp 8 % vergleichen, sehen Sie, dass wir auch auf der Gewinnseite einen großen Schritt vorangekommen sind. Die Kombination aus steigenden Erlösen bei gleichzeitig anziehenden Margen mögen Anleger, wie ein Blick auf die Kursentwicklung der Deag-Aktie in den vergangenen Jahren zeigt. NJ: Sehen Sie z. B. durch den Kauf des Konzertveranstalters Fred Handwerker die Möglichkeit, die Marge weiter zu steigern? C. Diekmann: Allerdings. Wir wachsen dadurch in unserem Kerngeschäft, profitieren so zunehmend von Volumenvorteilen und geben der neuen Gesellschaft künftig auch das Geschäft in Nordrhein-Westfalen, das wir in der Vergangenheit noch mit anderen Partnern durchführten. Mit Fred Handwerker arbeiten wir seit zehn Jahren eng zusammen. Um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, über welche Größenordnung wir bei den Upsides sprechen, müssen sie sich vor Augen halten, dass wir über ein zusätzliches Ticketvolumen von 300000 bis 400 000 Karten jährlich reden, das wir künftig mehrheitlich über unseren Kooperationspartner Ticketmaster vertreiben können. Das ist ein Upside, ohne auch nur ein Konzert mehr zu veranstalten. Will heißen, Umsatz und Gewinn steigen, letzterer überproportional. Wenn Sie das konsequent zu Ende denken, trägt unsere Wachstumsstory noch für eine lange Zeit. NJ: Das wiederum spricht dafür, dass mit steigenden Gewinnen auch die Anlaufdividende von € 0.04 je Aktie zunehmen wird. Stimmen Sie dieser Logik zu? C. Diekmann: Unser Ziel ist ganz klar Dividendenkontinuität. Zugleich soll sich die positive Entwicklung der Deag auch in der Dividende widerspiegeln. Das gilt auch für das abgelaufene Geschäftsjahr. NJ: Die DZ Bank prognostiziert € 0.05 je Aktie. Liegen die Analysten damit richtig? C. Diekmann (lacht): Netter Versuch, aber eine konkrete Zahl möchte ich jetzt nicht nennen. NJ: Neben Rock/Pop und Klassik wollen Sie noch das Genre Volksmusik/Schlager verstärken. Ist mit Hansi Hinterseer & Co. soviel Geld zu verdienen? C. Diekmann: Kurz und knapp – ja. Die Margen in diesem Genre sind mehr als auskömmlich. Daher wollen wir das ausbauen, analoges gilt für den Bereich Family Entertainment. Mit der großen Show Exxtrem in Kooperation mit Flic Flac und Starwatch, die gerade ihre Premiere in Hannover feierte und als nächstes in Köln, Berlin und anderen Städten zu sehen sein wird, setzen wir hier Zeichen und verfolgen den Ausbau auch dieses Genres konsequent. Wenn Sie jetzt sehen, dass wir über unsere vier Musikgenres Rock/Pop, Klassik, Volksmusik/Schlager und Family Entertainment hinweg als Veranstalter, Ticketverkäufer, Merchandiser und mit unserem Label Deag Music im Tonträger- und Verlagsbereich auftreten, können Sie sich leicht ausrechnen, dass wir extrem gut aufgestellt sind. Die Deag ist eine integrierte Entertainment Content Company. NJ: Dann müssten Sie jetzt nur noch Ticketmaster Deutschland kaufen, um diese Marge auch noch in den eigenen Konzern zu holen? C. Diekmann: Wir haben mit Ticketmaster in Deutschland einen hervorragenden Partner. Weitergehende Überlegungen gibt es nicht, die Kooperation läuft bestens. Wir haben eine Beteiligung der Deag an den durch unsere Tickets generierten Einnahmen bei Ticketmaster vereinbart, die uns mit zunehmendem Volumen immer mehr Spaß macht. Das wird man auch an unseren Zahlen immer besser erkennen. NJ: Vielen Dank für das Gespräch. |