Wegen giftigem Chlor: Dieses Land wollte unser LNG-Schiff nicht haben 12. Oktober 2022 | Tobias Stahl
Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien versucht Deutschland aktuell auch, sich mit dem Import von Flüssigerdgas (LNG) aus der Energiekrise zu lösen. Dazu soll bald die "Höegh Esperanza" als erstes schwimmendes LNG-Terminal in Wilhelmshaven an den Start gehen. Das ist jedoch nur möglich, weil Australien den Einsatz des Schiffs abgelehnt hat – wegen Umweltbedenken. Spätestens ab Ende des Jahres soll über Wilhelmshaven mit dem Terminalschiff "Höegh Esperanza" unter der Leitung des Energiekonzerns Uniper Flüssigerdgas nach Deutschland importiert werden. Einen ganz ähnlichen Plan verfolgte man auch in Australien: Dort sollte die Höegh Esperanza ab 2023 in der Nähe von Melbourne Flüssiggas in den Bundesstaat Victoria bringen. Australische Behörden haben das jedoch letztlich wegen Umweltbedenken verhindert. Wie das Branchenportal TradeWinds und die Berliner Morgenpost berichten, hatte die Regierung des Bundesstaates Victoria das Projekt abgelehnt, weil sie befürchtete, dass der Importterminal "international anerkannte Feuchtgebiete schädigen" würde. Die Entscheidung stützt sich unter anderem auf den Bericht eines unabhängigen Untersuchungs- und Beratungsausschusses. Große Mengen Chlor würden ins Meer geraten "Für mich ist klar, dass dieses Projekt inakzeptable Auswirkungen auf die Umwelt des Westhafens und die Ramsar-Feuchtgebiete haben würde. Es ist wichtig, dass diese Gebiete geschützt werden", sagte Richard Wynne, Planungsminister des Bundesstaates Victoria, schon im vergangenen Jahr in einer Erklärung. Australiens Pläne wurden zunächst gestoppt, weil Gegner auf eine erweiterte Umweltprüfung drängten – Grund war die Tatsache, dass die Höegh Esperanza im Betrieb große Mengen Chlor ins Meerwasser abgeben würde. Chlor wird als Biozid eingesetzt und soll den Bewuchs der Regasifizierungsanlagen durch Muscheln oder Seepocken verhindern. Nun schlägt auch der Umweltschutzverband Deutsche Umwelthilfe (DUH) Alarm: Laut einer Pressemitteilung fordert die DUH, die bisher unterlassenen Umweltverträglichkeitsprüfungen unverzüglich für alle geplanten LNG-Projekte nachzuholen und den Betrieb nur zuzulassen, wenn der Eintrag von Bioziden auf das absolut notwendige Minimum reduziert wird. Die Höegh Esperanza habe gerade wegen dieser Chlorabgabe an ihrem vorherigen geplanten Einsatzort am Crib Point LNG Projekt im australischen Victoria im Jahr 2021 keine Betriebserlaubnis erhalten, heißt es von der DUH weiter. |