Artikel im Handelsblatt mit dem Titel: Die Rückkehr der "Zombie" - Bank.
Ich füge den vielleicht mal ganz hier als Kopie ein, damit sich den auch jeder verinnerlicht.
31.03.2010 Citigroup: Die Rückkehr der „Zombie“-Bank Nur mit Staatshilfe konnte die Citigroup 2008 dem Kollaps entkommen. Spötter verhöhnten die ehemals weltgrößte Bank als halb tot. Nun kämpft sie sich aus dem Reich der Untoten zurück. Es könnte das Comeback des Jahres an der Wall Street werden.
von Rolf Benders Citibank-Zentrale in New York. Der schwer gebeutelten Krisenbank könnte das Comeback des Jahres gelingen. Quelle: ap NEW YORK. Die Citigroup, 2008 von der Finanzkrise so stark getroffen wie keine andere US-Großbank, hat nach über zwei Jahren harter Sanierungsarbeit das Vertrauen der Anleger zurückgewonnen. Bei dem einst von Experten wie dem New Yorker Professor Nouriel Roubini als "Zombie" verhöhnten Institut stehen die Investoren plötzlich wieder Schlange, um Anleihen zu kaufen. Und die US-Regierung sieht die Zeit gekommen, sich von ihrem in der Krise erworbenen Anteil zu trennen. Analysten erwarten für 2010 sogar erstmals seit drei Jahren wieder einen Gewinn.
"2008 war das Jahr der Restrukturierung, 2009 wurden die Fundamente erneuert, und 2010 wird das erste Jahr der Trendwende", sagte Hamid Biglari, Strategiechef der US-Großbank dem Handelsblatt. In einigen Geschäftsbereichen und Weltregionen, vor allem im boomenden Asien, denkt die Bank schon wieder an Expansion. "Jetzt, da die Restrukturierung bereits große Fortschritte gemacht hat, können wir wieder daran denken, in Wachstum zu investieren", sagte Biglari. Zuletzt kündigte der Asien-Chef der Bank massive Neueinstellungen für das Geschäft mit reichen Privatkunden an.
Der Aktienmarkt honorierte den Fortschritt in den vergangenen Wochen mit einem Kursanstieg der Aktie um mehr als 50 Prozent. Mit gut vier Euro notiert der Titel aber immer noch deutlich niedriger als vor der Krise. Mitte 2007 kostete die Aktie rund 50 Euro.
Vom Star zum Paria zur stabilen Bank
Die Citigroup hat einen steilen Absturz hinter sich. Anfang des vergangenen Jahrzehnts war sie der Star der Branche und verdiente in einem Quartal so viel wie die Deutsche Bank im ganzen Jahr. In der Finanzkrise musste sie dann gut 120 Mrd. Dollar auf Subprimekredite und andere toxischer Wertpapiere abschreiben - mehr als jede andere Bank weltweit. Mit 45 Mrd. Dollar bewahrte die US-Regierung den gefallenen Star vor dem Kollaps. Der als Retter engagierte neue Vorstandschef Vikram Pandit verordnete dem Institut eine Rosskur. Er spaltete den unregierbar gewordenen "Finanzsupermarkt" auf. Die internationale Großkundenbetreuung, das Investment-Banking und das Geschäft mit wohlhabenden Privatleuten wird unter dem Namen Citicorp weitergeführt. Citi Holdings nahm Einheiten wie das Konsumentenkreditgeschäft auf, die seither sukzessive verkauft werden.
Rund ein Viertel der gut 750 Mrd. Dollar schweren in Citi Holdings gebündelten Beteiligungen verkaufte die Bank bisher. Dank der Erlöse und des boomenden Investment-Bankings steht sie nun wieder stabil da. "Citi hat 159 Mrd. Dollar an Barmitteln in der Bilanz und ist damit massiv überkapitalisiert", erklärt Dick Bove, Bankenanalyst bei Rochedale Securities, warum der Markt wieder an eine Zukunft für die Bank glaubt. Analystenschätzungen zufolge wird der Gewinn der Citicorp von rund 16 Mrd. Dollar das Institut erstmals seit 2007 wieder in die schwarzen Zahlen führen - obwohl Citi Holdings vermutlich 13 Mrd. Dollar Verlust machen wird. Der Kapitalmarkt honoriert den Sanierungsfortschritt: Eine milliardenschwere Anleiheplatzierung war kürzlich massiv überzeichnet. "Citi ist nicht mehr die Zombiebank, von der immer alle geredet haben", sagt Bove, der wie viele andere Analysten die Citigroup-Aktie auf "Kaufen" hochgestuft hat. "Das Institut ist die einzige wirklich internationale Bank der USA, und sie wird bald wieder eine Gewinnmaschine sein", fügte er hinzu.
Abschied vom "Finanzsupermarkt"
Trotz der Genesung ist Citigroup aber noch weit von früherer Größe entfernt. Der von den Analysten erwartete Jahresgewinn von rund drei Mrd. Dollar ist nur ein Bruchteil der 21,5 Mrd. Dollar aus dem Jahr 2006, und selbst die optimistischsten Analysten sehen das Potenzial der Aktie vorerst bei höchstens neun Dollar. Der Weg zum alten Stand von 55 Dollar ist noch weit. Zudem drängeln Finanzkreisen zufolge die Regulierer, die Bank möge sich mit dem Abverkauf von Citi Holdings beeilen. Die Furcht: Der Boom im Investment-Banking, mit dem die Verluste aus der Citi Holdings überdeckt werden, könnte zu Ende gehen. Zudem rechnen Analysten damit, dass die noch nicht verabschiedeten neuen US-Regulierungsgesetze an den Gewinnen des Kapitalmarktgeschäftes nagen werden. Citi-Chef Pandit lässt sich aber nicht drängen. Er beschied Analysten zuletzt bei einer Investorenkonferenz, er habe keine Eile. Experten rechnen damit, dass es noch bis Ende 2012 dauern könnte, bis Citi Holdings ganz abgewickelt ist.
Spätestens dann will sich die neue Citigroup ganz auf die Kerngeschäftsfelder konzentrieren. "Wir waren früher halb Bank, halb Finanzunternehmung", sagte Biglari. Nun liege die Betonung auf dem Bankgeschäft für Kunden. Dazu gehöre das weltweite Firmenkundengeschäft, Wertpapierdienstleistungen und Beratung wohlhabender Privatkunden. Bei Letzterem liege der Wachstumsfokus vor allem auf den aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien und Südamerika. Der alte Finanzsupermarkt gehört der Vergangenheit an. |