Die Royal Bank of Scotland verdient im dritten Quartal 1,3 Milliarden Pfund. Doch da helfen Buchhaltungstricks. Griechenland und das schwache Investment-Banking belasten. Und es wird eher schlechter als besser.
London. Stephen Hester, Chef der quasi verstaatlichten Royal Bank of Scotland (RBS), stellt sich auf eine weitere Zuspitzung der Eurokrise ein. Hester rechnet mit einem schwierigen vierten Quartal für die Bankbranche, deshalb hat er die Risiken der RBS in den gefährdeten EU-Ländern drastisch heruntergefahren.
Anfang des Jahres hatte die schottische Bank noch Anleihen aus Griechenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien im Wert von vier Milliarden Pfund in den Büchern. Jetzt sind es nur noch 772 Millionen Pfund. Der Großteil der Verkäufe habe im dritten Quartal stattgefunden, erläuterte Hester. Damit folgt die Bank Rivalen wie Barclays oder BNP, die ihre Bestände an Schuldpapieren aus den Krisenstaaten ebenfalls massiv abgebaut haben.
Um neue Schocks aus der Eurokrise abfedern zu können, haben die Politiker den europäischen Banken eine Aufstockung ihrer Kapitalpuffer verordnet. Spätestens im kommenden Sommer müssen die Institute eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent vorweisen können. Für die RBS sollte das kein größeres Problem sein, am Ende des dritten Quartals lag die Kernkapitalquote der Bank, die 2008 nach einem aggressiven Expansionskurs vom britischen Steuerzahler gerettet werden musste, bei 11,3 Prozent.
Für die Monate Juli bis September meldet die RBS einen Nettogewinn von 1,3 Milliarden Pfund. Allerdings nutzte die Bank wie andere Institute auch einen Buchhaltungskniff. Die Neubewertung der eigenen Schulden trug mit 2,36 Milliarden Pfund zum Ergebnis bei. Im operativen Kerngeschäft fiel der Gewinn dagegen von 1,7 Milliarden Pfund im Vorjahr auf 1,3 Milliarden Pfund.
Sparprogramm verordnet
Besondere Sorgen bereitete Hester das Investment-Banking. Hier brach der operative Gewinn von 446 Millionen Pfund im zweiten Quartal auf nur noch 112 Millionen Pfund ein. Deshalb will der Vorstandschef die Sparte weiter verkleinern, und noch einmal 2000 Stellen streichen. "Angesichts der Marktlage und der härteren Regulierung ist klar, dass wir weitere Schnitte machen müssen, um das Investment-Banking attraktiv zu machen", betonte Hester.
Der Vorstandschef hat der Bank ein fünfjähriges Sanierungsprogramm verordnet, das in etwa zur Hälfte absolviert ist. Analysten sehen zwar nach wie vor Fortschritte beim Umbau des Kerngeschäfts, befürchten aber, dass die Folgen der Eurokrise und die Gefahr einer neuen Rezession auf dem britischen Heimatmarkt das Projekt verzögern oder im Extremfall sogar aus der Bahn werfen könnten. "Die RBS-Aktie ist mit Sicherheit ein riskantes Papier, aber auf Sicht von fünf Jahren könnten die Investoren ihr Geld verdreifachen", sagte Paul Mumford vom Vermögensverwalter Cavendish der Nachrichtenagentur Reuters.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/...580.html?p5797580=2