Mit rund sieben Milliarden Menschen, die auf der Welt leben, sind die Anforderungen an deren ausreichende Versorgung mit gesunden Lebensmitteln in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Dabei ist das Meer eine der größten Nahrungsquellen. So werden derzeit jährlich rund 140 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Eine Menge, die aber kaum noch ausgeweitet werden kann, zumindest nicht mit den natürlichen Quellen. Denn große Fischbestände sind bedroht, wenn nicht sogar schon völlig ausgerottet. Doch die Frage nach Fisch und Fischprodukten steigt kontinuierlich. Was tun?
In den zurückliegenden Jahrzehnten wurden enorme Anstrengungen unternommen, Fische zu züchten, auch im offenen Meer. Diese als Aquakultur bezeichnete Technik wird immer wichtiger. Aktuell ist die Aquakultur für ungefähr ein Drittel der weltweiten Versorgung mit Fischereierzeugnissen und für rund die Hälfte des Speisefischangebots verantwortlich.
Weltweite Produktion in der Aquakultur nach Tierarten 1970 bis 2006
Quelle: The State of World Fisheries and Aquaqulture 2008, FAO
Ein Unternehmen, das hier tätig und zugleich der größte Produzent von Zuchtlachs ist, ist Marine Harvest. Doch Marine Harvest hatte in der Vergangenheit massive Probleme. In einer Fischzuchtfarm in Chile brach 2008 ein Virus aus und zerstörte in kurzer Zeit große Fischbestände. Der Grund für diesen Rückschlag war allerdings hausgemacht. Auf engstem Raum wurden zu völlig inakzeptablen Bedingungen Fische hochgezogen mit dem Ziel, möglichst billig und möglichst viel zu produzieren. Ein in der Massentierhaltung "beliebtes" Konzept, das aber nicht selten für Mensch und Tier in der Katastrophe endet (Stichwort: BSE). Schon vor dem Ausbruch des Lachsvirus war die chilenische Lachzucht durch den massiven Einsatz von Antibiotika und Reinigungsgiften in Verruf geraten.
Das, was Marine Harvest in Chile widerfahren ist, deutet auf ein grundlegendes Problem in der traditionellen Fischzucht hin. Naturschutzverbände wie der WWF beklagen sich zunehmend über die negativen Einflüsse aus der Fischzucht auf andere Tier- und Pflanzenarten. Die Fische werden nämlich in der Regel in den Zuchtanlagen in großen Netzen gehalten. Damit stehen sie im direkten Kontakt mit ihrer Umwelt. Krankmachende Keime können so jederzeit von außen nach innen gelangen und zu einer Epidemie unter den gezüchteten Fischen führen. Dies erfordert den massenhaften Einsatz von Antibiotika, die sowohl das Fischfleisch wie auch die Umwelt belasten. Zudem haben die Fischfäkalien und die Essensreste, die bei der Fütterung der Tiere übrig bleiben, starken Algenbewuchs zur Folge. Denn beides, Fäkalien und Essensreste, fallen unkontrolliert auf den Meeresboden.
Unterm Strich bedeutet dies, dass andere Konzepte für die Fischzucht entworfen werden müssen. AgriMarine, ein kleines Unternehmen aus Kanada, hat solch ein neues Konzept zu bieten. Denn bei AgriMarine werden die Fische in großen geschlossenen Becken gezüchtet. Ein direkter Kontakt mit der Umwelt ist so ausgeschlossen. Zudem werden alle Abfälle wie die Fischfäkalien abgepumpt, gefiltert und entsorgt. Es kommt also zu keiner Belastung für die Umwelt. Außerdem sind die Becken mit Kameras ausgestattet. Das Wohl der Tiere ist so jederzeit zu beobachten. Des Weiteren kann genau geprüft werden, wann die Fische während einer Fütterung satt sind, das Futter sinkt dann zu Boden. So können rund 20 Prozent der üblichen Futterkosten eingespart werden.
Dabei hat man die Phase der reinen technischen Planung schon hinter sich gelassen. Ende 2009 wurde in der chinesischen Stadt Benxi die erste Fischzuchtanlage installiert. Das Becken, das einen Durchmesser von 24 Metern hat und drei Millionen Liter Wasser enthält, ist in einem Stausee eingelassen. Insgesamt wurde es mit 50.000 jungen Forellen besetzt, die in zehn bis zwölf Monaten fangreif sein sollen. Die Besetzung mit Forellen ist möglich, weil das Wasser in dem Fischbecken zirkuliert. Für die Forellenzucht ist das eine Voraussetzung. Im laufenden Jahr soll die Anlage in Benxi ausgebaut werden. Insgesamt soll das gesamte Projekt zehn Becken umfassen. Für das Jahr 2011 sind weitere Fischzuchtanlagen in anderen chinesischen Städten vorgesehen. Insgesamt möchte man dann auf insgesamt 30 Becken kommen.
Aber nicht nur in China ist AgriMarine tätig. Auch in Kanda ist man um den Aufbau von Anlagen bestrebt, um zum Beispiel Lachsfische zu züchten. Potenzielle Standorte für die Anlagen hat man in der Nähe der beiden Städte Ottawa und Vancouver ausgemacht.
Konzeptbild einer Fischzuchtanlage von AgriMarine
Quelle: AgriMarine
Entscheidend für den Erfolg der Fischzucht von AgriMarine wird deren Akzeptanz auf der Kundenseite sein, und das nicht nur in China, sondern auch in den westlichen Industriestaaten. Und hier sieht es sehr gut aus. Viele große europäische und nordamerikanische Kaufhäuser haben Zeitpunkte zur Umstellung ihres Warensortiments auf Fischprodukte fixiert, die ausschließlich aus nachhaltiger Zucht stammen. So etwa Wal-Mart in den USA und der Einzelhändlerverbund EDEKA in Europa. AgriMarine stößt hier also in einen stark expandierenden Markt vor.
Bereits im kommenden Jahr will AgriMarine einen Umsatz von fast neun Millionen CAD erwirtschaften. 2014, also nur drei Jahre später, sollen es dann bereits schon 76,5 Millionen CAD sein, gegenüber 2011 also eine Versiebenfachung. Aktuell kommt AgriMarine auf eine Marktkapitalisierung von nur zehn Millionen CAD.
Moderation Zeitpunkt: 21.01.11 14:22 Aktion: Forumswechsel Kommentar: Falsches Forum
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