Das wars dann höchstwahrscheinlich endgültig für Bayer. Schönes Geld praktisch in den Sand gesetzt...
11.06.2006 - 16:41 Uhr Neue Schwierigkeiten für Bayer bei Schering-Übernahme
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Übernahme des Pharma-Herstellers Schering gestaltet sich für die Bayer AG unerwartet kompliziert. Neben dem Levenerkusener Konzern kauft offenbar auch die Darmstädter Merck KGaA laufend Aktien des Berliner Unternehmens und hält inzwischen 18,58% an Schering. Die Bayer AG, die Merck bei Schering mit einem höheren Gebot ausgestochen hatte, kommt nach Angaben vom Wochenende auf über 61,52% der außenstehenden Aktien. Tatsächlich erworben hat sie allerdings erst 23,1%, der Rest wurde dem Konzern bisher nur angedient. Bayer bezeichnete das Vorgehen von Merck als nicht nachvollziehbar.
Mit 61,52% hätte Bayer zwar die Mehrheit an Schering - zur Bedingung für das Übernahmeangebot hat der Konzern jedoch das Erreichen der Schwelle von 75%gemacht. Die Angebotsfrist für die Schering-Aktionäre läuft am Mittwoch, dem 14. Juni, um 24.00 Uhr deutscher Zeit ab. Bis zum Donnerstagnachmittag hatten bereits 40,2% der Schering-Aktionäre ihre Aktien Bayer zum Kauf angeboten, am Freitagnachmittag war die Quote allerdings wieder um knapp 2% auf 38,4%gefallen.
Offenbar hatten einige Aktionäre, die sich zur Abgabe ihrer Aktien schon entschlossen hatten, ihre Meinung wieder geändert, nachdem die Merck KGaA ihren Anteil aufgestockt hatte. Die Darmstädter, die mit einem eigenen feindlichen Übernahmeversuch gescheitert waren, haben ihren Anteil an Schering von ursprünglich knapp unter 5% laut SEC-Filing von Freitagnacht auf 18,58%ausgebaut. Darin teilte Merck zudem mit, dass die seit 30. Mai für rund 2,2 Mrd EUR erworbenen Schering-Papiere nicht an Bayer abgeben werden sollen. Allerdings behalten sich die Darmstädter ausdrücklich vor, ihre Meinung zu ändern, sollten die Umstände dies nahelegen.
Mit dem Kauf von fast 45 Mio Schering-Aktien außerhalb des Angebots reagieren die Leverkusener nun auf den Schritt von Merck. Bayer hatte am Freitag erklärt, das Verhalten von Merck wirke wie der Versuch einer Blockade-Politik, um die Übernahme der Aktien durch Bayer zu erschweren. Eine solche Vorgehensweise sei von strategischen Investoren bislang nicht bekannt. Um die eigene Position zu stärken, haben der Konzern am Freitag begonnen, Schering-Aktien am Markt zu kaufen.
Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Wenning hatte am Freitag erklärt, das Management halte die Kombination der Pharma-Geschäfte von Schering und Bayer nach wie vor für eine sehr sinnvolle Vorgehensweise, die nachhaltig Werte schaffen werde. Deshalb sei Bayer weiter fest zu einer Übernahme entschlossen.
Trotz des erneut angefachten Übernahmepokers rechnen Aktionärsschützer nicht damit, dass Bayer die Frist für sein Übernahmeangebot noch einmal verlängert. "Das bringt nichts", sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dem "Tagesspiegel am Sonntag". Um weitere Anteile an sich zu ziehen, müssten die Leverkusener ihr Angebot aufstocken, sagte er dem Blatt. Das habe Bayer aber stets ausgeschlossen. Sollte Wenning seine Meinung ändern, werde die DSW jedoch darauf dringen, dass auch die Schering-Aktionäre, die ihre Aktien Bayer bereits zum Kauf angeboten haben, in den Genuss des höheren Preises kommen. DJG/hab -0- |