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Infineon will Vergleich mit Qimonda
Der Münchener Halbleiterkonzern Infineon fühlt sich im Streit mit dem Insolvenzverwalter der Speicherchiptochter Qimonda zwar im Recht. Doch bereitet die Konzernführung die Aktionäre auf einen teuren Vergleich vor. Am Wohlwollen der Anteilseigner auf der Hauptversammlung ändert dies nichts.
München - "Keiner von uns ist in der Sache Qimonda entspannt", sagt Infineon-Chef Peter Bauer. Damit widerspricht er auf der Hauptversammlung dem Eindruck eines Aktionärssprechers, der Vorstand nehme die Forderungen des Qimonda-Insolvenzverwalters auf die leichte Schulter.
Das maximale Risiko aus diesen Forderungen oder einen Zeitrahmen für einen Vergleich will Bauer aus taktischen Gründen nicht nennen. Doch im Geschäftsbericht wird vorsorglich vor dem Risiko erheblicher finanzieller Verpflichtungen für die Gesellschaft gewarnt. Und deutlicher noch als bisher stellt Bauer vor den Aktionären den Willen zu einem Vergleich heraus, der alle anhängigen Rechtsstreitigkeiten beendet. Auch wenn man sich natürlich gegen unberechtigte Forderungen energisch zur Wehr setze.
Der Rechtsanwalt Michael Jaffé verwertet seit 2009 die Aktiva der Speicherchiptochter, die 2006 unter dem Namen Qimonda aus dem Infineon-Konzern ausgegliedert und zu einem kleinen Teil an die New Yorker Börse gebracht wurde. Schon drei Jahre später ging sie in Konkurs. Jaffé behauptet, bei der Ausgliederungen seien formale Fehler begangen worden. Außerdem habe der Wert der ausgegliederten Aktiva nicht 3,6 Milliarden Euro betragen, sondern minus 1,1 Milliarden Euro.
Hohe Kosten für den Rechtsstreit
Aus diesem angeblich negativen Wert plus den 600 Millionen Euro, die Infineon Chart zeigen damals aus dem Teilverkauf erhalten hat, sowie aus einer angeblich fehlenden Einlage bei "Neugründung" der Gesellschaft 2006 begründet Jaffé eine Forderungen von insgesamt 1,71 Milliarden Euro an den ehemaligen Großaktionär Infineon. Strittig ist zudem die Nutzung von Patenten durch Infineon, die damals Teil der ausgegliederten Aktiva gewesen sind.
Die Sprecher der beiden Schutzgemeinschaften für Aktionäre sowie der Fondsgesellschaft Union Investment fragen auf der Hauptversammlung besorgt nach. Zumal Infineon offiziell erst 305 Millionen Euro für das Qimonda-Risiko zurückgestellt hat. Bis zur Feststellung des Halbjahresberichts Ende März werde die Position aber noch einmal überprüft, sagt Bauer. Die Kosten des Rechtsstreits seien relativ hoch, aber niedrig im Vergleich zu den geforderten Summe.
Infineon habe keine Fehler bei der Bewertung gemacht, versichert Bauer, der das Unternehmen selbst erst seit 2008 führt, allerdings seit 1999 im Vorstand sitzt und in dieser Funktion durchaus für frühere Fehler zur Verantwortung gezogen werden könnte. Offenbar gibt es nur ein Wertgutachten über die 3,6 Milliarden Euro von PricewaterhouseCoopers sowie eine Bestätigung des Registergerichts, dass das ausgegliederte Unternehmen mindestens 600 Millionen Euro wert ist.
Bei den Summen ging es nicht nur um Fertigungsstätten, sondern vor allem auch um immaterielle Vermögensgegenstände wie Patente. Gerade deren Bewertung dürfte in dieser Hightechbranche sehr kompliziert und langwierig sein, was einen Vergleich als Mittel der Wahl erscheinen lassen könnte. ----------- "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."
Curt Goetz |