08.08.2008 14:58 Die Spiele sind eröffnet! Hurra? Die chinesische Leitbörse in Shanghai verlor am Tag der Eröffnung der olympischen Spiele mehr als vier Prozent und fiel auf den tiefsten Stand sei 19 Monaten. Ein schlechtes Omen für die Regierung, die noch versucht hatte, die Börse vor den Spiele auf Kurs zu bekommen. Freude bei den Spielen, Katerstimmung an der Börse. Der chinesischen Leitbörse brachte der 8.8.2008 kein Glück. An diesem Freitag schloss die Börse in Shanghai bei 2.605 Punkten, mit einem Tagesminus von mehr als vier Prozent, auf dem tiefsten Stand seit 19 Monaten. Von Olympiaeuphorie war auf dem Parkett keine Spur. Dabei hatte die Wertpapieraufsicht vor einer Woche noch betont, sie werde alles tun, um die Kurse während der Spiele stabil zu halten. Unter anderem kündigte die Behörde an, sie habe im Rahmen dieser eher kosmetischen Stabilisierungsversuche weit mehr Anträge auf Börsengänge abgelehnt als bisher. Ungefähr jeden dritten. Gebracht hat es nichts. Seit Oktober 2007 befinden sich die chinesischen Börsen in einem Abwärtssog, der bis heute nahezu ungebremst andauert. Der herbe Kursverlust vom Freitag, so analysierten die Händler schnell, sei vor allem auf die Angst der Anleger vor einer wirtschaftlichen Abkühlung zurückzuführen. Mehr zum Top-Thema Schwächt sich die Wirtschaft ab? In der Tat sind die Zeiten enormen, fast ungebremsten, Wachstums in China vorbei. Lange Zeit hat die Regierung versucht, das überhitzte Wachstum und die Inflation zu bremsen. Seit etwa einem Monat aber zeigt sie sich besorgt, dass die chinesische Wirtschaft ihr Wachstumstempo verliert. Im zweiten Quartal wuchs das BIP noch um robuste 10,1 Prozent. Im ersten Quartal waren es aber noch 10,6 Prozent, davor 11,2 Prozent. Der bisher scheinbar unaufhaltbare Immobilienboom scheint ebenfalls Grenzen zu finden. In Peking, stellte das nationale Statistikbüro fest, wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres 50 Prozent weniger Wohnimmobilien verkauft als vor einem Jahr. Jetzt gelte es, gab das Politbüro aus, für ein "rasches und gleichmäßiges" Wirtschaftswachstum zu sorgen. Und zugleich die weiterhin immense Inflation zu bekämpfen. Maßnahmen verpuffen Die jüngste Ankündigung der Wertpapieraufsicht, die Märkte zu stabilisieren, setzt eine Reihe von Maßnahmen der Regierung mit ähnlichem Ziel fort. Im Mai 2007 verdreifachte die Regierung die so genannte Stempelsteuer, um die überhitzten Börsen zu kühlen. Die Folge war ein dramatischer, aber nur sehr kurzzeitiger Kursverlust. Dann, als der Leitindex in diesem Jahr erstmals unter die 3.000-Punktemarke fiel, senkte China die Aktienverkaufssteuer, um die Abwärtstrend zu stoppen. Auch dies sorgte nur sehr kurz für den gewünschten Effekt. Die Probleme einer jungen Börse Gebracht haben diese Maßnahmen unter anderem die Erkenntnis, dass sich die Börsen in China seit Jahren im relativen Gleichklang mit den globalen Wertpapiermärkten entwickeln. Nur eben etwas extremer. In gewisser Weise ist die Kursentwicklung in Shanghai sogar mit der Euphorie am Neuen Markt zur Jahrtausendwende vergleichbar. Viele Privatanleger kauften zum ersten Mal in ihrem Leben Aktien, träumten von schnellen Kursgewinnen und verkauften panikartig, als die Kurse wieder fielen. Dass der chinesischen Wertpapiermarkt mit Problemen zu kämpfen hat, erkennt mit bemerkenswerter Offenheit auch die chinesische Zentralbank. Es gebe zu wenig institutionelle Investoren mit längerfristigen Interessen, urteilt sie. Zudem seien noch zu viele Aktien in staatlicher Hand, und viele Anleger zumeist spekulativ unterwegs. Rainer Schäfer, Emerging Markets-Experte der Dresdner Bank, verwies auf boerse.ARD.de auf das extrem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis chinesischer Aktien. Selbst jetzt, nachdem sich der Kurs des Leitindex' seit dem Hoch im Oktober vergangenen Jahres mehr als halbiert hat, ist das durchschnittliche KGV der chinesischen A-Aktien mit über 20 immer noch recht hoch. Angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheit ist es für viele Anleger zu hoch |