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8. Analyse der Teleboerse zu Infotopia Areerat 13.02.02 07:23 Wertlose Rekorde Infotopia vertreibt nach Eigendarstellung vor allem Fitness-Produkte über Internet und Einkaufsfensehen. Infotopia trat in der ersten Hälfte des Jahres vor allem durch die fortwährende Veröffentlichung immer wieder neuer Rekordzahlen in Erscheinung. Diese hat zwar bislang immer noch nie ein Wirtschaftsprüfer angeschaut, aber sie klangen gut. Doch wer sich auf die Angaben von Infotopia verlässt, ist hoffnungslos verlassen. Das Unternehmen hatte 2001 bislang drei Berichtsquartale. Mittlerweile hat es zwölf Quartalsberichte abgegeben, da immer wieder massive Änderungen erforderlich waren. So fiel der Nettogewinn des ersten Quartals nach vier Änderungen um insgesamt 49%. Aus dem ursprünglich berichteten Gewinn des zweiten Quartals von 1,5 Mio.Dollar wurde ein Verlust von 1,9 Mio. Nicht nur der Gewinn sackte ab: Auch das Eigenkapital fiel z.B. im zweiten Quartal um 26%. Bei solch massiven unmotivierten Änderungen sind die Berichte das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen.
Kapitalverwässerung im großen Stil Undurchsichtig sind auch die Aktiengeschäfte des Unternehmens. Nicht nur, dass die Zahl der Aktien immens aufgebläht wurde. Innerhalb von 14 Monaten stieg die Aktienzahl bereinigt um eine 200:1-Verschmelzung um den Faktor 928! Vor der Verschmelzung wären dies sagenhafte 1,82 Milliarden Aktien. CEO Daniel Hoyng und seine Vorstandskollegen sind übrigens von der Verwässerung nicht betroffen. Eine Regelung im Arbeitsvertrag sichert ihnen 1 Mio. Aktien jährlich zu - explizit von Aktienverschmelzungen aufgenommen. Wie sehr die Aktienverschmelzung die Vorstände begünstigt, zeigt sich übrigens daran, dass diese nur wenige Tage danach ihre Aktienoptionen ausübten. Denn diese erhielten netto 4,7 Mio. Aktien. Vor der Verschmelzung waren dies rund 0,2 Prozent des Aktienkapitals – danach 40 Prozent. Sehr viel Vertrauen in das eigene Unternehmen scheinen die Vorstände dennoch nicht zu haben. Denn sie haben mehr Aktien verkauft als gekauft.
Dubiose Berater Auch die Wege, die die Aktien gehen, beklagen Anlegerschützer, sind alles andere als nachvollziehbar. Millionen von Aktien gingen an - zum Teil sehr umstrittene - Berater. So hat sich Rechtsanwalt Herbert Jacobi gerade schuldig bekannt, gestohlene FBI-Akten angekauft zu haben. Berater Alan Berkun sieht sich einer Anklage wegen Wertpapierbetrugs gegenüber und die Firmenanwälte Bondy&Schloss werden von der J Group verklagt. Das Unternehmen wirft B&S vor, sie ungewollt in eine Geschäftsbeziehung mit Infotopia gebracht zu haben. Andere Berater stellen sich als von Bondy&Schloss gegründete Scheinfirmen heraus. Und da ist noch Thomson Kernaghan: Der Beraterfirma wurden nach Darstellung von Infotopia mehrfach "irrtümlich" Aktien zuerkannt. Obwohl nicht sicher sei, dass diese zurückholbar sind, erhielt die Firma später wieder ein Aktiendeputat.
Merkwürdige Fast-Fusion Denkwürdig auch der Versuch einer Fusion mit der an der AMEX (American Stock Exchange, einem NASDAQ-Partner) gelisteten EntrePort. Hierdurch hätte sich der Anteilswert der Infotopia-Aktien bezogen auf das Firmenvermögen drastisch verringert. Aber, nachdem man bereits angekündigt hatte, sich einig zu sein, wurde alles wieder abgeblasen. Angeblich hat man sich selbst um ein Listing bemüht. An anderer Stelle heißt es wieder, man müsse erst die Ergebnisse des ersten Halbjahres prüfen lassen. Desweiteren akzeptiert die AMEX keine Penny-Stocks. Und trotz 200:1-Verschmelzung steht der Kurs derzeit noch bei 8,1 Cents. Splitbereinigt sind das noch 0,0405 Cent.
Zum Lachen, dass man weinen könnte Infotopias Gebaren hat nichts, was Vertrauen erweckt. Da tauchen plötzlich Tochterfirmen aus dem Nichts auf, da wird dem CEO die Einrichtung einer neuen Küche zu "TV-Aufnahmezwecken" finanziert, der Wert von Lizenzen um 80 Prozent herabgesetzt und im Oktober ein frisch eingesteller Finanzchef nach acht Wochen ohne Angaben von Gründen an die Luft gesetzt. Gerade in Anbetracht der merkwürdigen Rechnungslegung gibt das zu denken. Allem Anschein werden hier Anleger ausgenommen wie die Weihnachtsgänse.
Mehr über Infotopia auch bei StockPatrol.
25.12.2001; Dr. Martin Hock |