1. "Ob es da evtl. eher der Absatz ist und nicht der Preis der Energie?"
Bei den Lagern und Wälzlagern, deren Herstellung selbst energieintensiv ist (manche Lage sind Stahlkolosse mit 4m Durchmesser), ist Schaeffler doppelt betroffen. Von der teureren Herstellung UND von der gesunkenen Nachfrage, weil die Industrie (also die potenziellen Käufer der Lager) hauptsächlich wegen der stark überhöhten Energiepreise in einer krisenhaft zugespitzten Rezession steckt.
Ich bin da ganz bei Merkel, die sich stets dafür eingesetzt hat, dass die deutsche Industrie Energie zu möglichst günstigen Preisen erhält - weil ihr klar ist (und nicht nur ihr), dass mit teurer Energie kein nachhaltiges Wirtschaftswachstum möglich ist. Die Zeche der verfehlten Energiepolitik zahlen nicht nur die Konzerne (Werksschließungen, kostspielige Verlagerungen ins Ausland), sondern auch die Arbeitnehmer, die durch die Massenentlassungen ihren Job verlieren.
Für die Autoindustrie und die Zulieferer kommt es "doppelt dicke", weil sie zusätzlich unter der wankelmütigen "Hu/Hott"-Politik bei der E-Auto-Förderung leiden, die für Planungsunsicherheit sorgt und Investitionen schwierig macht. Wer vorauseilend in E-Autos investiert hatte wie VW, hat heute die Popokarte.
"Teure Energie" ist daher kein Luxusproblem. Es trifft uns alle, vom Schaffler-Aktionär, der sich über Kurs von 4,40 Euro ärgert, bis zu den 4700 Leuten, die bei Schaeffler ihren Job verlieren werden.
2. Rußland hat die holländische Krankheit und keine innere Produktivität. Der Apparat finanziert sich nicht durch Produktivität sondern durch Ausbeutung. Ausbeutung "eigener" Rohstoffe und Bürger und Ausbeutung der Nachbarn.
Dem stimme ich nicht zu. Kolonialismus ist eher ein Kennzeichen des globalen Westen (heute G7), der auf eine lange Tradition des Kolonialismus zurückblickt. Er verdankt seinem Reichtum der Tatsache, dass er armen Ländern (der "Dritten Welt") Rohstoffe spottbillig abkaufte und daraus teure Produkte fertigt, die weltweit verkauft werden. (Deshalb ist der Aufstieg der BRICs zu Industrieländern ja auch so bedrohlich...)
Genau das macht Russland nicht, weil die Gas-, Öl- und sonstigen Rohstoffe im eigenen Land gefördert werden. Du liegst mit "Ausbeutung der Nachbarn" somit daneben. Wenn man den Wert der Rohstoffe im heimischen Boden zum Maßstab nimmt, zählt Russland zu den reichsten Ländern der Welt, und dieser Reichtum ist sogar inflationssicher, weil er nicht von der grassierenden Gelddruck-Inflation der Notenbanken betroffen ist. Dieser Bodenschatzreichtum Russlands weckt bei den Nachbarn nicht ohne Grund seit Jahrhunderten so große Begehrlichkeiten, angefangen von Napoleon (koloniales Frankreich) über Hitler ("Volk ohne Raum") bis heute [Fehlendes bitte selber ausfüllen ;-)].
Wer den Luxus hat, seine eigenen Rohstoffe verkaufen und davon leben zu können, hat weniger Ansporn, auch auf anderen Gebieten (z. B. Technologie) Wertschöpfung zu betreiben. Russland hat sich vielen Jahrzehnten auf diesem Rohstoff-Reichtum ausgeruht - daher die von dir genannte geringe innere Produktivität. Was an Technologie gebraucht wurde, wurde mit den Rohstoffeinnahmen im Ausland gekauft.
Deine Behauptung "Ausbeutung" trifft ebenfalls nicht zu. Klar gibt es in der heutigen Russischen Förderation Oligarchen, darunter Putin, die zu den Systemprofiteuren zählen. Aber Russland bleibt m. E. ein Sozialstaat, weil z. B. die Einnahmen von Gazprom (staatseigen) zu großen Teilen dazu benutzt werden, dass russische Rentensystem zu finanzieren.
Und Oligarchen gibt es auch anderswo. Die Ukraine, Europa inkl. England und vor allem USA sind voll davon. Ist Elon Musk nicht ebenfalls ein Oligarch, der mit der Macht (Trump) kungelt und sich obendrein ein weltweit reichendes Sprachrohr (X bzw. Twitter) von seinem Taschengeld zugelegt hat, um seine Meinung (die ihm selber nützt) möglichst weit zu verbreiten? Und was ich mit Oligarchen wie Bill Gates, Zuckerberg, und einem Großteil der anderen Tech-Milliardäre, inkl. den ultrarechten Gebrüdern Koch? Interessaterweise ist das Silicon Valley, früher ein Hochburg der Demokraten, heute eher den Republikanern zugewandt, also jenen, die den Ukrainekrieg mehrheitlich beenden wollen. Davon würde auch die deutsche Wirtschaft profitieren. |