Ich hatte mir gestern Abend noch mal den Analysten-Call angehört.
Ich fand, Hr Kamper klang auch etwas konsterniert. Wirklich fundamental positives hat man nicht vernehmen können. Der Aktienkurs findet keinen Boden, mittlerweile bin ich von meinem Einstieg bei im Schnitt ca. 12.00 Euro deutlich entfernt. Für mich ist das aber ein langfristiger Turnaround-Play, daher gibt es "keinen" fixen Stop.
Key-Facts, die ich mitgenommen/ bestätigt bekommen hatte:
- Inflation über alle Bereiche hinweg stellt gerade für LEONI ein extremes Problem dar. Wie vermutet hat LEONI hier kaum Preisdurchsetzungsmacht sondern ist auf den guten Willen der OEMs angewiesen. Der gute Wille... Hierzu gab es ja schon ein paar Posts, auch bzgl. der Stuttgarter Automobilkollegen... Das wird extrem schwierig für LEONI. Der WSD verliert pro Quartal ~ 30 Millionen Euro in dieser Kategorie. Welche Aktionen hat man im letzten Jahr unternommen, um die Kosten durchzreichen? Von massiver Inflation ist seit einem Jahr die Rede.... Mehr als nur ... schmerzhaft
- Ukraine produziert wieder annähernd auf 100%. Das ist gut. Gut ist auch, dass LEONI angibt, sämtliche Investitionen und gestiegene Kosten durch Duplizierungen an die OEMs durchzureichen. Ggf. wird die Duplizierung am Ende nicht notwendig sein, der Kunde zahlt sie aber trotzdem. Hier könnten lukrative Folgeaufträge winken, da die OEMs das Equipment vermutlich nicht wo anders hinverlagern wollen. Mittelfristig ggf. ein attraktives Szenario
- Refinanzierung scheint konstruktiv zu verlaufen. Das schlechte Q1 Ergebnis und steigende Zinsen sind sicherlich nicht positiv, der Verkauf und Erlös der BG Industrial Sparte und der kleineren Sparten sollten aber Vertrauen geben.
- Verkauf der BG Automobilsparte. Die Sparte macht nach den Finanzberichten den größten Anteil des WCS aus. Ich glaube mich zu erinnern, dass Hr Kamper in einem der Calls mal sagte, der WCS Automotive Teil hat im vergangenen Jahr über 1 Mrd. € Umsatzerlöse generiert. Das ist quasi das Kernstück des WCS. Mit dem Erlös muss das Unternehmen die solide Refinanzierungsbasis schaffen. Ich hatte verstanden, dass der Verkaufsprozess hier voll am Laufen ist und wir hier vermutlich gegen Mitte des Jahres / Q3 einen Abschluss sehen.
Die große Kernfrage, die nun etwas kritischer zu sehen ist, lautet aber ja....
Der WSD muss LEONI vermutlich zu Jahresende alleine tragen. In Q1/2022 hat der WSD exkl. der Ukraine Effekte ein EBIT vor Sondereffekten (wie ich die Darstellung von LEONI liebe....) von ~ -45 Mio. € generiert. Die Aktie reflektiert die konsternierte Stimmung von Hr Kamper. Wir verlieren seit etlichen Tagen im Schnitt 5% an Wert pro Tag.
LEONI muss hier in Lichtgeschwindigkeit Verträge nachverhandeln und weitere Verbesserungen erzielen. Von den hunderten Millionen angezeigten Einsparungen durch Value21 ist effektiv über der Nulllinie ... kaum etwas/ nichts zu sehen.
Ich stelle mir seit einigen Wochen aber die Frage, ob die Automobilindustrie evtl. erstmalig der Gewinner der wirtschaftl. Abkühlung/ Rezession sein könnte. Wenn für PCs, Server, Notebooks, Smartphones etc. weniger Chips angefragt werden, das Backlog für Elektroautos und Autos im Generellen aber bei einigen OEMs > 12 Monate ist.... könnten auf einmal die Chips deutlich schneller in höherer Stückzahl zur Verfügung stehen. Das könnte die OEMs und auch die Zulieferer durch den Abschwung begleiten und dessen Folgen abfedern.
Mittlerweile stehen wir wieder bei 7.00 Euro. Da bin ich auch etwas... konsterniert. |