Was AMD machen könnte, um den DURCHSCHNITTS-Verbrauch zu senken, wäre, "Cool & Quiet" (C&Q) noch aggressiver zu programmieren. Ich hab mir letzten Herbst einen AMD-Rechner selber gebaut mit dem Athlon-64 3500 (Asus-Board, Nforce 4), fand den aber so lahm, dass ich die Teile zurückgeschickt hab (er war langsamer als mein alter Pentium-4-2800 mit Northwood-Kern [130 nm]). Das allein zeigte mir, wieviel Hype bei den AMD-Prozessoren dabei ist.
Dabei konnte ich aber ein bisschen mit Cool & Quiet rumspielen. Das ist ein separater Prozessor-Treiber, der in Windows nachträglich installiert werden muss (zudem muss das Feature im Bios freigeschaltet werden). Zurzeit läuft C&Q so, dass immer, wenn der Prozessor wenig zu tun hat, die Taktrate HALBIERT wird. Der Athlon 3500 taktete sich also von 2200 MHz (seine Norm-Speed) auf 1100 MHz runter. Zudem wird die Core-Spannung gesenkt. Dies führt dazu, dass der Prozessor recht kühl bleibt, weil ja nur selten die volle Leistung von ihm verlangt wird. Die Sache hat aber einen Haken: Es gibt Programme, die ständig volle CPU-Power saugen, z. B. Schachprogramme. Läuft so ein Programm, wird auch der Athlon ziemlich heiß. Der Lüfter muss im Prinzip so ausgelegt werden, dass die CPU auch bei Dauerbetrieb mit Höchstleistung keine "Kern-Schmelze" erleidet.
Dennoch könnte AMD noch weiter gehen und die Taktrate um 2/3 senken, im Beispiel des obigen Prozessors auf 750 MHz. Auch die Core-Spannung könnte man im Idle-Modus noch weiter senken. Auf diese Weise erhielte man einen DURCHSCHNITTS-Verbrauch von vielleicht 35 Watt. Bei normalen Anwendungen würde das dann auch erreicht. Der Rechner wirkt trotzdem nicht langsam, weil es sich in Sekundenbruchteilen hochtaktet, falls Rechenpower benötigt wird. Doch auch dann müsste die Kühlung so ausgelegt sein, dass sie auch bei Dauer-Betrieb mit höchster Taktrate durchhält. Ohne C&Q werden auch die neuen Athlons bestimmt 80 bis 110 Watt verbrauchen. Der Athlon 64 X2 FX-60 (Dual Core) ist mit einer TDP von 110 Watt angegeben, auch wenn er mit C&Q im "Büro-Modus" wahrscheinlich viel weniger verbraucht. Möglicherweise kopiert AMD auch das Intel-Feature "enhanced halt state" ("Stillstand" bei Nichtgebrauch).
Intel hat bei Dothan/Banias sehr ausgefeilte Stromsparmechanismen entwickelt. So wird z. B. nicht benötigter Cache-Speicher (der auch dem CPU-Chip sitzt) dynamisch zu- und abgeschaltet. Diese Technik hat Intel in die CORE-Architektur (Yonah, Merom, Woodcrest) übernommen. Außerdem hat auch Intel ein C&Q, das sich "enhanced speed step" nennt und ebenfalls von Intels Notebook-CPUs stammt. Dann kommt noch der Halt State C1E.
Das Shrinken von 90 auf 65 Nanometer bringt - netto, also unter Berücksichtigung steigender Leckströme bei kleineren Strukturen - etwa 10 % weniger Leistungsaufnahme (siehe Posting oben - "Prescott" vs. "Cedar Mill"). Diese 10 % hat Intel sozusagen "exklusiv". Alles andere sind Treiber, Abschalter, Bremser, Runtertakter usw.
Mein aktueller Prozessor ist ein Intel Pentium-4 640 (3,4 GHz). Ich hab ihn auf 3,86 GHz übertaktet, FSB 600 Mhz, was er klaglos aushält. Intel liefert keinen separaten Cool & Quiet-Treiber. Dieser ist aber in Windows XP "eingebaut". Aktiviert man Enhanced Speedstep im Bios, taktet Windows den Prozessor im Idle-Modus auf 2,8 GHz runter und senkt die Core-Spannung. Insgesamt ist das genauso wirksam wie Cool & Quiet bei AMD. Der P4 640 ist aber WESENTLICH schneller als der Athlon 64 3500, den ich vorher hatte. Mein Prozessor wird, wenn ich hier so vor mich hin tippe, nur 37 Grad warm (dicker Zalman-Kühler CPS 7700). Läuft jedoch ein Schachprogramm, geht er auf 50 Grad hoch. In einer zweiten Partition hab ich auch noch Windows-2000, dass den Prozessors NICHT runtertakten kann (Feature fehlt) - da wird er dann 60 Grad heiß, ebenso unter DOS.
FAZIT: Stromsparen durch Shrinken auf 65 nm bringt rund 10 % - ein exklusiver Intel-Vorteil. Alles andere sind Treiber und raffinierte Abschaltungen/Runtertaktungen.
Noch was zur Intel-Aktie. Die fällt, weil alle Welt noch der Doktrin nachhängt, AMD würde Intel Marktanteile wegnehmen und schrittweise ausbooten. Das mit den Marktanteilen stimmt (3 % bei den Desktop, 0 % bei den Notebooks), ist aber IMHO ein Einmaleffekt, der sich mit Intels CORE-Serie wieder verflüchtigen dürfte. Dennoch bestimmt diese Mär vorerst das Tagesgeschehen. (Das ist so ähnlich wie bei Nokia, als die den Trend zu Klapphandys verschlafen hatten und alle Welt Nokias Niedergang vor der asiatischen Konkurrenz wie Samsung herbeifantasierte - Nokias Klapphandys kamen dann sechs Monate später, Nokia blieb Marktführer. Die Niedergangs-Phantasien entpuppten sich als geistige Vogelgrippe...).
Erst wenn PUBLIK wird, was Intels CORE-Serie drauf hat, kommt die Wende. Das könnte ein Analyst anschieben, das könnte Intel beim nächsten Ausblick im April verbreiten, am wirkungsvollsten aber sind Artikel in einer Zeitung wie der New York Times oder dem Wall Street Journal. "Timen" kann man das nicht, da muss man einfach Halten, auch wenn Intel weiter fällt. Kommt der Artikel, könnte Intel über Nacht 10 % höher aufmachen (so war es bei AMD, als die NYT 2003 den Athlon-64 vorstellte).
Peoples: Stell Dir vor, Du verkaufst jetzt für 19,60 USD, weil Dir der "Salami-Crash" auf den Senkel geht (geht Millionen anderen Intel-Halter ähnlich...), um dann nach Erscheinen des NYT-Artikels festzustellen, dass die Aktie bei 22,30 USD aufmacht - und von da an schnurstracks weiter steigt. Du würdest Dir in den Dings beißen.
Doktore: Preislich ist Intel sogar sehr gut aufgestellt. Die billigste Intel Dual-Core-CPU (Modell 805) gibt es zurzeit für sage und schreibe 130 Euro! (siehe Grafik im Anhang, Anbieter: Mindfactory.de). Zu der 805-CPU schreibt ein Kunden-Rezensent bei Alternate.de
"MajPay schrieb am 05.03.2006 Kundenbewertung: 5 Sterne in sachen Preis-Leistung ist das die beste CPU auf dem markt. 140€ (bei manchen anderen händlern 120) für einen dualcore ist wahnsinn. auch 64bit dabei etc... und das beste: die CPU hat einen Multi von 20. das heisst: wenn man DDR-667 kauft und die CPU syncron mit 166MHz FSB laufen lässt(statt 133) kommt man auf einen Dualcore mit 3,3GHz. mit besserer kühlung wird auch was um die 3,6GHz drin sein. Durch Speedstep kann man auch den multi senken und die CPU zb mit 200*15 laufen lassen. also einfach genial das teil... klare kaufempfehlung
Der billigste Dual-Core von AMD (Athlon 64 X2 3800) hingegen kostet bei Mindfactory schlicht das Doppelte: 260 Euro.
Wenn Intels CORE-Modelle kommen, werden sie natürlich TEUER sein, weil sie neu und besser sind, dafür werden die Preise für die alten Pentiums gesenkt. Dann zahlen die, die immer das Beste und Neueste haben wollen, den Prämium-Aufpreis; die anderen kriegen den letzten Schrei von gestern für n Appel und n Ei. Diese Billigheimer sind es dann aber, die AMD im Billig-Segment, der Hauptdomäne von AMD, an's Bein pinkeln.
Der Intel Dual-Core 805 bei Mindfactory.de (DISCLAIMER: Das soll keine Werbung sein, nur eine aktuelle Preis-Info.) |
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