Technischer Morgenkommentar vom 04.11.2005
§04.11.2005 07:45:00
(Aktien-Indizes) § Nach einem freundlichen, aber eher uneinheitlichen Handelsstart am gestrigen Donnerstag, setzte sich am Nachmittag die Nachfrageseite erneut durch und schob Europas Indizes auf neue Bewegungshochs im laufenden Aufwärtsimpuls. Seit Freitag letzter Woche konnten somit fast alle der von uns beurteilten europäischen Börsebarometer ihre maximalen Korrekturpotentiale, welche sich auf der Grundlage der Wegstrecke der jüngsten sekundären Abwärtstrends errechnen ließen, ausschöpfen bzw. sogar überwinden. In der Konsequenz und unter Verweis auf unsere statistischen Auswertungen von Kursbewegungen nach Reaktionen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung der Abwärtstrends nach Abschluss der aktuell laufenden Aufwärtsimpulse auf ein Niveau von unter 37 Prozent gesunken. In den Indizes, in denen das maximale Reaktionspotential bereits überschritten wurde, ist von einer Reaktion oder Korrektur ohnehin nicht mehr die Rede, hier liegt uns jetzt ein übergeordneter Aufwärtsimpuls auf Tagesbasis vor.
Deutlich zurückgeblieben und im Sinne der Definition noch immer "gefährdet", ist der spanische IBEX 35. Hier konnte sich der Kursverlauf bisher kaum wirklich nennenswert aus seiner Konsolidierungszone nach oben hin ablösen, ganz im Gegenteil, der spanische IBEX tritt auf der Stelle. Ableitend bedeutet dies eine überaus niedrige Schwungkraft und somit eine neutrale Ausrichtung, welche auch chart- wie markttechnisch bestätigt wird.
Das heißt: bei Indizes mit ausgeprägten Aufwärtsimpulsen, welche von ihrem Ausmaß her bereits mehr als die errechneten Maximalkorrekturen überschritten haben, betrachten wir die jüngst ausgebildeten, aufwärts ausgerichteten Bewegungsimpulse nicht mehr als Korrekturen auf den vorangegangenen Abwärtstrend, sondern als eigenständige tertiäre Trends bzw. Bewegungsschübe. Kursverläufe bis in den Bereich der Maximumkorrektur hinein, gelten der Definition nach noch immer als "Korrektur", jedoch auch hier steckt meist mehr dahinter.
Um hier eine Indikation für Stärke und Stabilität des Impulses zu bekommen, um zu hinterfragen, wie es in den nächsten Tagen weitergehen könnte, berechnen wir erneut die Reaktionspotentiale, jetzt jedoch auf die laufenden Aufwärtsimpulse. Wir besprachen diesen Sachverhalt bereits im gestrigen Morgenkommentar, bezogen auf den DAX, diese Aussage gilt aber für alle Indizes mit überzeugender Wegstrecke im jüngsten Aufschwung.
Hierbei gilt:
- jeder neue Trend beginnt mit einer Reaktion;
- in der Regel können wir erst nach einer gewissen Wegstrecke und einer ersten auffälligen Reaktion eine Indikation ableiten, ob der junge Bewegungsimpuls in eine Konsolidierung mündet, oder ob wir mehr erwarten können;
- fällt die Reaktion gering aus, signalisiert dieser Sachverhalt eine steigende, bzw. bereits hohe Schwungkraft, was im Umkehrschluss eine recht hohe Zuverlässigkeit des Bewegungsschubes erwarten lässt.
In der Konsequenz sind diese Entwicklungen dann Indizien für eine Fortsetzung des Bewegungsimpulses bis hin zu sekundären Trendverläufen.
Korrigieren diese Bewegungsschübe dagegen stark, ist das Thema Konsolidierung auf der Agenda.
Jetzt stellt sich die Frage: wann kommt denn eine Korrektur auf den aktuell laufenden Aufwärtsimpuls?
Hierzu sehen wir uns die US-Indizes an. Beide Standardwerte-Indizes (Dow Jones und S&P 500 Index), aber auch beide NASDAQ´s markierten im gestrigen Handelsverlauf neue Bewegungshochs. Somit setzten alle vier Indizes ihre laufenden Aufwärtstrends erwartungsgemäß fort. Erwartungsgemäß deshalb, da wir schon zu Wochenbeginn auf die sich ausgebildeten Konsolidierungszonen mit bullish´er Grundausrichtung hingewiesen haben.
Auffällig ist jedoch, dass alle vier Indizes per gestrigem Donnerstag ausgeprägte Dochte aufweisen, im NASDAQ Comp. kam es sogar zur Ausbildung eines Kreisels nahe des Widerstandes bei 2167 Indexpunkten. Diese Dochte zeigen, dass die Nachfrage nicht ausreichte, einmal gewonnenes Terrain auch bis zum Ende hin zu halten. In der Konsequenz steigt nach Ausbildung solcher Tagesmuster in der Regel das Risiko bzw. die Wahrscheinlichkeit auf eine Gegenbewegung (Reaktion) temporär an.
Diese "Unruhe" im Kursverlauf sehen wir auch bei den US-Futures auf Globex. Mit Blick auf das vor der Tür stehende Wochenende könnte somit auch hier mit einer Reaktion wegen "Gewinnmitnahmen" gerechnet werden.
Am hongkonger HSI sehen wir heute Morgen bereits leichte Abschläge, nach dem die Markteröffnung noch positiv war. Der japanische Nikkei 225 glänzt heute erneut mit neuem Mehrjahreshoch, doch ist der aktuelle Kurs vom Tageshoch aus wieder zurückgesunken.
(Randmärkte)
An den Randmärkten fallen heute Morgen folgende Aspekte auf:
(1) der Bund-Future konnte am gestrigen späten Nachmittag seine Stabilisierungsansätze nicht behaupten und gab wieder deutlich ab. Sehen Sie sich hierzu die ausgeprägte Dochtbildung im Tagesmuster vom gestrigen Donnerstag an. Mit 119.67 liegt uns zudem ein neues Bewegungstief im laufenden, chart- wie markttechnisch bestätigten Abwärtstrend vor. Wir bleiben bearish.
(2) der Öl-Preis erholte sich gestern recht deutlich innerhalb des noch immer gültigen, übergeordneten Abwärtstrends. Auffällig ist der deutliche Rückgang an Schwungkraft, was sich zunächst im Brent-Crude-Oil abgezeichnet hatte (wir wiesen vor Tagen darauf hin), sich nun auch im Sweet-Oil zeigt. Mittelfristig könnte eine Kurserholung, mindestens jedoch eine Stabilisierung des Öl-Preises eintreten.
(3) der USD legt weiter zu. Gegenüber dem japanischen YEN sahen wir gestern und heute Morgen neue Mehrjahreshochs, gegenüber dem EURO steht die bereits mehrfach angehandelte Chartmarke im Bereich um 1.1876 USD bald wieder zur Disposition.
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!
Uwe Wagner
Die auf dieser Seite enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der S-T Systemtrade AG entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der auf dieser Seite enthaltenen Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen.
Uwe Wagner ist seit 2004 in einer auf Handelssystemen basierten Vermögensverwaltung tätig. Er ist Mitglied im Verband Technischer Analysten Deutschlands, Gründungsmitglied und Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Technische Analyse und hält Vorträge über Technische Analyse und Optionspreistheorien.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
-uw-§ Gruss Ice
|