Hugo BossMehr Wachstum mit der Handtasche zum Kleid Schuhe, Handtaschen und Gürtel: Modefirmen wie Hugo Boss setzen auf gewinnträchtige Accessoires.Auch Esprit und Zara gehen diesen Weg, setzen allerdings stärker auf schönes Beiwerk wie Brillen, Düfte oder Schmuck. Von Lutz Frühbrodt Quelle: Die Zeit Auf das Nebenbei kommt es an: Hugo Boss Foto: dpa Frankfurt/Main - Unweit der Frankfurter Flaniermeile, der "Fressgas", gibt es seit einiger Zeit ein neues Modegeschäft. Was sofort ins Auge fällt: Der Hugo-Boss-Shop ist deutlich kleiner als die 200 anderen Filialen des Edelmodeschneiders. Hier werden auch nicht wie sonst üblich Kleidungsstücke verkauft, sondern nur Schuhe, Handtaschen und Gürtel. In Hamburg und Amsterdam hat Hugo Boss ähnliche Shops eröffnet. Der schwäbische Modekonzern geht in die Offensive: Das Geschäft mit Accessoires soll in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. "Bei Schuhen und Lederaccessoires dominieren die großen etablierten Marken wie Gucci und Louis Vuitton", stellt Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer fest. Im Geschäftsjahr 2006 konnte das Unternehmen seinen Umsatz mit Lederprodukten immerhin um 28 Prozent auf 150 Mio. Euro steigern - nach einem Plus von 30 Prozent im Jahr zuvor. Da werde man von den Platzhirschen schon wahrgenommen, glaubt Sälzer: "Wir haben uns binnen weniger Jahre herangepirscht." Der Abstand zum weltweiten Marktführer LVMH (Louis Vuitton, Yves Saint Laurent und andere) ist indes immer noch enorm. Doch um überhaupt zu wachsen, müssen die Modehersteller ihren Radius erweitern. "Es wird immer Spezialisten geben, die sich zum Beispiel wie Zegna oder Brioni ganz auf Männermode konzentrieren", sagt Boss-Chef Sälzer. Aber ab einer bestimmten Größenordnung sei dies nicht mehr möglich. "Vor zehn Jahren waren wir - gemessen am Umsatz - genauso groß wie Zegna. Heute sind wir deutlich größer", sagt Sälzer. Die Erlöse belaufen sich inzwischen auf knapp 1,5 Mrd. Euro. Zunächst hatte der klassische Herrenausstatter sein Repertoire um Freizeitmode und Damenbekleidung erweitert. 2004 hat das Unternehmen die zuvor ausgelagerte Accessoire-Produktion wieder reingeholt und dann Jahr für Jahr ausgebaut.
Auch Marken der Mittelklasse wie Esprit oder Zara gehen diesen Weg, setzen allerdings stärker auf schönes Beiwerk wie Brillen, Düfte oder Schmuck. In der Champions League - nicht nur bei Hugo Boss, sondern auch bei Aigner oder Ahlers ("Pierre Cardin", "Baldessarini") - ist dagegen in erster Linie Leder angesagt. Die Motivation für die neue Strategie ist nahe liegend. "Gerade auch diejenigen Kunden greifen mal schneller zu, die es sich nicht leisten können, sich von Kopf bis Fuß mit Produkten einer Luxusmarke einzukleiden", erklärt Susanne Eichholz von der Unternehmensberatung BBE den Boom bei Accessoires. Nach Berechnungen der BBE verzeichnete Damenbekleidung in Deutschland 2004 und 2005 einen Umsatzrückgang von 4,8 beziehungsweise 3,7 Prozent, um erst wieder 2006 um rund drei Prozent zu wachsen. Lederaccessoires erzielten dagegen während der drei Jahre Zuwachsraten zwischen 1,5 und 4,6 Prozent. Weltweit sind die Wachstumsraten sogar noch höher. 2006 legte der internationale Markt für Luxusgüter aller Art (inklusive Champagner und andere) nach einer Studie der britischen Unternehmensberatung Mintel um elf Prozent zu, bis 2010 wird er um ein Drittel expandieren. Das Marktvolumen derzeit taxiert Mintel auf 100 Mrd. Euro, wovon Bekleidung und Lederprodukte rund 45 Prozent ausmachen. |