Athlon II X4 620 Mit dem 99-Dollar-Vierkern Athlon II X4 620 attackiert AMD den beliebten Core 2 Quad Q8200, der als billigster Intel-Vierkern das volumenstarke Marktsegment der 500-Euro-Heimcomputer dominiert. In Elektrofachmärkten finden sich kaum noch Desktop-PCs dieser Preisklasse, die noch mit Dual-Core-CPUs bestückt sind, frei nach dem simplen Motto "vier sind besser als zwei". Der Core 2 Quad Q8200 läuft allerdings mit lediglich 2,33 GHz Taktfrequenz und steht mit 163 US-Dollar OEM-Einkaufspreis in der Intel-Preisliste; der Athlon II X4 620 mit 2,6 GHz ist deshalb für manche Anwendungen die bessere Wahl. Mittlerweile verkauft Intel allerdings auch den Q8300 mit 2,5 GHz zum gleichen Preis, diesen dürfte erst der 122 US-Dollar teure Athlon II X4 630 mit 2,8 GHz schlagen – das Rennen ist also eng.
AMD führt als weiteres Argument contra Intel noch AM3-Mainboards mit dem vergleichsweise leistungsfähigen Chipsatz AMD 785G ins Feld; dessen integrierter Radeon-HD-4200-Grafikprozessor ist deutlich leistungsfähiger als alle bisherigen GMA-Versionen von Intel und unterstützt auch die GPGPU-Technik ATI Stream. Allerdings sind AMD-785G-Mainboards noch erheblich teurer als beispielsweise AM2+-Boards mit älteren Chipsätzen, sodass man für die Preisdifferenz auch schon eine separate und schnellere Grafikkarte kaufen kann – und typische 500-Euro-Rechner für Privatkäufer sind auch üblicherweise so bestückt.
Das Propus-Die hat nur rund 70 Prozent der Fläche des Deneb/Shanghai.
Bild: AMD In den Quad-Core-Athlons steckt das neue 45-Nanometer-Propus-Die, das mit 169 Quadratmillimetern Fläche deutlich kleiner ist als die jeweils 243 Quadratmillimeter großen Dice der Quad-Core-Opterons (Shanghai) beziehungsweise Phenoms (Deneb/X4, Heka/X3, Callisto/X2), weil es keinen L3-Cache enthält. Die Phenom-II-X4-Baureihe 900 verfügt über 6 MByte L3-Cache, die 800er-Familie über 4 MByte; Phenom II X3 700 und Phenom II X2 500 können jeweils die vollen 6 MByte L3-Cache nutzen. Angeblich stecken in manchen der Athlon-II-Vierkerne auch Deneb-Dice, bei denen sich auf manchen Mainboards mit einigen Tricks der L3-Cache wieder freischalten lassen soll.
Die Leistungsaufnahme der mit 95 Watt TDP spezifizierten Athlon-Vierkerne liegt sowohl im Leerlauf als auch unter Volllast höher als bei den vergleichbaren Intel-Quads. Während der Unterschied im Leerlauf nur wenige Watt beträgt und deshalb vor allem beim Einsatz einer separaten Grafikkarte keine wesentliche Rolle spielt, schluckte ein Testsystem mit AMD-785G-Mainboard und Athlon II X4 630 unter Volllast mit 148 Watt über die Hälfte mehr als ein PC mit Intel-G45-Platine und Core 2 Quad Q8200. Auch diese Unterschiede relativieren sich allerdings beim Einsatz kräftiger Grafikkarten und sind, weil CPU-Volllast bei Heimcomputern typischerweise eher selten und kurzzeitig anliegt, verschmerzbar. Da bei solchen "Consumer-PCs" noch immer keine Angabe der Leistungsaufnahme üblich oder gar verpflichtend nötig ist, interessieren sich auch die meisten Käufer nicht dafür und haben kaum eine Chance, genaue Angaben zur Leistungsaufnahme der in zahlreichen Bestückungsvarianten offerierten Geräte zu bekommen.
AMD betont, der Athlon II X4 620 sei der erste x86/x64-Vierkern für weniger als 100 US-Dollar; das stimmt in Bezug auf die aktuellen, öffentlichen Preislisten der CPU-Hersteller. Den älteren 65-nm-Vierkern Phenom X4 9650 mit 2,30 GHz Taktfrequenz, den die AMD-Preisliste mit 112 US-Dollar führt, bekommt man zurzeit im deutschen Einzelhandel aber noch etwas billiger als den Athlon II X4 620.