dpa-AFX-Nachricht Montag, 02.10.2000, 11:55
AUSBLICK: US-Daten zeigen auf Wachstumskurs - Lohnkosten bleiben moderat
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die für diese Woche erwarteten Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten aus den USA dürften nach Einschätzung von Volkswirten auf ein deutliches Wirtschaftswachstum in den USA hindeuten. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze sollte im August um 250.000 angewachsen sein. Gleichzeitig bleibe der Anstieg der Lohnkosten mit 0,3% moderat. "Die Lohnkosten steigen bestimmt nicht dramatisch", sagte der Chef-Ökonom von Wells Fargo, Sung Won Sohn.
Der Preisdruck für die Unternehmen in Form von gestiegenen Arbeitskosten dürfte die US-Notenbank in jedem Fall dazu bewegen auf ihrer Sitzung am Dienstag den Ausblick für ihre Geldpolitik bei "tightening" zu lassen. Zu tatsächlichen Zinserhöhungen komme es aber frühestens in sechs, neun oder zwölf Monaten, sagte Sohn.
Insgesamt dürften die Daten sehr optimistisch stimmen, sagte Sung Won Sohn weiter. Die US-Wirtschaft wachse mit etwas geringeren Raten weiter und ihr dürfte eine "weiche Landung" gelingen. Das verarbeitende Gewerbe zeige weiter einen robusten Aufwärtstrend. Der als Frühindikator sehr wichtige Einkaufs-Manager-Index (NAPM) sollte sich erholen und von 49,5 auf 49,7 Punkte zulegen.
Bei den Bau-Ausgaben sehen die Volkswirte ein Plus voraus. Nach einem Fall um 1,6% im Juli sollten die Ausgaben im Juli wieder um knappe 0,1% zugelegt haben. Anziehende staatliche Ausgaben für Bauten und Gebäude sollte die schwächelnde Privatnachfrage mehr als überkompensieren.
Die für Dienstag erwarteten Verkäufe neuer Häuser sollten dagegen um 5,0% fallen. Der plötzliche und unerwartete Anstieg um 14,7% im Juli werde damit zur "Eintagsfliege".
Beim Index der Frühindikatoren rechnen die Ökonomen allerdings wiederum mit einen knappen Rückgang um 0,1%. Mit Ausnahme des März wäre der wichtige Index damit in keinem der acht Monate des Jahres 2000 gestiegen. Panik sei aber nicht angebracht, erklärten Volkswirte. Zwar signalisiere ein vier Monate nacheinander fallender Frühindikatoren-Index traditionell eine Rezession. Alte Bewertungsmaßstäbe seien angesichts der "New Economy" mit ihren technologischen Fortschritten nicht mehr sehr nützlich.
Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollten in der vergangenen Woche um 13.000 auf 300.000 gestiegen sein. In der Vorwoche hatte es einen überraschenden Rückgang um 24.000 gegeben.
Besonders gespannt schauen die Ökonomen auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag. Sie sehen neu geschaffene Stellen in der Größenordnung von 250.000. Die Arbeitslosenquote sollte nach Ansicht von Wirtschaftsexperten bei 4,1% verharren. Die durchschnittlichen Lohnkosten dürften um 0,3% nach oben gegangen sein.
Die Unternehmer fragten immer noch in ungebremstem Ausmaß Arbeitskräfte nach. "Knappheit ist das Schlüsselwort, und die Zahl der offenen Stellen steigt stetig", sagten die Volkswirte Russell Sheldon und Warren Lovely. Nach Unternehmensumfragen erreichten zudem die Stellenausschreibungen Rekordhöhen. Verbraucherkredite sollten im August ebenfalls von 9,4 Mrd. USD im Juli auf 9,8 Mrd. USD im August deutlich zugelegt haben./wö/av/fl |