19. April 2012 - LPKF: Satte Zuwächse bei Umsatz, Auftragseingang und Auftragsbestand http://www.elektroniknet.de/e-fertigung/news/article/87696/0/Schneiden_und_Strukturieren_Der_Laser_auf_dem_Siegeszug/?type=99 Schneiden und Strukturieren: Der Laser auf dem Siegeszug! Mit einem Rekordauftragsbestand von 25,2 Mio. Euro blickt Dr. Ingo Bretthauer, Vorstandsvorsitzender von LPKF, optimistisch auf das Jahr 2012. Mit dem Laser sind die Garbsener nicht nur in der Schablonentechnik, bei der Laser-Direktstrukturierung von MID-Bauteilen und beim Rapid Prototyping von Leiterplatten erfolgreich, sondern ganz gegen den Trend auch im Solargeschäft. Markt&Technik: Sie haben kürzlich Ihre Jahresbilanz für 2011 vorgestellt - einen Rekordgewinn gab es diesmal zwar nicht, aber dennoch wieder ein sehr gutes Ergebnis. Dr. Ingo Bretthauer: Dank eines überraschend starken vierten Quartals haben wir unsere Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2011 leicht übertroffen. So lag der Konzernumsatz mit 91,1 Mio. Euro über der Guidance von 83 - 86 Mio. Euro und 12 Prozent über dem Vorjahreswert. 2011 stand im Zeichen des Aufbaus von Kapazitäten. Deshalb blieb das EBIT mit 15,2 Mio. EUR wie erwartet unter dem Vorjahreswert von 17,3 Mio. Euro. Dennoch haben wir eine EBIT-Marge geschafft, die zu den höchsten unserer Branche gehört. Die EBIT-Marge erreichte mit 17 Prozent den oberen Rand der prognostizierten Spanne von 15 bis 17 Prozent. Zu diesem Ergebnis haben alle Bereiche beigetragen - insbesondere auch das Solargeschäft, das 2010 noch Verluste geschrieben hat. Markt&Technik: Wie lautet Ihr Ausblick für 2012? Dr. Ingo Bretthauer: Unser Auftragseingang liegt 22 Prozent über dem Vorjahreswert, und der Auftragsbestand liegt mit 25,2 Mio. Euro auf Rekordniveau. Es gibt derzeit keinerlei negative Tendenzen - die Book-to-Bill wird - so wie es aussieht, auch im ersten Quartal über 1 liegen. Wir blicken also optimistisch auf das laufende Jahr. Bei einer stabilen Entwicklung erwarte ich für 2012 einen Umsatz zwischen 100 und 105 Mio. Euro bei einem Umsatzwachstum in allen Segmenten. Es könnten sich aber auch noch Chancen für eine deutlich stärkere Geschäftsentwicklung aus Großaufträgen ergeben, die wir in dieser Planung nicht berücksichtigt haben. Markt&Technik: LPKF hatte immer wieder Rekordgewinne bzw. -ergebnisse vorzuweisen - lässt sich dieser hohe Anspruch denn auf Dauer halten? Dr. Ingo Bretthauer: Unser Gewinn 2010 war der mit Abstand höchste Gewinn der Firmengeschichte. Das im Folgejahr 2011 gleich noch einmal zu toppen, war kaum möglich. Wir hatten in 2010 mehrere Großaufträge von großen Kunden, die sprunghaft Kapazitäten aufgebaut haben. So etwas gibt es natürlich nicht jedes Jahr. So lange wir aber mit derselben Innovationsgeschwindigkeit wie bisher weitermachen, haben wir gute Chancen, dass wir auch weiterhin sehr erfolgreich sind. Markt&Technik: Die von LPKF entwickelte LDS-Technologie (LDS: Laser-Direktstrukturierung) zur Strukturierung von MID-Bauteilen hat sich mittlerweile sozusagen als Leading-Edge-Technologie in diesem Bereich durchgesetzt. Wie entwickelt sich das Geschäft in diesem Segment derzeit? Dr. Ingo Bretthauer: Die Laser zur LDS-Technologie machen etwa ein Viertel unseres Geschäfts aus. Wir haben im letzten Geschäftsjahr erwartungsgemäß eine leichte Konsolidierung erlebt, insgesamt entwickelt sich der Bereich aber weiterhin gut. Markt&Technik: Woher kommt die Konsolidierung im LDS-Geschäft? Dr. Ingo Bretthauer: Das ist ein ganz natürlicher Zyklus: Im Jahr zuvor, also 2010, haben wenige große Kunden unsere LDS-Laser gekauft. Deren Bedarf ist also jetzt erst einmal gedeckt. Mittlerweile verkaufen wir unsere LDS-Laser an viele kleinere bis mittellgroße Kunden. Insgesamt liegt der Umsatz damit zwar etwas unter dem des Vorjahres. Aber die breitere Verteilung des LDS-Umsatzes auf viele Kunden hilft uns, die Verbreitung von LDS als Standardtechnologie für MIDs voranzutreiben. Markt&Technik: Welches Potenzial räumen Sie LDS und damit den MIDs in Europa ein? Dr. Ingo Bretthauer: Nach wie vor spielt die Musik hier ja in Asien, wenn auch das Interesse hier sehr groß ist, wie sich in Diskussionen zeigt. Unsere Aufträge in diesem Segment kamen 2010 primär von amerikanischen Konzernen für die asiatische Produktion. Das Potenzial in Europa ist also bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, haben wir unsere LDS-Fusion-Serie mit der »Fusion 1000« nach unten ergänzt: Unsere Kunden in Asien brauchen rasend schnelle Maschinen für die Großserienfertigung - diese Anforderungen haben wir mit der »Fusion 6000« umgesetzt. Mit bahnbrechendem Erfolg, der »Fusion 6000« war ein Top-Seller im Jahr 2010. Aber der Preis liegt bei 600.000 Euro. Damit wäre die Hürde für ein KMU viel zu hoch, um in diese Technologie zu investieren. Die »Fusion 1000« hingegen ist ab etwa 150.000 Euro zu haben und für kleine oder mittlere Stückzahlen völlig ausreichend. Ich glaube, dass wir mit unserer Fusion-1000-Serie auch in Europa gute Chancen haben werden. Markt&Technik: Insgesamt gesehen erwirtschafteten Sie bislang den Löwenanteil des Umsatzes in Asien. Wie entwickelt sich Europa und Deutschland? Dr. Ingo Bretthauer: Ja, das ist richtig. Wir machen den Löwenanteil des Umsatzes in Asien, aber die größte Kundengruppe sind amerikanische Konzerne, die in Asien produzieren. Es ist also eher eine Frage, wie man die Umsätze fakturiert. Markt&Technik: Welche Bereiche entwickeln sich stark, welche schwächeln? Dr. Ingo Bretthauer: Sehr interessant ist, dass wir auf breiter Front eine Verbesserung gesehen haben, auch das Solargeschäft hat sich gut entwickelt. 2010 hatte dieser Bereich noch Verluste geschrieben. Der einzige Bereich, der leicht zurückgegangen ist, ist das LDS-Geschäft. Die Gründe hatte ich ja bereits erläutert. Sehr gut entwickelt hat sich das Prototyping und der Stencil-Bereich: Beide haben im letzten Jahr zweistellige Zuwachsraten verbucht. Insgesamt haben wir auf breiter Front zugelegt und sind in allen Bereichen profitabel. Markt&Technik: Im Stencil-Segment hat LPKF einen Marktanteil von 70 Prozent weltweit. Geht der Trend in der Elektronikfertigung also auf breiter Front in Richtung lasergeschnittener Lotpasten-Schablonen? Dr. Ingo Bretthauer: Meines Erachtens schon. Wir haben mit dem »StencilLaser G 6080« hier sicherlich auch noch einmal neue Maßstäbe hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit gesetzt. Markt&Technik: Inwiefern? Dr. Ingo Bretthauer: Die wohl wichtigste Neuerung des »G 6080« ist eine Inline-Schneidkontrolle: Schon beim Schneidprozess erfasst ein spezieller Sensor die Durchbrüche und dokumentiert das Schneidergebnis. Damit haben wir die Qualitätskontrolle direkt in die Maschine integriert und vergeuden keine Maschinenzeit wie bei nachträglichen Inspektionen per Vision-System. Wir gehen hier etwa von einer Leistungssteigerung zwischen 10 und 20 Prozent aus, abhängig von der Größe und Komplexität der geschnittenen Schablone. Markt&Technik: Wie entwickelt sich der Bereich Dünnschichtstrukturierung bei LPKF? Der PV-Markt lässt ja derzeit bekanntlich in Europa ordentlich Federn. Dr. Ingo Bretthauer: Wir hatten 2011 in diesem Segment das beste Ergebnis bislang. Dieses Segment läuft bei uns momentan absolut konträr zum Markt. Man sieht also, es gibt selektiv Unternehmen, die investieren. Kurz vor Weihnachten haben Ende 2011 den größten Auftrag der Firmengeschichte gewonnen mit einem Auftragsvolumen von 43 Mio. Euro. Den Kundennamen dürfen wir aber leider nicht nennen. Markt&Technik: LPKF hat vor kurzem die Produktionsfläche am Hauptstandort in Garbsen ausgebaut. Dr. Ingo Bretthauer: Nicht nur die Produktionsfläche. Wir haben insgesamt in Garbsen die Entwicklungs- und Produktionsfläche um 50 Prozent erweitert, indem wir ein benachbartes Firmengelände gekauft haben. Dass wir uns auf diese Weise vergrößern konnten, war ein Glücksfall. 2010 waren wir in punkto Platz buchstäblich an der Schmerzgrenze angelangt. Im letzten Jahr haben wir dann unsere Mitarbeiterzahl von 466 auf 602 Mitarbeiter erhöht, davon ist ein Großteil in Garbsen beschäftigt. Wir platzten also aus allen Nähten und mussten die Kapazitäten erweitern, um weiteres Wachstum überhaupt realisieren zu können. Das Werksgelände hat sich deutlich verändert, wir renovieren sukzessive alle Gebäude und haben auch noch genügend Fläche für potenzielle weitere Gebäude. Markt&Technik: Sie erklärten eingangs unseres Interviews, dass Sie mit derselben Innovationsgeschwindigkeit wie bisher weitermachen wollen. Dürfen die Kunden also auch im »Nicht-Productronica-Jahr« von LPKF Neues erwarten? Dr. Ingo Bretthauer: Wir halten eine F&E-Investionsquote von ca. 10 Prozent konstant bei steigendem Umsatz. Hier werden wir also sicher nicht nachlassen! Es gibt also auch in diesem Jahr eigentlich keinen Bereich, in dem wir nichts Neues präsentieren werden. Zu viel möchte ich aber jetzt noch nicht verraten. Die meisten Neuerungen wird es Hinblick auf die electronica geben: zum Beispiel werden wir Im UV-Bereich die 2. Generation der 6000er herausbringen und auch beim Prototyping und im LDS-Bereich wird es Neuerungen geben. Markt&Technik: Nach wie vor produziert LPKF seine Maschinen in Deutschland - wird das so bleiben? Dr. Ingo Bretthauer: Wir haben drei Produktionsstandorte in Deutschland und einen in Slowenien. Wir produzieren nicht in Asien, und es gibt auch aktuell keine Absicht, daran etwas zu ändern. Unsere Kunden haben das auch bislang nicht angefragt. Die Qualität ist bei unserem Equipment ganz entscheidend, vielleicht würden wir ein paar Euro an den Personalkosten sparen, aber die Nähe zur Entwicklung ist in unserem Fall viel wichtiger. Aber wäre es nicht logistisch günstiger, beispielsweise die »Fusion 6000« in Asien zu fertigen, dort wo sie auch eingesetzt wird? Dr. Ingo Bretthauer: Nein, gerade diese Maschine ist sehr komplex, wir haben hier deutlich mehr Möglichkeiten zur Qualitätssicherung. Spielt die Gefahr der Produktpiraterie bei Ihrer Entscheidung gegen den Fertigungsstandort Asien auch eine Rolle? Dr. Ingo Bretthauer: Das ist schon auch ein Argument. Es gibt Firmen in Asien, die versuchen, uns zu kopieren. Das ist aber - mit Verlaub gesagt - ganz normal, weil das in China die Regel ist und nicht die Ausnahme. Aber darum kümmern sich unsere Patentanwälte. Mittlerweile können Sie auch in China Patente durchsetzen, vor einigen Jahren war das noch unmöglich. China hat sich in der Patentgesetzgebung in Teilen dem deutschen Patentrecht angeglichen. Denn die Regierung dort hat inzwischen erkannt, dass China ein wirkungsvolles Patentrecht braucht, weil sich ansonsten auf Dauer nur »low Tech« in China ansiedeln würde und nicht die High-Tech-Industrie. |