Hier noch etwas zum thema:
400-Milliarden-Solarprojekt Öko-Strom aus der Wüste
Im spanischen Sanlucar La Mayor bei Sevilla steht zu besichtigen, was Munich-Re-Chef Jeworrek südlich des Mittelmeers errichten will: Das Spiegelfeld eines Solarthermiekraftwerks. (Foto: REUTERS)
Mitte Juli wollten sich die Firmen, darunter die Münchener Rück, Siemens, die Deutsche Bank und RWE, zu einem Konsortium für das spektakuläre Vorhaben zusammenschließen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Der Bau riesiger Solarkraftwerke in den Wüsten des Kontinents solle 400 Mrd. Euro kosten und in zehn Jahren den ersten Strom liefern.
Das Projekt gilt laut "SZ" als eine der größten privaten Ökostrom-Initiativen aller Zeiten. Trotz Wirtschaftskrise will das Konsortium damit den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben und sich weltweit an die Spitze der grünen Technologie stellen. Das Milliardenprojekt Desertec solle vor allem beweisen, dass sich Strom auf diese Weise auch wirtschaftlich produzieren lässt.
An die Spitze der Gruppe stellt sich der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück. "Wir wollen eine Initiative gründen, um in den nächsten zwei bis drei Jahren konkrete Umsetzungspläne auf den Tisch zu legen", sagte der Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek der Zeitung. Bereits am 13. Juli würden die Firmen zur konstituierenden Sitzung in München zusammenkommen.
Noch hält der Konzern die Teilnehmerliste unter Verschluss. Angehören wollen der Gruppe der Kraftwerksbauer der Zeitung zufolge jedoch Siemens, Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE und die Deutsche Bank. Auch Bundesministerien und der Club of Rome sollen bei der Gründung mit am Tisch sitzen.
Stromquelle im Süden
Die Israelis experimentieren im Industriepark Rotem in der Nähe von Dimona mit einem solarthermischen "Power Tower". (Foto: REUTERS)
Der Club of Rome, ein Zusammenschluss führender Wissenschaftler, Politiker und Manager, verfolgt die Idee afrikanischen Solarstroms schon seit Jahren. Bislang aber ließ sich kein Großprojekt in Afrika realisieren. Mittelfristig sollen auch europäische und nordafrikanische Partner für das ehrgeizige Projekt gewonnen werden.
Mit dem Milliardenprojekt wollen die Unterzeichner das ungeheure Energiepotenzial in den Wüsten südlich des Mittelmeeres erschließen. Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren Standorten in Nordafrika, erklärte Jeworrek. Wichtigstes Kriterium: Die Anlagen müssen in politisch stabilen Ländern stehen. "Technisch ist das Projekt realisierbar", sagte Jeworrek. Machbar, erprobt und kalkulierbar
In der kalifornischen Mojave-Wüste und in Spanien gebe es bereits erste Anlagen. Die Kraftwerke bündeln über Spiegel Sonnenlicht, erhitzen Spezialöl und wandeln dessen Wärme in Wasserdampf für den Antrieb von Turbinen um. Damit unterscheiden sie sich von Photovoltaik-Anlagen, die Strom direkt produzieren.
Hohe Kosten dürften unter anderem bei der Erschließung und der Übertragung des gewonnenen Stroms in die deutschen Netze entstehen. Neuland betritt das Vorhaben auch hinsichtlich des Einflusses eines solchen Großprojekts auf die regionale Wirtschaftsstruktur. Offen sind zum Beispiel eine mögliche Vergütung für die Flächennutzung, die Höhe der Wartungskosten, Entgelte für die Stromdurchleitung und Fragen der Investitionssicherheit.
Das energiepolitische Ziel des Konsortiums ist hoch gesteckt. Über Desertec ließen sich beim geplanten Investitionsvolumen etwa 15 Prozent der europäischen Stromversorgung decken, glaubt Jeworrek. Das Projekt soll sich seinen Angaben zufolge langfristig selbst tragen.
"Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis", sagte Jeworrek. Der Strom dürfe aber nicht dauerhaft subventioniert werden. Wettbewerbsfähig soll Desertec demnach in zehn bis 15 Jahren sein.
mmo/AFP/rts |