Aus der FTD vom 29.1.2002 www.ftd.de/schneider Schneider hofft immer noch auf Rettung Von Gerhard Hegmann, München
Der Vorstand des Schneider-Technologies-Konzerns versuchte am Montag vergeblich, den am Wochenende angekündigten Insolvenzantrag für den Hersteller von Unterhaltungselektronik und Lasertechnologie abzuwenden. Der Freistaat Bayern bot Hilfe für das angeschlagene Unternehmen an.
"Wir haben 60 Prozent des Eigenkapital-Investoren angesprochen, aber kurzfristig keine Lösung erzielt", sagte Schneider-Vorstand Hans Szymanski. Jetzt richten sich alle Hoffnungen auf den Insolvenzverwalter, den in Insolvenzfällen erfahreren Münchner Rechtsanwalt Michael Jaffe. "Wenn es dem Insolvenzverwalter gelingt, schnell die notwendigen Investoren zu finden und eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, dann gibt es durchaus noch Perspektiven für das Unternehmen", sagten die beiden Vorstände Szymanski und Ralf Adam. Das Bayerische Wirtschaftsministerium und die Förderbank Bayerns, LfA, signalisierten am Montag ihre Unterstützung, sollte sich neuer Spielraum für Hilfe ergeben.
Die Unternehmen des Schneider- Technologies-Konzerns mit rund 700 Beschäftigten meldete am Montag Nachmittag gegen 15 Uhr Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit an. Auslöser für den Antrag waren die am Freitag gescheiterten Gespräche mit Banken über zusätzliche Kredite, die sowohl von der Förderbank Bayerns, der LfA, als auch von einem Bankenpool unter Koordination der Dresdner Bank nicht mehr gewährt wurden. LfA-Vorstandsmitglied Michael Schneider sagte am Montag auf Anfrage, ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger habe ergeben, dass eine Sanierung des Unterhaltungselektronikbereichs bei einem starken Personalabbau zwar grundsätzlich möglich gewesen wäre, jedoch durch einen strategischen Partner hätte gesichert werden müssen. Auch im Lasertechnikbereich wäre ein strategischer Partner nötig gewesen. "Dies war aber weder konkret, noch mit hinreichender Wahrscheinlichkeit absehbar", sagte Schneider. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung getroffen worden.
Die Förderbank Bayerns, LfA, hat bei der Finanzierung des ehemals als Schneider Rundfunkwerke firmierenden Konzerns die Schlüsselrolle. So ist die LfA nicht nur über Kredite engagiert, sondern mit 19,1 Prozent auch größter Einzelaktionär. Schneider stand bereits 1998 am Rande des Konkurses. Nur durch den Einstieg der LfA mit Eigenkapital sowie einem Kredit-Engagement von einem Bankenpool mit Deutscher und Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Bayerischer Landesbank und Sparkasse Memmingen konnte das Unternehmen mit Sitz in Türkheim im Allgäu gerettet werden.
Das Bayerische Wirtschaftsministerium wies am Montag in einer Stellungnahme darauf hin, dass Grundlage für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Unternehmens ein "gewisser Abbau beim Personal und eine spürbare Steigerung der Qualität" gewesen wäre. "Stattdessen wurde bei Schneider Personal aufgebaut und der Umsatz nach oben getrieben, nicht aber der Ertrag." Die Entwicklung der Lasertechnologie sei von staatlicher Seite gefördert worden, "der Durchbruch am Markt wurde bisher trotz verschiedener Ankündigungen aber leider nicht erreicht".
Hauptaktionär bietet Hilfe an
Mit dem Insolvenzverwalter will das Wirtschaftsministerium jetzt die Möglichkeiten einer Fortführung des Betriebes abklären. Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) erklärte: "Soweit sich hier Spielräume ergeben, wird die staatliche Seite im Rahmen ihrer Möglichkeiten tragfähige Konzepte unterstützen." Auch die LfA will bei möglichen Investoren die Vergabe neuer Mittel prüfen. Ein Vertreter einer Aktionärsgruppe im Raum Düsseldorf, die nach eigenen Angaben größere Anteile an Schneider kontrolliert, zeigte sich über das Verhalten der Banken überrascht. "Es wird interessant sein zu sehen, wo die Laser-Patente wieder auftauchen."
Der Schneider-Vorstand appellierte an potenzielle Investoren, sich konkret beim Unternehmen zu melden. "Hier werden bewußt Gerüchte zu Lasten der Aktionäre lanciert."
In Bankenkreisen hieß es, dass der Vorstand bereits im Dezember aufgefordert wurde, nach einem Retter für das Unternehmen Ausschau zu halten. Bei dem Bankentreffen am Freitag in München soll der Vorstand angeblich offenbart haben, dass die Liquidität des Unternehmens nur noch für etwa vier bis sechs Wochen reicht. Der Vorstand bestreitet diese Darstellung.
© 2002 Financial Times Deutschland |