Eine nette Kolumne von Oliver Drebing, Vorstand der SRH AlsterResearch (Börsen Hamburg-Hannover): 09.04.2010 Da wir zu Norddeutschland und zu Hamburg halten, ist Schifffahrt für viele von uns auch eine Herzenssache. Traditionen verbinden. An maritimen Zulieferbranchen, Logistikdienstleistungen und der spezialisierten Finanzierung hängen zudem 400.000 gut entlohnte, weitgehend hiesige Arbeitsplätze ab. Speditionen, Häfen, Reedereien sind für die Beschäftigung eminent wichtig, der Wohlstand der Region hängt ganz besonders an dieser Branche. Der kühl rechnende Hamburger Kaufmann hat in den letzten Jahrzehnten in der globalen Schifffahrt Beeindruckendes erreicht. Die Containerlinien dieser Welt nutzen die Kapazitäten Hamburger Adressen, die 75 Prozent der gesamten verfügbaren Containerschiff-Chartertonnage stellen. Über alle Schiffstypen gerechnet stehen deutsche Eigentümer nach Tonnage weltweit an Position Drei. Ein kurzer Hinweis zum ansonsten die Schlagzeilen dominierenden Thema Griechenland sei an dieser Stelle eingeschoben: Die Hellenen sind nach den Japanern Eigentümer der zweitgrößten Flotte. In der maritimen Wirtschaft spielt die Einwerbung von Eigenkapital über Aktienplatzierungen bislang kaum eine Rolle. Doch wenn sich die schwere See, in der sich die Schifffahrtsbranche seit Herbst 2008 befindet, beruhigt und sich dann auch wieder die Frage der Finanzierung neuer Tonnage stellen wird, dann sollten andere Antworten gegeben werden als vordem. Und das gilt eben nicht nur für die Fremdkapitalebene, in der die norddeutschen Banken ihre Spitzenstellung an asiatische Institute abgeben könnten, auch weil diese sich zur Absicherung der Auftragslage der dortigen Werften genötigt sehen werden. Neue Lösungen müssen auch für die Eigenkapitalbasis her. Die verbleibenden Initiatoren von Schiffsfonds werden defensiver agieren. Die Hamburger Befrachtungsmakler werden nach überstandenem Sturm größtes Interesse an zusätzlichen Finanzierungskonzepten haben, sie werden sich offen zeigen gegenüber dem Instrument der Aktie. Hafenaktie Von der Zukunft zur Gegenwart: Es gibt natürlich auch jetzt schon einige Schifffahrtstitel auf dem Kurszettel, in gewissem Maße mit TUI, dann mit den börsennotierten Emissionshäusern MPC Capital, HCI sowie Lloyd Fonds, den Hafenaktien von Eurokai und, besonders im Blickpunkt, der HHLA. Klar ist, dass die Lage auch für die HHLA zunächst unverändert schwierig ist. Die Existenzkrise der Reeder ist als solche nicht übertragbar auf die Hafenbetreiber, aber natürlich hängen die wirtschaftlichen Schicksale zumindest kurz- und mittelfristig zusammen. Bislang fehlt in den europäischen Destinationen noch jedes handfeste Anzeichen für irgendeinen Aufschwung des Überseehandels; es verlassen nicht mehr Schiffe oder Frachten die chinesischen Häfen mit Kurs Hamburg als während des 2. Halbjahres 2009. Unverändert ist die Erholung des Welthandels in Hamburg noch nicht angekommen. Starke Aufwärtstendenzen verzeichnen Singapur, Hong Kong, Dubai, nicht jedoch europäische Häfen. Entsprechend hält es der Vorstand der HHLA für fahrlässig, für nicht verantwortbar, in der Unternehmenssteuerung oder der Kapitalmarktkommunikation Signale der Entwarnung zu setzen. Wie auch anhand drastischer Kürzungen bei der Entlohnung der Belegschaft, insbesondere bei den Wochenendzuschlägen, abzulesen ist, sind die Handlungen des Managements noch darauf gerichtet, das Unternehmen für ein Anhalten der Krise zu rüsten. Doch den tiefen Wolken über dem Hamburger Hafen wird wieder Sonnenschein folgen: Die Wettbewerbsposition der HHLA-Terminals, teils geographisch vorbestimmt, in noch höherem Maße beruhend auf dem Leistungsvermögen hinsichtlich Tempo und Zuverlässigkeit, ist jedoch nicht gefährdet. Rezession ist eine Ausnahmesituation. Es erwächst daraus kein langfristiger Trend. Ein strukturelles Problem des Unternehmens besteht nicht. Wesentlich für die mittelfristige Beurteilung der Hafenaktie ist vielmehr, dass im Feederverkehr alle Liniendienste gehalten worden sind, also keinerlei „Beschädigung“ der in Europa führenden Zubringer-Struktur stattgefunden hat, und dass die HHLA keine substantiellen Zugeständnisse bei den Haupttarifen im Überseegeschäft gemacht hat. ( extern ) www.4investors.de/php_fe/index.php ----------- An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil. André Kostolany
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