Druckmaschinen: Branchenmesse drupa bringt nicht die erhoffte Trendwende / Sparpaket kommt Anfang Juli Noch keine Wende für "Heidelberg" Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros Heidelberg. Die mit Spannung erwartete Branchenmesse drupa in Düsseldorf hat für die Heidelberger Druckmaschinen AG nicht die erhoffte Trendwende gebracht. Zwar seien die eigenen "vorsichtigen Erwartungen in Teilen übertroffen worden", sagte ein Unternehmenssprecher einen Tag vor dem Ende der weltgrößten Druckmesse. Trotzdem warnt der Konzern in seinem aktuellen Geschäftsbericht erneut davor, dass die Branche mit vielen Risiken behaftet sei und in den kommenden Jahren nur geringfügig wachsen werde. Eine eigene Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2008/2009 wagt der Konzern deshalb schon gar nicht mehr und vertagt eine Vorausschau auf den August. Das operative Ergebnis soll allerdings "deutlich unter dem des Vorjahres liegen". Schon 2007/2008 war diese Kennziffer um über 15 Prozent auf 268 Millionen Euro gefallen. Stellenabbau wahrscheinlich Die unbefriedigende Auftragslage dürfte schon bald ihren Tribut forden: Noch vor der Hauptversammlung am 18. Juli will der Konzern nach eigenen Angaben mit einem Sparprogramm den jüngsten Abwärtstrend stoppen. Dabei gehe es zum einen darum, die Produktionskapazitäten an den sinkenden Auftragseingang anzupassen. Hier könne es auch zu einem Stellenabbau kommen. Zum anderen werde das Sparprogramm auch einen "strategischen Teil" haben. Im Zuge dessen möchte Heidelberg Produktion und Einkauf stärker internationalisieren. Der Konzern hat derzeit stark mit der Konjunkturabkühlung auf dem wichtigen US-Markt zu kämpfen. Probleme bereitet zudem der anhaltend hohe Euro-Kurs, der die in Deutschland produzierten Druckmaschinen des Weltmarktführers außerhalb Europas verteuert. Heidelberg-Vorstandschef Bernhard Schreier hatte daher bereits angekündigt, den eigenen Standort in China zu erweitern. Nun könnten weitere Produktionskapazitäten in Slowenien und den USA hinzukommen. Details kündigte der Unternehmenssprecher allerdings erst für Anfang Juli an. Ein umfangreicher Stellenabbau in Wiesloch und Heidelberg, wo der Druckmaschinenhersteller fast 9000 Menschen beschäftigt, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. Schließlich gilt für die deutschen Standorte bis 2012 ein Sicherungspakt, der Kündigungen ausschließt. Diesen will Schreier zwar grundsätzlich einhalten, jedoch jede sich bietende Flexibilität nutzen. In Gefahr dürften beispielsweise die Jobs der rund 100 befristet Beschäftigten und die ebenfalls rund 100 Zeitarbeiter in Wiesloch sein. Insgesamt brachte die drupa für Heidelberg rund 2500 Aufträge aus 85 verschiedenen Ländern. Das entspricht etwa dem Niveau der vorherigen Druckmesse im Jahr 2004. Damals hatte die Branche ebenfalls mit einer Krise zu kämpfen. Zum Volumen der Aufträge wollte Schreier gestern keine Angaben machen. "Inwieweit das gezeigte Kaufinteresse im Ergebnis insgesamt auch zu echten Aufträgen führt und damit Umsatz generieren wird, können wir erst im August mitteilen", fasste der Vorstand zusammen. Mannheimer Morgen 11. Juni 2008 |