Der Kursrutsch hat viele Anleger verunsichert. Die Stimmung ist innerhalb kurzer Zeit umgeschlagen. Wie geht es jetzt für den Dax weiter? Das kommt auf eine entscheidende Marke an, sagt ein Charttechniker. DüsseldorfDie Rally ist erst einmal vorbei. Nachdem der Deutsche Aktienindex (Dax) wochenlang fast ununterbrochen zugelegt hatte, ging es zuletzt wieder in die andere Richtung. Seit Anfang April rutschte der Index um gut 400 Punkte ab, allein am Freitag waren es mehr als 150 Zähler. Der Kursrutsch hat viele Anleger verunsichert. Die Stimmung an der Börse ist innerhalb kurzer Zeit umgeschlagen. Alles, was vorher auf einen Aufschwung hindeutete – wie etwa die guten Gewinne der Unternehmen –, ist plötzlich vergessen. Stattdessen rücken die Staatsschuldenkrise in Europa und die dahinsiechende US-Wirtschaft wieder in den Fokus. Am Freitag sorgten Konjunkturdaten aus den USA für Entsetzen. Zahlen zum Verbrauchervertrauen fielen deutlich schwächer aus als erwartet. Viele fürchten nun, dass es an den Börsen noch weiter, noch schneller abwärtsgeht. „Keine Panik“, beruhigt Frederik Altmann. „Die Korrektur an der Börse war nicht nur erwartbar, sondern notwendig“, sagt der freie Chartanalyst. „Wir befinden uns in einer kurzfristigen Korrektur, aber ich erwarte keinen größeren Einbruch.“ Der Charttechniker verlässt sich allein auf das Deuten von Kursverläufen und auf Trendfolgemodelle. Gerade in so unsicheren Zeiten, sagt er, sei das die richtige Methode. Der Vorteil: Bei der Chartanalyse spielen Emotionen keine Rolle – das hilft, auch in turbulenten Zeiten die Nerven zu behalten. Wie es nun mit dem Dax weitergeht, hängt für Altmann entscheidend von einer Marke ab – und die liegt bei 6600 Punkten. Am Freitag tauchte der Index unter diese Marke ab. „Das ist erst einmal ein schlechtes Zeichen“, sagt Altmann. Die Marke von 6600 Punkten ist deshalb so wichtig, weil sie das Tief markiert, das der Dax Anfang März schon einmal kurz getestet hat. Damals hielt die Unterstützung, anschließend ging es mit den Kursen aufwärts. Diesmal kommt es darauf an, ob der Dax die Marke schnell wieder zurückerobern kann. Wenn nicht, droht Gefahr. Altmann zufolge könnte es dann bis auf 6400 Zähler abwärtsgehen. Der Analyst rechnet jedoch nicht mit dem Schlimmsten. Er geht nach wie vor davon aus, dass sich der Dax – ähnlich wie im März – erholen kann. Eine rasante Aufwärtsbewegung sei zwar nicht drin, eine Erholung bis auf 7000 Punkte aber nicht unwahrscheinlich. Erst in diesem Bereich warte der nächste starke Widerstand, sagt Altmann. Auch hier fällt die Parallele zum März auf. Wir erinnern uns: Der Dax unternahm einige Anläufe, scheiterte mehrmals, bis er schließlich den Widerstand bei 7000 Punkten knackte. Die Marke erwies sich nicht nur als „psychologisch wichtig“, wie immer gerne geschrieben wird, sondern in diesem Fall auch tatsächlich als hohe Hürde. Das dürfte diesmal nicht anders sein. Fazit: Sollte der Dax die Marke von 6600 Punkten zurückerobern, dann wäre der Weg in Richtung 7000 Punkte frei. Sollte er es nicht schaffen, läge die nächste Unterstützung bei 6400 Punkten. Zwischen diesen beiden Polen könnte der Index für längere Zeit gefangen bleiben, meint Altmann. Die Situation erinnert an das Jahr 2010. Damals steckte der Index über Monate in einem engen Korridor von nur wenigen Hundert Punkten fest. Gut möglich, dass erneut eine solche Phase bevorsteht. |