SAP vor neuer Wachstumskurve Auf der internationalen Kundenmesse Sapphire in Wien tat SAP zahlreiche Neuigkeiten kund: zwei Zukäufe, eine Kooperation mit SunGard, außerdem gab es klärende Worte zu Übernahmespekulationen und zu der neuen Wachstumsperiode.
"Wir glauben, dass wir eine ähnliche Welle sehen werden wie zu Beginn der 90er Jahre", sagte Konzernchef Henning Kagermann am Montag auf der Kundenmesse Sapphire in Wien. Seine Hoffnungen setzt der Manager dabei vor allem in die Software MySAP sowie die Mittelstandsoffensive.
Der Walldorfer Softwarekonzern ist vor den US-Wettbewerbern Oracle und Microsoft der weltgrößte Hersteller von Unternehmenssoftware. SAP ist Marktführer mit dem Produkt Enterprise Resource Planning (ERP) R/3, das Anfang der 90er Jahre eingeführt wurde.
Auf Shopping-Tour SAP will zwar überwiegend aus eigener Kraft wachsen und hatte erst in der vergangenen Woche betont, man wolle ohne große Zukäufe auskommen. Doch hatte man gezielte Ergänzungskäufe angekündigt. Zwei davon wurden heute verkündet. Zum einen kauft Europas größte Softwareschmiede das norwegische Unternehmen Maxware, ein Anbieter von Identitätsmanagement-Software. Die Technologie ermöglicht, Benutzerkonten virtualisiert und automatisiert zu verwalten, sie soll die SAP-NetWeaver-Plattform erweitern.
Die zweite Errungenschaft von SAP ist der Anbieter Wicom Communications. Das im finnischen Espoo ansässige Unternehmen ist auf IP-Telefoniesoftware spezialisiert, durch die etwa Mail, Telefon, SMS oder Web integriert werden können. Außerdem können isolierte Hardware- und Software-Komponenten unter einem einheitlichen Management verbunden werden. So bekommen zum Beispiel in Callcentern alle Service-Kräfte Zugriff auf die gleichen Daten und Informationen. Finanzielle Details wie den Kaufpreis der beiden Übernahmen nannte SAP nicht.
"Keine Angebote für SAP" Die Börse hat in jüngster Zeit wiederholt über eine Übernahme von SAP spekuliert. Im Gespräch waren Finanzinvestoren wie der US-Konzern Silver Lake. Derlei Gerüchte bemühte sich SAP nun zu zerstreuen.
Der Software-Hersteller habe keine Übernahmeangebote von einem Finanzinvestor oder einem anderen Bieter erhalten, beantwortete Konzernchef Henning Kagermann während der Kundenmesse Sapphire in Wien entsprechende Journalistenfragen.
Kooperation mit Sungard - Banken sind "harte Nuss" Neben den beiden Zukäufen gab SAP zudem eine Kooperation bekannt. Der Konzern will enger mit der US-Technologiefirma SunGard zusammenarbeiten, um Software für die Bankenindustrie zu entwickeln. Das erste gemeinsame Produkt mit dem Marktführer für Banken-Software werde in Europa auf den Markt gebracht. Mit den Programmen könnten Banken die Auswirkungen von Zinsänderungen oder Währungsschwankungen auf die Bilanzpositionen analysieren.
Der bei SAP für die Finanzbranche verantwortliche Manager Thomas Balgheim sagte, Banken stellten eine schwer zu knackende Nuss dar. Vor allem Banken mit bedeutendem Privatkundengeschäft zögerten, ihre Informationstechnik zu modernisieren und die von SAP angebotene standardisierte Software einzusetzen.
Kajak gestoppt Zuvor berichtete die Wirtschaftswoche, dass der Software-Riese die Entwicklung seines Mittelstandsprojekts „Kajak“ vorerst auf Eis gelegt hat. Das Magazin beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Der SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner habe das Projekt gestoppt. Er schalte sich wieder verstärkt in das Tagesgeschäft des Software-Konzerns ein und habe nach dem Weggang des Vorstands Shai Agassi damit begonnen, die Produktpalette zu überprüfen. |