Deutsche Post expandiert in USA - Airborne-Milliardenkauf perfekt
Von Edgar Bauer, dpa
Bonn (dpa) - Die Deutsche Post kann auf dem lukrativen amerikanischen Markt expandieren und künftig auch Pakete und Kurierpost direkt bis zum Endkunden zustellen. Der Milliarden-Kauf des US-Logistikunternehmens Airborne Express, der durch die Zustimmung der Airborne-Aktionäre am Wochenende perfekt wurde, gilt als strategische Weichenstellung. Mit ihrer Tochter DHL will der Bonner Konzern den Marktführern United Parcel Service (UPS) und FederalExpress (FedEx) Kunden abjagen.
Die beiden Platzhirsche wollen die Post aber auch mit juristischen Mitteln vom heimischen US-Markt, dem größte Kurier- und Expressmarkt der Welt, fernhalten. Sie werfen der Post eine unzulässige Kontrolle amerikanischer Fluglinien vor, sind jedoch inzwischen in die Defensive geraten.
Mit dem Airborne-Kauf werde DHL den Konkurrenten UPS und FedEx in den USA «Paroli bieten» und sich «als echte Alternative zum dortigen Duopol etablieren», sagte DHL-Vorstandschef Uwe Dörken der dpa in Bonn. «In Asien und Europa sind wir bereits die Nummer 1. Mit dem strategischen Schritt in die USA haben wir auch die letzte Lücke unseres Netzwerks geschlossen.»
Die Post zahlt für Airborne rund 980 Millionen Euro. Die Akquisition kostet den Bonner Konzern damit rund ein Drittel des Jahresgewinns. Dafür rückt sie in den USA hinter UPS und FedEx mit einem Schlag an die dritte Position im Express- und Kuriergeschäft. Der Erwerb werde dazu beitragen, im größten Express-Markt USA ein «bedeutender Player» und weltweit Logistik-Konzern Nummer 1 zu werden, sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel.
Die Übernahme ermöglicht es der Post-Tochter DHL, künftig auch auf dem Flug- und Landweg Expresspakete und Kurierpost etwa von New York nach Los Angeles direkt bis zum Endkunden aus einer Hand zu liefern. Bislang konnte DHL nur von Flughafen zu Flughafen liefern und war damit ohne Landtransportnetz für Kunden weniger attraktiv.
Zwischen dem neuen Unternehmen und dem von der Übernahme ausgegliederten Fluggeschäft von Airborne (ABX Air) wird ein Dienstleistungsvertrag geschlossen. Die gemeinsame Gesellschaft wird unter DHL firmieren und mit über 40 000 Mitarbeitern und Subunternehmern Kunden in den USA sowie von den USA aus in mehr als 220 Ländern auf der ganzen Welt bedienen.
Vor der Zustimmung der Airborne-Aktionäre hatte bereits die US-Kartellbehörde das Geschäft gebilligt. Airborne hatte im Jahr 2002 einen Umsatz von umgerechnet rund 2,9 Milliarden Euro und beschäftigt rund 22 000 Mitarbeiter.
Im andauernden Gerichtsstreit mit UPS und FedEx verbuchte die Post mittlerweile einen Zwischensieg. Der zuständige Richter, der nicht das Wohlwollen der Post besaß, trat zurück, wie eine Post-Sprecherin bestätigte. Das US-Verkehrsministerium hatte ihm zuvor auferlegt, nur noch die aktuellen Eigentumsverhältnisse bei der neuen US-Fluggesellschaft Astar zu prüfen.
Bei deren Vorgängerfirma DHL Airways hatte sich die Post im Mai 2003 von ihrem 25-prozentigen Anteil getrennt. Formal ist die Post damit nicht mehr an Astar beteiligt. Mit der Ausgliederung beim Airborne-Kauf gilt dies auch für ABX Air. Nach amerikanischem Recht dürfen ausländische Unternehmen keine US-Fluglinien kontrollieren.
Der Vorwurf von UPS und FedEx, dass die Post über ihre Kooperation - sie ist der mit Abstand wichtigste Geschäftspartner von Astar - das Unternehmen kontrolliere, sei sachlich falsch, betonte Dörken. Das durchsichtige Ziel von FedEx und UPS sei es allein, DHL vom US-Markt zu verdrängen. «Für ihre Lobby-Arbeit geben die beiden Logistik-Platzhirsche mehr Geld aus als die Rüstungs- und Pharmaindustrie.»
17.08.2003 um 12:15 Uhr © WELT.de (Ticker)
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