Nicht nur Trina hat ihre Absatzprognosen nach unten korrigiert, sondern auch Canadian Solar und Yingli. Zudem haben sie auch allesamt deutlich niedrigere Bruttomargen in Q3 gegenüber Q2 in Aussicht gestellt. Das hat dann natürlich vor allem die China-Solaris kurstechnisch schwer belastet.
- Trina Solar hat letzte Woche ihre Q3-Absatzprognose um rd. 20% bzw. 80 MW auf 380 MW gesenkt (Q2 2012: 419 MW) und die Q3-Bruttomarge soll nur noch zwischen 0 und 1,5% liegen (Q2 2012: 8,4%). - Yingli hat zwar ihre Q3-Absatzprognose nur marginal nach unten korrigiert von einem Absatzminus in Q3 zu Q2 von 15% auf 17%, werden dann in Q3 rd. 500 MW sein (Q2 2012: 608 MW), aber die Q3-Bruttomarge wird ohne negative Sondereffekte (Abschreibungen auf Produktionsanlagen und Lagerbestände, US-Zölle) nur zwischen 0 und 1% liegen. Prognostiziert war eine Q3-Bruttomarge im mittleren einstelligen Bereich und somit auf der Höhe wie in Q2 2012 mit 4,6%. - Canadian Solar hat ja schon ihre Q3-Zahlen vorgelegt und die waren alles andere als gut mit einer Q3-Bruttomarge von nur noch 2,2% (Q2 2012 Bruttomarge lag bei bereinigten 8,4% ohne positiven Sondereffekt über 14 Mio. $ durch Gutschrift auf eine Garantieversicherung. Ihre Q3-Absatzprognose hat zwar Canadian Solar erfüllt mit 384 MW (Q2 2012: 412 MW), aber dafür wurde die Jahresabsatzprognose deutlich nach unten gestutzt von 1,8 GW bis 2,0 GW auf "nur" noch 1,5 GW bis 1,6 GW. Also um rd. 18% und das bedeutet, dass Canadian Solar in Q4 so um die 400 MW an Modulabsatz haben wird und damit etwa so viel wie in Q2 und Q3. Erwartet bzw. von Canadian Solar selbst prognostiziert im August war aber ein Q4-Absatz von 650 MW !
Durch diese ganzen schlechten News mussten die China-Solaris in der letzten Woche richtig bluten:
Trina Solar: - 36% Canadian Solar: - 23% Yingli: - 14% Jinko Solar: - 12%
Es stellt sich halt die Frage ob Jinko zurecht in Sippenhaft genommen wurde oder nicht. Es ist anzunehmen, dass Jinko ihre Q3-Modulabsatzprognose von 250 bis 280 MW geschafft haben dürfte (Q2 2012: 223 MW), denn sonst hätte es wohl schon vorab eine Meldung gegeben. Die große Frage wird sein ob Jinko ihre Jahresprognose mit 900 bis 1.000 MW an Modulabsatz und zusätzlich 100 bis 150 MW an Projekten wirklich umsetzen wird/kann. Wäre dann immerhin ein Q4-Modulabsatz von um die 300 MW ohne Projekte ! Dabei darf man nicht vergessen, dass Jinko in Q2 ihren höchsten Modulabsatz mit 223 MW in ihrer Unternehmensgeschichte geschafft hat. Da ja mittlerweile alle südafrikanischen Solarkraftwerke aus der ersten staatlichen Bieterrunde finanziert und damit finalisiert sind, könnte Jinko ihr Modulabsatzziel tatsächlich erreichen können, insofern es zu den ersten größeren Lieferungen gen Südafrika in Q4 kommen wird. Zumal ja noch das chinesische Solarprogramm Golden Sun mit den üppigen Einspeisevergütungen Ende des Jahres auslaufen wird. Das alleine sollte dafür sorgen, dass in China der Solarzubau in Q4 richtig stark sein wird.
Bei Trina wie auch bei Yingli sieht man jedoch, dass beide Probleme haben in China. Offenbar ist es in China so, dass zwar die Solarkraftwerke recht flott genehmigt und auch gebaut werden, aber der Stromnetzanschluss ist wohl ein ganz großes Problem. Daher haben wohl einige Betreiber und Projektentwickler zunächst den Bau weiterer Solarkraftwerke in China in Q3 gestoppt. Das Problem ist in China erkannt worden und man hat dort den Stromnetzanschluss deutlich entbürokratisiert. Der staatliche Netzbetreiber State Grid Corp hat vor ein paar Wochen angekündigt, dass er kleinere Netzanbietern auch ohne Genehmigungen erlauben wird Solarkraftwerke ans Stromnetz anzuschließen. Mal sehen obs Jinko helfen wird ihre Jahresabsatzprognose schaffen zu können, denn in China will Jinko im 2.Halbjahr immerhin so 200 MW an Modulen inkl. eigener Projekte an den Mann bringen. Für unmöglich halte ich es nicht, dass Jinko ihre Jahresabsatzprognose morgen bestätigen wird, aber aufgrund der Absatzwarnungen von Trina und Yingli ist die Wahrscheinlichkeit schon recht hoch, dass auch Jinko ihre Jahresabsatzprognose etwas oder sogar noch mehr als etwas nach unten revidieren muss.
Bei der Bruttomarge wird es aber wohl schon schlechter aussehen, denn Trina wie auch Canadian Solar haben in Q3 nur noch Bruttomargen von 1 bis 2,5%. In Q2 hatten sie noch eine Bruttomarge von etwas über 8% wie auch Jinko. Beide hatten in Q3 das große Problem, dass die durchschnittlichen Modulverkaufspreise in Q3 weiter schneller gefallen sind als die Herstellungskosten (um die 15% bzw. 0,11 $/W). Dazu kommt noch, dass in China die Modulpreise um etwa 0,20 $/W niedriger sind wie in den USA (ca. 35%) und in Europa um ca. 0,10 $/W (ca. 17%). Das wird den Jinko Gewinnmargen sicher auch nicht allzu gut tun können. Es würde meiner Meinung nach einer Sensation gleich kommen, wenn Jinko in Q3 eine Bruttomarge von über 5% ausweisen würde (Q2 2012: 8,4%).
Die Analystenerwartungen liegen nach wie vor bei einem Q3-Umsatz von 236 Mio. $ (Q2 2012: 195 Mio. $) und einem Nettoverlust von 17,5 Mio. $ (Q2 2012: 48,9 Mio. $). Ohne Projektumsätze wird aber Jinko den prognostizierten Q3-Umsatz nicht schaffen können.
Morgen wirds wohl richtig spannend werden und es kann zu einem hoch volatilen Handel kommen, je nachdem ob die Jahresabsatzprognose deutlich gesenkt wird oder auch nicht und wie die Q3-Bruttomarge ausfällt. Alles über 3,5% bei der Bruttomarge wäre gegenüber Yingli, Trina und Canadian Solar schon richtig gut. |