Berlin (Reuters) - Das deutsche Handwerk schwenkt erstmals seit fünf Jahren wieder auf Wachstumskurs, der aber wegen der geplanten Mehrwertsteuererhöhung 2007 ein jähes Ende finden könnte.
Ähnliche Befürchtungen hegt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) auch bei der Beschäftigung
"Die leicht anziehende Binnennachfrage hat dem Handwerk im ersten Quartal eine Reihe von Konjunkturimpulsen gegeben", sagte der ZDH-Generalsekretär Hanns-Eberhard Schleyer am Dienstag in Berlin. Nach dem letzten Wachstumsjahr 2000 sei 2006 eine "schwarze Null", also ein kleines Umsatzwachstum, erreichbar. Der Abbau von Arbeitsplätzen werde sich 2006 vermutlich mit 60.000 mehr als halbieren gegenüber den 140.000 des Vorjahres. Die Stimmung im Handwerk sei zwar so gut wie seit 2001 nicht mehr. Es gebe aber eine ausgeprägte Skepsis hinsichtlich der von der Regierung geplanten Steuererhöhungen. Den Impuls, den die Regierung dem Handwerk mit ihren Wachstumsgesetzen gegeben habe, könnte deshalb im kommenden Jahr schnell wieder verpuffen.
Dass er sich zum Umsatzwachstum etwas vorsichtiger äußerte, als es der ZDH noch kürzlich getan hatte, als er von einem Wachstum von einem Prozent in diesem Jahr gesprochen hatte, wollte Schleyer nicht als Revision verstanden wissen: "Das ist keine Revision nach unten." In seinen Aussagen drücke sich nur die große Skepsis der Handwerker aus, die ihre Investitions- und Einstellungspolitik beeinträchtige. Der ZDH bescheinigte der Regierung, mit ihren ersten Weichenstellungen die Stimmung der Verbraucher verbessert zu haben. Ihre jüngsten Entscheidungen wie die zu Steuererhöhungen oder zum Diskriminierungsgesetz näherten allerdings Zweifel an ihrer Verlässlichkeit.
AKTUELLES STIMMUNGSBILD IM HANDWERK STARK AUFGEHELLT
Das aktuelle Stimmungsbild im Handwerk ist laut ZDH so günstig wie lange nicht mehr. Die Konjunkturverbesserung habe alle Handwerksgruppen erreicht. In Teilen gebe es geradezu eine Aufbruchstimmung. Der Beschäftigungstrend sei noch negativ, wenn auch stark abgemildert. Die Preise blieben aber unter Druck.
Von der Regierung forderte der Handwerksverband, schnell an die grundlegenden Reformen bei den Unternehmenssteuern und im Bereich Gesundheit zu gehen. Weiterhin für falsch hält der Verband die geplante Mehrwertsteuererhöhung, die die Konjunktur abknicken lassen könnte und die die Schwarzarbeit fördern werde.
In Hinblick auf die Unternehmenssteuerreform mahnte Schleyer an, die Steuerbelastung der Firmen auf maximal 25 Prozent zu drücken, was auch für die Personengesellschaften gelten müsse. Einbehaltene Gewinne sollten steuerlich begünstigt werden. Ganz entschieden warnte Schleyer, die Gewerbesteuer durch die Einrechnung weiterer Faktoren auszubauen, wie Mieten, Pachten und Leasing-Gebühren. Das träfe Handwerksbetriebe besonders.
Für den Fall, dass die Unternehmenssteuerreform nicht die erhofften Entlastungen für das Handwerk bringt, plädierte Schleyer dafür, private Handwerkerrechnungen großzügiger steuerlich absetzen zu können. Man könnte nach seinen Worten beispielsweise die Obergrenze von 3000 auf 4000 Euro heraufsetzen oder die Quote, mit der Handwerkerrechnungen abgesetzt werden können, von 20 auf 25 Prozent erhöhen.
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