Seit 30 Jahren bringt der Heinrich Bauer Verlag die deutsche Ausgabe des "Playboy" heraus - aber nicht mehr lange. Für Häschen-Narren kein Grund zur Panik. Hamburg/München - Die "Hasen-Jagd" zwischen deutschen Zeitschriftenverlagen ist offenbar entschieden. Nach Informationen des Branchendienstes "Kress" wird das Bunny-Heftchen künftig vom Burda-Verlag ("Focus", "Bunte", "InStyle") herausgegeben, der Zuschlag sei schon erteilt. Burda-Sprecherin Susanne Bömmel bestätigte dies am Montag gegenüber SPIEGEL ONLINE nicht, sagte aber: "Es laufen Gespräche". Der Bauer-Verlag teilte unterdessen mit, das Dezember-Heft des "Playboy" werde das letzte aus eigenem Hause sein. Schon im vergangenen Jahr hatte Burda sich die Lizenz für den Online-Auftritt des deutschen "Playboy" gesichert. Die Rechte für die Print-Ausgabe blieben einstweilen bei Bauer. Das aber werde sich schnell ändern, munkelten informierte Kreise bereits damals. Denn der Vertrag zwischen Bauer und dem Lizenzgeber Playboy Enterprises in den USA läuft zum Jahresende 2002 aus. Dass Burda sich die Rechte für den russischen "Playboy" sichern konnte, wurde als Vorentscheid gesehen.
Lange soll sich Bauer-Verlagsleiter Horst Müller in Verhandlungen mit dem US-Unternehmen Playboy Enterprises bemüht haben, die Rechte zu retten. Wiederholt schossen Spekulationen über ein Wettbieten bei der Lizenzgebühr zwischen Burda und Bauer ins Kraut. Offiziell wurden von beiden Verlagen keine Summen genannt.
Der Bauer-Verlag bemühte sich, die Nachricht vom Ende des Lizenzvertrages ins Positive zu drehen. Der Verlag selbst habe das Angebot zurückgezogen, den deutschen "Playboy" herauszugeben, sagte Verlagssprecher Andreas Fritzenkötter zu SPIEGEL ONLINE. "Die Lizenz ist uns nicht weggenommen worden". Fritzenkötter räumte aber auch ein, die Verhandlungen zwischen Bauer und den Amerikanern hätten rund ein Jahr gedauert. Die "Uneinigkeit über die Ausgestaltung der Lizenz" habe sich dabei nicht überwinden lassen.
Gegen-"Playboy" mit der alten Redaktion?
Der Bauer-Verlag störte sich nach eigener Darstellung daran, dass die Amerikaner von ihrem deutschen Partner eine "exklusive Bindung" an diese einzige Herrenmagazin-Marke verlangten. Der Bauer-Verlag habe aber zumindest die Option verlangt, ein weiteres, eigenes Herrenmagazin auf den Markt zu bringen, weil man mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Traditionsheftes nicht mehr vollends zufrieden sei. Nun werde man ab Ende 2002 damit beginnen, einen neuen "Männer- und Lifestyle-Titel" für den deutschen Markt vorzubereiten. Die bisherige Münchner "Playboy"-Redaktion solle bei diesem neuen Heft weiterbeschäftigt werden. Zur Frage, ob nun Burda den Zuschlag für die Lizenz erhalten habe, sagte der Bauer-Sprecher: "Der Weg ist jetzt frei". Burda hat bisher noch kein Herrenmagazin im Programm.
Der deutsche "Playboy" hat in den letzten Jahren viel von seinem früheren Hochglanz verloren. Die Beiträge galten als platt und langweilig, die Zeiten, in denen Starautoren und Intellektuelle für das Heft schrieben, sind vergangen. Neue Konkurrenten wie "Maxim" bedrängten das Herrenmagazin auf einem Markt, den es lange beherrschte. Im ersten Quartal verkauften sich durchschnittlich 240.000 Exemplare des "Playboy", 4,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Der US-Konzern um Alt-Playboy Hugh Hefner und seine Tochter Christie wird sich vom Wechsel des deutschen Herausgebers die Heilung dieser Potenzprobleme versprechen.
spiegel.de |