Nun ja in den USA ist Jinko wie z.B. Canadian Solar oder First Solar mit 2% im Plus. Nasdaq mit knapp 3% aktuell im Minus. Dow Jones knapp über 2% im Minus. Eine Plug Power z.B. ist mit 6% im Minus. Was aber extrem auffällt ist die sehr hohe Vola von Jinko. Höchstkurs heute in den USA bei 67.62 $ - Tiefskurs heute 61.87 $. Jinko hatte zwar immer eine hohe Vola, aber diese Intraday Vola ist selbst bei Jinko nicht normal. Übrigens genau vor einem Jahr lag die Jinko Aktie bei 23,84 $ - aktuell bei knapp 63 $. Sollte man nie vergessen.
Bin eh der Meinung, dass man die Stichwahlen zum US Senat in Georgia morgen abwarten muss. Gewinnen die Demokraten beide Senatssitze, dann sind die Chancen für Biden seinen aggressiven Green New Deal in großen Teilen durchzubringen gar nicht schlecht. Das wäre dann wohl durchaus ein Kurskatalysator für Wind- und Solaraktien, aber auch für Elektromobilität, Wasserstoff und Brennstoffzellen.
Das Thema Margenprobleme bei den Modulhersteller ist aber nun mal nicht weg zu diskutieren. Haben die Polysilizumkosten und die Solarglaskosten im 1. Hj. noch rd. 20% der Modulfertigungskosten betragen, so sind die im 2. Hj. auf rd. 35% sehr deutlich angestiegen. In absoluten Zahlen von rd. 0,045 $/W auf rd. 0,075 $/W. Das geht natürlich voll auf die Margen und einfach mal so die Modulpreise kräftig anheben geht auch nicht. Es ist davon auszugehen, dass die Margen im 1. Hj. 2021 schwach bleiben werden und was im 2. Hj. 2021 passiert ist schwer abzuschätzen. Aufgrund der erwartenden hohen Nachfrage generell in 2021 dürfte es aber auf der Kostenseite bei Polysilizium und Solarglas keine großartige Entspannung geben. Auf der Nachfrageseite sieht es aber sehr gut aus und es ist von einem kräftigen Umsatzwachstum auszugehen.
Mal kurz ein kleiner Blick auf die Margenerwartungen für Q4 2020 bei einzelnen Solaraktien anhand der EBIT-Marge:
Daqo: 43,3% (Q3 2020: 26,4%) Xinyi Solar: 43% (1. Hj. 2020: 41%) Enphase 19,4% (Q1 2020: 21,7%) First Solar: 14,3% (Q2 2020: 8,9%) Jinko: 3,4% (Q2 2020: 5,1%) Canadian Solar: Minus 2,2% (Q1 2020: 10,1%)
Jinko und Canadian sind bei dieser kleinen EBIT-Margenbetrachtung ganz klar am Ende des Rankings. First Solar hat null Probleme mit dem hohen Polypreis, da man ja CdTe Module produziert und First Solar dürfte der Profiteure schlechthin sein sollte es wirklich in den USA zu Importzöllen auch auf bificiale Module geben mit denen z. B. Jinko aktuell hohe Margen in den USA erzielt.
Ein Polysiliziumhersteller wie Daqo verdient sich mit dem aktuellen Preis von 10,80 $/kg eine goldene Nase. Daqo hat Fertigungskosten von 5,65 $/kg. Das bedeutet, dass Daqo damit auf eine Bruttomarge von etwas über 45% kommen wird. In Q4 2020 hat Daqo nach der Guidance 20.500 bis 21.500 t Polysilizium ausgeliefert. Mit dem hohen Polyverkaufspreis, den niedrigen Fertigungskosten und dem Absatzvolumen dürfte Daqo in Q4 2020 das beste Quartal ever beim Umsatz wie auch beim Gewinn erzielt haben. Daqo ist übrigens bis Ende 2022 ausverkauft. Die 2 größten Daqo Kunden sind Longi und Jinko. Longi kauft etwa 40% des Daqo Produktionsvolumen und Jinko rd. 25%.
Xinyi Solar profitiert natürlich von der Preisexplosion von Solarglaspreis, der im 2. Hj. von von 26 auf aktuell 45 Yuan/㎡ gestiegen ist (+ 73%). Grob gerechnet liegen bei Xinyi Solar die Solarglas Fertigungskosten bei etwa 15 Yuan/㎡hat. Bei einem Preis von 45 Yuan/㎡ würde dann die Bruttomarge auf etwas über 65% hoch gehen. Da ist dann das Wort hoch profitabel noch zu wenig.
So signifikant unterschiedlich sind die Gewinnmargen innerhalb der solaren Wertschöpfungskette und die Entwicklung der Margen ist derzeit ganz klar auf der Solar Upstreamseite. Das zeigt mein kleines Margenranking dann sehr gut auf.
Aber zurück zu Jinko und Co und dem erwartenden Umsatzwachstum bei den Modulbauern. Von Jinko wird ein Umsatzwachstum in 2021 gg. 2020 von 24% erwartet, von Longi von 43%, von Canadian Solar von 44% und von JA Solar von 60%. Wobei ich bei Jinko Solar von einem höheren Umsatz in 2021 ausgehe wie aktuell es die Analystendurchschnitt mit 6,34 Mrd. $ aussagt. Ich gehe davon aus, dass Jinko den Modualbsatz in diesem Jahr auf 27 bis 30 GW steigern wird (2020e: 19 GW) und das impliziert einen Umsatz zwischen 6,6 bis 7,2 Mrd. $ bzw. ein Umsatzwachstum zwischen 30% bis 40%. Wobei das Umsatzwachstum wohl nicht der Knackpunkt sein wird für den zukünftigen Kursverlauf, sondern die Entwicklung der Margen wird es wohl sein und damit welcher Gewinn am Ende rausschauen wird. Die Margen sind ohnehin schon immer das Problem gewesen bei den Modulbauern. Wobei die Margen im 1. Hj. 2020 recht ordentlich waren. Bei Jinko z.B. mit einer Bruttomarge von 19% und einer EBIT-Marge von 7%. In Q4 dürfte die Bruttomarge nur noch bei 14% und die EBIT-Marge bei 3% gelegen haben bei Jinko. Bei Canadian Solar dürfte es in Q4 2020 sogar einen Nettoverlust von 40 bis 50 Mio. $ gegeben haben. Jinko sollte auf None GAAP Basis noch einen Q4 Nettogewinn von um die 20 Mio. $ erreicht haben.
Mit einem Umsatz zwischen 6,5 Mrd. $ bis 7 Mrd. $ hat Jinko einen enormen Gewinnhebel. Eine 2% höhere Bruttomarge generiert grob über den den Daumen gepeilt einen 130 Mio. $ höheren Bruttogewinn auf 12 Monatssicht, der sich fast vollständig bis zum Nettogewinn durchschlagen wird bis auf die Steuern. Runter gerechnet auf den Gewinn je Aktie und nach Abzug der Steuer wären das auf 12 Monate ein zusätzliches EPS von satten 2,50 $. Diese kleine Daumenrechnung demonstriert sehr gut welch riesiger Hebel die Bruttomarge bei Jinko und Co hat. Diese 5 Hauptfaktoren werden in diesem Jahr die Entwicklung der Bruttomarge bei den Modulbauern bestimmen und wohl auch den Kursverlauf:
- Entwicklung des Solarglaspreis (Preis weiterhin auf Rekordniveau) - Entwicklung des Polysiliziumpreis (gg. Q3 ist der Polypreis in Q4 um rd. 10% gefallen - aber nach wie vor auf einem sehr hohen Preisniveau - + 22% gg. vor 12 Monate) - Entwicklung des US Dollar (im 2. Hj. 2020 um rd. 9% deutlich gefallen) - Senkung der Prozesskosten (5% auf die Gesamtfertigungskosten sollten in 2021 drin sein) - Entwicklung des Modulpreises (gg. Q3 sind bis Ende Q4 die Modulpreise zwischen 3% bis 8% gestiegen)
Positiv ist derzeit, dass die Preise für Polysilizium und Solarglas auf einem solchen hohen Niveau angelangt sind, dass sie nicht mehr gestiegen sind die letzten Wochen und der US Dollar dürfte den Großteil seiner Schwächefase im 2. Hj. 2020 hinter sich gebracht haben. Das ganze so richtig einschätzen wie die Entwicklung weiter gehen kann/wird kann kann man aber dann wohl erst so 3,4 Wochen nach dem chinesischen Neujahrsfest. Also Ende Februar/Mitte März. |