Palfinger hat auf hoher See vollen Rückenwind Hebesysteme-Produzent Palfinger mischt seit dem Vorjahr beim Bau von Hochsee-Windparks ganz vorne mit. Das Geschäft brummt, erfordert aber Leistungen im absoluten Grenzbereich.
Salzburg. Palfinger entwickelt sich zur Macht auf hoher See. Basis sind die stärksten und widerstandsfähigsten Knickarmkräne am Markt. Mit den Geräten, die zwischen zwanzig und 24 Meter weit reichen und 26 Tonnen Last heben können, sind die Salzburger beim Bau von Offshore-Windparks gefragter als jeder andere Kranhersteller. Mit 30 Prozent Marktanteil liegt man in dem Spezialgeschäftsfeld an der Spitze, vor der dänischen HMF. Die Hauptkunden sind zugleich die Top drei Windpark-Systemlieferanten Vestas, Areva und REpower. Auch Siemens baut bei der Montage der bis zu 150 Meter hohen Turbinentürme auf Palfinger-Kräne, und bald dürften auch General Electric und Nordex zum erlauchten Kundenkreis stoßen. Beide haben bei der Hannoveraner Messe zu Monatsbeginn den Einstieg in den Boommarkt erklärt.
Prestigemarkt
Die europäische Windenergie-Agentur EWEA prognostiziert bis 2020 durchschnittlich knapp 30 Prozent Jahreszuwachs an Offshore-Windfarmen. Branchen-Consulter MAKE erwartet gar 40 Prozent Plus pro Jahr. So will Weltmarktführer Großbritannien die Zahl von 320 Offshore-Turbinen bald verdreifachen. Palfinger ist bei fünf Großprojekten dabei, darunter dem ersten Hochsee-Windpark der USA. Pro Park werden an die 80 Kräne benötigt, und zwar Plattform-und Gondelkräne. Erstere heben Bauteile von den Schiffen auf die Plattformen. Zweitere stehen auf der Turmspitze und hieven die Bauteile von der Plattform zur Gondel.
Der in Wien börsenotierte Hebesysteme-Hersteller Palfinger hat sich vor einem Dreivierteljahr durch eine Übernahme in den Spezialmarkt eingekauft. Die Umsatzgröße von zehn Millionen € im Vorjahr ist angesichts des Konzernvolumens von 800 Millionen ein Klacks. "Es ist aber ein Prestigefeld. Die Hochseeliga ist technisch das Höchste. Landkräne wären dort rasch kaputt", sagt Palfinger-CEO Herbert Ortner. Neben besonderer Reichweite und Hubkraft braucht es Lackierungen, Gelenke und Dichtungen, denen raue See und Meersalz wenig anhaben können. Palfinger gilt da als das Maß der Dinge. "Halten die Zuwachsprognosen für den Markt, werden wir bis 2015 auf 30 Millionen € Umsatz verdreifachen", kündigt Palfinger-Konzernsprecher Hannes Roither gegenüber dem WirtschaftsBlatt an.
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