Spekulieren auf Spekulationen treibt B.I.S.-Aktie
13. Juni 2005 In den großen Tagen des Neuen Marktes war neben den großen Stars wie Mobilcom oder EM.TV praktisch jede Aktie ein Geheimtip. Ein solcher war auch die Aktie von B.I.S Börseninformationssysteme. Doch mit dem Ende des Neuen Marktes geriet auch sie weitgehend in Vergessenheit.

Am 14. Juni 1999 bei 30 Euro gestartet trieb die seinerzeitige Spekulationslust das Papier am 18. Februar 2000 bereits auf 83,01 Euro (plus 177 Prozent). Damit markierte die Aktie bereits ihr Allzeithoch und begann eine dramatische Talfahrt, die sich nach etwas über einem Jahr, einem Minus von 94 Prozent und einem Kurs von 4,75 Euro im März 2001 zu verlangsamen begann. Anfang Oktober 2002 und weitere 60 Prozent tiefer erreichte das Papier bei 1,90 Euro sein Allzeittief.
Erstaunliche Aufwärtstendenz
Seitdem hat die b.i.s-Aktie erstaunlicherweise einen Aufwärtstrend eingeschlagen, der sich seit Oktober noch einmal beschleunigt hat. Aktuell liegt der Kurs bei 5,15 Euro. Das ist um so mehr verwunderlich, als die B.I.S. AG in den vergangenen Jahren nicht gerade mit blendenden Geschäftszahlen glänzen konnte. Denn der Umsatz des Unternehmens verhält sich seit dem Jahr 2000 wie eine Eisscholle, die gen Süden treibt. Waren es im Geschäftsjahr 1999/2000 (Ende: 30. September) noch über zehn Millionen Euro, die in die Kassen von b.i.s flossen, fiel der Umsatz danach jährlich: erst auf 9,49, dann auf acht, auf 6,36 Millionen und im vergangenen Jahr schließlich auf 5,44 Millionen. Diese Tendenz setzte sich auch im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres fort. Die Umsätze fielen um weiter 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zum Gutteil ist dies eine Marktentwicklung. Der Finanzbranche fehlen immer noch die Nachfrageimpulse, die eine Erhöhung der Nachfrage nach Börseneinformationssystemen nach sich ziehen würde. Die Anzahl der bis.-Systeme ging im letzten Geschäftsjahr auf 2.594 (Vorjahr: 2.968) und im ersten Halbjahr des laufenden Jahres weiter auf 2.398 zurück. Beim Lizenzgeschäft waren zum 30. September 2004 1.470 Lizenzsysteme gegenüber 2.446 in der Vorjahresperiode im Einsatz, zum 31. März waren es nur noch 1.300.
Der große Dividendenhappen
Was den Markt bewegt, sind auch nicht die mageren Gewinne, von zusammen noch nicht mal einer Million Euro in den letzten zweieinhalb Jahren. Interessanter ist die b.i.s. durch ihren hohen Bestand an liquiden Mitteln. Das Unternehmen verfügt über Rücklagen von 13 Millionen Euro, also mehr als dem Doppelten des Jahresumsatzes. Rund fünf Millionen davon sollen in Form einer Kapitalrückzahlung am 29. November an die Aktionäre gehen. Das macht eine Rendite von derzeit 37 Prozent.
Indes wäre es kurzsichtig, deswegen die Aktie zu kaufen. Denn nach Ausschüttung wird der Kurs eben um jenen Betrag reduziert werden. Spekuliert wurde bislang auch darauf, daß die Marktkapitalisierung des Wertes unter dem Bestand an Rücklagen und liquiden Mitteln lag und somit das Unternehmen auch reif für eine Übernahme sei.
Der einzige Kandidat dafür ist der französischse Mehrheitsaktionär, der bereits jetzt 80 Prozent des Kapitals hält. Für diese These spricht, daß gleichzeitig ein Aktienrückkaufprogramm gestartete wurde. Zehn Prozent des Kapitals dürfen zurückgekauft und unter anderem auch eingezogen werden. Unter diesen Umständen läßt sich leicht ein Szenario spinnen, nachdem am Ende verbleibende Kleinaktionäre im Rahmen eines Squeeze-Outs abgefunden werden. In diesem Fall käme die Ausschüttung dem Mehrheitsaktionär entgegen. Denn das Hauptvermögen der B.I.S. sind nun einmal die Rücklagen - und der Unternehmenswert ist für den Squeeze-Out ausschlaggebend.
Alles nur Spekulationen
Aber das sind alles wilde Spekulationen. Das einzig Handfeste ist, daß der Kurs der B.I.S. derzeit im Aufwärtstrend befindet. Wenn es der volatilen Aktie, die sich gerade erst von einem Zurücksetzer im Mai erholt hat, das letzte Hoch von 5,39 Euro zu überbieten, sollte sich der Trend auch fortsetzen.
Doch substantielle Gründe dafür gibt es nicht: die Bilanz der letzten Jahre ist nicht gut, die fundamentale Bewertung liegt bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 50. Die Geschäftsaussichten sind sehr trübe, weil die Perspektive für einen nachhaltigen Börsenboom fehlt. Was den Aufwärtstrend am Laufen hält ist lediglich die Spekulation auf die Spekulation. Jemand kauft, weil er davon ausgeht, daß jemand kauft, weil er davon ausgeht... Insofern kann ein Engagement in der B.I.S.-Aktie schnell zum Schnitt ins eigene Fleisch werden.
