Börsianer kennen das: Bei Übernahmen sind oft hohe Prämien und schnelle Kursgewinne drin. Das gilt ganz besonders für Medizin- und Pharmafirmen. So wurden beispielsweise die drei Medizintechnikunternehmen Memomental, OrthoHelix und China Kanghui in den letzten 15 Monaten zu Kaufpreisen zwischen dem vier und 15fachen des Jahresumsatzes übernommen. Bei der Aktie von China Kanghui gab es da in kurzer Zeit Kursgewinne um 50 Prozent. Diese auffällige Häufung von Akquisitionen im Medizintechbereich macht auch aap Implantate interessant. Der Berliner Spezialist für Fraktur und Gelenkersatz sowie Knochenzement hat sich in den letzten Jahren stark fokussiert und steht vor deutlich steigenden Gewinnen. Etwa bis 2015 erwarte ich die Gewinnverdopplung. Bei einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 0,8 wäre das Unternehmen als Übernahmekandidat nicht teuer.
Spannend für Anleger könnte auch der Bereich Biosimilars werden. Biosimilars sind wie Generika Kopien von Originalmedikamenten. Generika sind Kopien von chemisch hergestellten Präparaten bei denen der Patentschutz ausgelaufen ist. Biosimilars ahmen entsprechende Biopharmazeutika nach. Während Generikas seit langem ein grosses Geschäft sind, stecken Biosimilars noch am Anfang. Denn viele biologisch hergestellte Arzneimittel kommen erst jetzt an das Ende ihres Patentschutzes. Schätzungen zufloge sollen bis 2016 biologische Markenprodukte mit einem Markvolumen von 90 Milliarden Dollar den Patentschutz verlieren. Da könnte ein Welle bevorstehen. Denn Biosimilars sind wie Generika deutlich billiger als das jeweilige Original.
Angesichts des möglichen Hyps bieten sich für Börsianer verschiedene Spekulationsmöglichkeiten. Neben einigen grossen Playern wie Sandoz/Hexal, Ratiopharm und Stada in Europa oder Amgen und Biogen in USA tummelt sich eine Reihe kleinerer Unternehmen auf dem Markt insbesondere in Nischen. Nach der Entwicklung entsprechender Biosimilars liegt ihr Ziel in der gewinnbringenden Auslizenzierung. So verkaufte beispielsweise das kleine US-Biotechunternehmen Insmed Anfang 2009 seine Entwicklungspipeline mit nur zwei Produkten für 130 Millionen Dollar an den US-Pharmariesen Merck & Co. Da Insmed damals lediglich einen mittleren zweistelligen Millionen Dollar-Börsenwert auf die Waage brachte, war die Verfünffachung des Insmed-Kurses von fünf auf 25 Dollar binnen weniger Monate nach Bekanntgabe des Deals die Folge. Insmed ist aber auch nach erfolgter Auslizenzierung der beiden Produkte in der Entwicklung von Bio-Medizin tätig.
Weitere Entwicklungs-Player am Markt sind beispielsweise die deutsche Formycon, die erst vor kurzem den ehemaligen Entwicklungschef der Biosimilarabteilung von Hexal als Berater gewinnen konnte, sowie die US-amerikanische Momenta Pharmaceuticals. Momenta befindet sich derzeit im Patentstreit mit den zwei Konkurrenten Watson Pharma und Amphastar Pharma und der Kurs ist im Rückwärtsgang. Doch die Auslizenzierung eines Blockbusters oder die Übernahme könnte den Abschwung schnell umkehren. Für Anleger mit mittel- bis langfristigem Horiziont sind Biosimilars zwar ein etwas schwer kalkulierbares dafür aber um so spannenderes Betätigungsfeld. |