Wie realistisch ist die heute vom Spiegel erwähnte Verstaatlichung?
Nach offiziellen Angaben hält der Staat derzeit 25 % + 1 Aktie. Hätte der Staat am Markt Aktien erworben, die seinen Anteil auf über 30 % erhöht hätten, so wäre das meldepflichtig gewesen.
Obwohl im Text nur von einer Mehrheit der Aktien in der Hand des Staates nach einer eventuellen Kapitalerhung die Rede ist, titelt der Spiegel "Verstaatlichung". Die einfache Mehrheit, also mindestens 50 % + 1 Aktie, zu besitzen, genügt aber nicht, um einen Squeeze-out der übrigen Aktionäre zu erzwingen. Dafür bräuchte der Staat mindestens 90 % aller Aktien.
Durch eine Kaptitalerhöhung würde sich der Staatsanteil zwar erhöhen, aber gewiss nicht die vom Spiegel genannte 50-%-Marke überschreiten. Auch andere Aktionäre wissen, dass jede Commerzbankaktie, die sie zu diesen Ausverkaufskursen erwerben, zukünftig eine zweistellige Rendite abwerfen wird. Was sollte mich als Aktionär davon abhalten, die Kaptitalerhöhung in vollem Umfang zu zeichnen? Stünde mir das Geld nicht zur Verfügung, könnte ich meine Bezugsrechte am Markt veräußern. Wahrscheinlicher Käufer für diese vermutlich teuer gehandelten Rechte wäre ein anderer Aktionär.
Dieser Artikel im Spiegel soll Angst machen, soll verunsicherte Aktionäre dazu verleiten, ihre Commerzbankaktien auf den Markt zu werfen, damit andere, die den Spiegel für diesen Artikel bezahlt haben, diese Aktien billigst einsammeln können.
Wenn nicht jetzt, so frage ich, wann dann kann man Angst verbreiten? Wenn sich die europäische Staatenkrise in Wohlgefallen aufgelöst hat, die Staatsanleihen wieder normal bewertet werden und die Commerzbank ihr Maßnahmenbündel zur Bewältigung der Krise verkündet hat, ist es dafür definitiv zu spät. |