Wie bisher wird es bei Lion Bioscience nicht weitergehen. Wohin die Entwicklung gehen soll, wollte Finanzchef Peter Willinger allerdings auch noch nicht offenbaren.
Instock: Auf Lion Bioscience trifft wohl der Spruch zu: “Totgesagte leben länger”. Woran liegt es, daß die Firma trotz erneut roter Zahlen immer noch lebt? Willinger: Man muß die gerade vorgelegten Zahlen schon interpretieren und sehen, wo wir herkommen. Wir haben Anfang des Geschäftsjahres relativ stark restrukturiert und sind jetzt auf einer ganz anderen Kosten- und Ergebnisbasis als im vergangenen Jahr. Von daher sind wir zuversichtlich, daß wir unser Anfang des Jahres gestecktes Ziel auch erreichen. Wir wollen dem Break-even möglichst nahe kommen oder ihn sogar erreichen. Wir arbeiten außerdem mit Hochdruck daran, das neue Geschäftsmodell weiter voranzutreiben und zu evaluieren. Wir sind sehr optimistisch, in absehbarer Zeit mit einer sehr interessanten Story an den Markt gehen zu können.
Instock: Sie rechnen für das laufende Geschäftsjahr mit einem ausgeglichenen Gesamtergebnis inklusive der nicht fortgeführten Aktivitäten. Wie ist das zu verstehen? Willinger: Wir haben hier eine sehr unglückliche Situation. Wir berichten ja nach US-GAAP. Dabei gibt es diese Zweigliederung. Wenn das Unternehmen einen Bereich zum Verkauf stellt oder Bereiche hat, die nicht mehr fortgeführt werden, dann muß man diese Zweiteilung vornehmen. Für einen Außenstehenden ist das sehr irritieren, weil diese fortgeführten Aktivitäten bei uns sehr wenig damit zu tun haben, was Lion Bioscience zukünftig machen wird. Das sind einfach Sachen, beim denen wir uns vorstellen können, daß die auch in einer neuen Struktur von Lion Bioscience fortgeführt werden. Deshalb werden die Dinge in der Gewinn- und Verlustrechnung so ausgewiesen. Das hat mit neuen Geschäftsmodellen gar nichts zu tun.
Instock: Das betrifft vor allem die Bioinformatik-Sparte? Willinger: Auch, aber nicht nur. Das ist genau das Problem. Wir hatten ja in der Vergangenheit bei Lion mehrere Bereiche: Neben der Bioinformatik hatten wir auch Produkte in der Chemie-Informatik und einigen anderen. All diese Bereich werden bei uns operativ nicht mehr fortgeführt. Dennoch gibt es hier mitunter noch laufende Kundenverträge, die noch zu Umsätzen führen. Zum anderen gibt es Produkte, die wir augenblicklich gerade verwerten, sprich verkaufen.
Instock: Wie weit sind Sie mit dem Verkauf der Bioinformatik-Sparte? Willinger: Leider Gottes zieht sich das noch immer etwas in die Länge. Wir sind dabei, mit den verbliebenen Parteien zu einem Ergebnis zu kommen. Bisher haben wir allerdings noch nicht die Struktur gefunden, die wir gerne hätten. Deshalb konnte dieser Verkauf noch nicht zum Abschluß gebracht werden.
Instock: Gilt der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2005/06 nur unter der Prämisse, daß sie sich mit den Interessenten einigen können? Willinger: Nein, durchaus nicht. Wir sagen im Ausblick zwei Dinge: Wir gehen davon aus, daß wir den Break-even erreichen. Wenn wir die Bioinformatik-Sparte verkaufen, soll das Ergebnis sogar positiv werden.
Instock: Den Break-even wollen oder können Sie ja nur erreichen, wenn Sie die nicht fortgeführten Bereiche mit einberechnen. Mit dem aktuellen oder auch zukünftigen Kerngeschäfts schaffen Sie dies wohl noch nicht? Willinger: Richtig, doch worüber wir jetzt reden ist nicht unser künftiges Kerngeschäft.
Instock: Sondern? Willinger: Das sind alles Sachen, die augenblicklich bei uns fortgeführt werden. Das wird jedoch nicht das zukünftige Kerngeschäft von Lion Bioscience sein. Man muß hier eine ganz klare Zweiteilung machen. Wir haben heute Bereiche und Aktivitäten, von den wir ganz klar sagen, darin sind wir künftig nicht mehr aktiv. Es gibt Bereiche, von denen wir sagen, die können auch in einer neuen Firma durchaus weitergeführt werden. Dementsprechend werden die als fortgeführte Aktivitäten ausgewiesen.
Instock: Wann wird Lion so weit sein, mit dem neuen, noch geheimen Kerngeschäft Geld zu verdienen? Willinger: Wir müssen ja erst einmal sagen, was das neue Kerngeschäft ist. Dazu werden wir wohl im nächsten Vierteljahr mit einer sehr interessanten Geschichte an den Markt gehen können.
Instock: Benötigen Sie dazu das Kapital aus dem Verkauf der Bioinformatik-Sparte? Willinger: Nein, das liegt eher daran, daß wir jetzt verschiedene Optionen sehr sorgfältig geprüft haben. Wir sind jetzt nach einer Vielzahl von Gesprächen dabei, die einzelnen Ideen und Projekte zusammenzutragen und diese zu evaluieren. Nur so können wir mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Das hat mit dem Verkauf gar nichts zu tun.
Instock: Wann schreibt Lion Bioscience mit dem neuen Geschäftsmodell schwarze Zahlen? Willinger: Das ist eine Frage, die kann ich so nicht beantworten. Wann das soweit sein wird, ist sehr stark abhängig davon, was das zukünftige Geschäftsmodell sein wird.
Instock: Das werden Sie doch wissen? Willinger: Noch einmal: Die ganze Struktur ist so noch nicht spruchreif. Deshalb kann ich die Frage noch nicht beantworten. Was ist sagen kann ist, daß wir mit einer sehr interessanten Geschichte aufwarten werden, wo der Aktionär eine sehr gute Opportunität hat.
Instock: Wird im Zuge der Neuaufstellung im Unternehmen alles, möglicherweise auch der Name, umgekrempelt? Willinger: Was man sagen kann, ist, daß das neue mit dem alten Geschäftsmodell nichts zu tun haben wird. Dabei ist eine Namensänderung nun wahrlich nicht unser Hauptproblem.
Instock: Bis zum Sommer 2006 ist aber klar, wohin es bei Lion zukünftig gehen wird? Willinger: Davon gehe ich sehr stark aus. Das wird eher noch früher sein.
[04.02.2006 08:47:27] |