Mit IPOs kennt sich das Wertpapierhandelshaus Lang&Schwarz aus. Das Unternehmen bietet vor- und außerbörslichen Handel an und ist Designated Sponsor. Jetzt geht Lang & Schwarz selbst an die Börse – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit. Gerade einmal fünf Journalisten waren in das schmucklose DFVA-Center der Deutschen Börse in Frankfurt gekommen, um die IPO-Präsentation der Düsseldorfer zu verfolgen. So wenig Resonanz gibt es selten. Meist tummeln sich ein oder zwei Dutzend Reporter auf IPO-Pressekonferenzen.
Mehr zum Top-Thema Interview: "Der Konkurrenz Mandate abjagen" Kein echter Börsengang Das könnte daran liegen, dass es sich um keinen reinen Börsengang, sondern lediglich um ein Listing handelt. Es gab daher weder eine Zeichnungsfrist noch einen Ausgabepreis.
Die beiden Vorstandsmitglieder André Bütow und Peter Zahn mussten denn auch nicht groß die Werbetrommel rühren – und gaben sich relativ zugeknöpft. Die Präsentation beschränkte sich auf ein paar schöne Folien mit Details zum Geschäftsmodell und den Zahlen zum Geschäftsjahr 2005 und 1. Halbjahr 2006. Fragen von Journalisten zum Ausblick in die nahe Zukunft wiegelten Bütow und Zahn mit dem Hinweis ab, dass man nichts sagen dürfe, was über den Wertpapierprospekt zum Börsengang hinausgehe. Dort gibt es keinen konkreten Ausblick für 2006.
Bei der Wachstumsstrategie wurden die Lang&Schwarz-Top-Manager etwas konkreter. Vorstandsmitglied Peter Zahn kündigte an, dass die beiden Bereiche Trading Center und Financial Services/Designated Sponsoring ausgebaut werden sollen. So will das Wertpapierhandelshaus sein Beratungsangebot rund um das Thema Going & Being Public erweitern und neue Mandate für das Designated Sponsoring gewinnen.
Jagd nach Mandaten der Konkurrenz Dabei gehe es vor allem darum, "den Konkurrenten Mandate abzujagen", betonte Vorstandsmitglied Zahn selbstbewusst. "Derzeit gibt es 730 Mandate an der Frankfurter Börse." Da sei noch einiges zu holen. Laut einer von Lang&Schwarz vorgelegten Statistik von Juli 2006 besitzt derzeit Close Brothers Seydler die meisten Mandate, nämlich 121. Platz zwei belegt die VEM Aktienbank mit 54 Mandaten, dicht gefolgt von der Deutschen Bank und Equinet (48 Mandaten). Bei den MDax-Mandaten liegt freilich die Deutsche Bank klar vorn. Lang&Schwarz hat laut der Statistik lediglich 20 Mandate und befindet sich damit nicht einmal unter den Top 10 der Designated Sponsoren.
Künftig gibt's auch Zertifikate bei Lang&Schwarz Im Trading-Bereich will Lang & Schwarz seine Produktpalette um Zertifikate und strukturierte Produkte erweitern. Seit kurzem bietet das Wertpapierhandelshaus ein Junior Explorer Zertifikat. Zusätzlichen Wachstumsschub erhofft man sich außerdem von der Zulassung der derivativen Produkte von L&S an der Börse Stuttgart.
Unter Tradern genießt Lang & Schwarz einen hohen Bekanntheitsgrad. Rund 700 Aktien aus Deutschland (Dax, MDax, SDax und TecDax), Europa, USA und Asien können außerbörslich bei L&S gehandelt werden – von acht Uhr bis 23 Uhr. "Das ist einmalig", sagt Manager Zahn stolz. Bei anderen Anbietern sei spätestens um 22 Uhr Schluss. "Bei uns können die Trader noch ihre Positionen ordnen, wenn in den USA kurz nach Börsenschluss Unternehmen Quartalszahlen gemeldet haben."
Rentables erstes Halbjahr Im ersten Halbjahr 2006 konnte Lang & Schwarz vor allem im Trading-Bereich wachsen. Der Überschuss kletterte auf 2,9 Millionen Euro. Das ist mehr als im gesamten vergangenen Jahr. 2005 betrug der Reingewinn 1,9 Millionen Euro. Allerdings schwankt das Ergebnis je nach Börsenstimmung. Vor zwei Jahren machte Lang & Schwarz noch einen Verlust von 308.000 Euro.
Mit Marketing-Aktionen bereiten die Düsseldorfer ihre internationale Expansion nach Österreich vor. Ein mehrmonatiges Börsenspiel soll die Bekanntheit von Lang & Schwarz fördern.
Abhängigkeit von Börsenumsätzen Vor schlechteren Börsenzeiten ist Zahn nicht bange. "Entscheidend ist, dass die Umsätze hoch bleiben". Da verdiene das Unternehmen Provisionen – egal ob die Kurse steigen oder fallen.
Den derzeitigen IPO-Markt sieht Zahn jedoch eher pessimistisch. Es herrsche immer noch einen Käufermarkt, bei dem die Unternehmen Zugeständnisse machen müssten. "Die Käufer diktieren den Preis." Trotzdem ist Zahn zuversichtlich, dass das IPO erfolgreich wird. "Wir rechnen am Donnerstag mit einem Eröffnungskurs von sieben bis 7,50 Euro", sagte er. Das entspräche den derzeitigen Graumarktkursen.
Hälfte der Anteile in der Hand von Privataktionären Da 3,146 Millionen Stammaktien gelistet werden, läge die Marktkapitalisierung somit bei rund 22 Millionen Euro. Größter Aktionär ist mit 32 Prozent das Bankhaus MM Warburg. 47 Prozent der Anteile liegen bei Privatpersonen. |