Sanochemia: So günstig war die Aktie schon lange nicht mehr
Der Turnaround ist geschafft und die Wachstumsaussichten sind gut. . Nur ja nicht die Nerven wegwerfen", hatten wir am 25. Juli 2011 an dieser Stelle getitelt und die Anleger zum Dranbleiben bei der Sanochemia-Aktie ermutigt. Zugegeben, der Kurs hat sich seither zwar deutlich besser gehalten als der ATX oder der zweite Pharmawert an der Wiener Börse, Intercell, den Börseturbulenzen entziehen konnte sich das Papier aber nicht (s. Chart). Ungeachtet dessen gehen die Erfolgsmeldungen auf Unternehmensebene weiter.
Laut den vor zwei Tagen veröffentlichten vorläufigen Jahreszahlen für das am 30. September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2010/11 ist nach vier Jahren Dürreperiode der Turnaround geschafft. Angaben zum Nettogewinn wurden zwar noch keine gemacht, bei einem Vorsteuergewinn von 0,9 Millionen € dürfte aber auch unter dem Strich ein Plus stehen. Der Umsatz von 34,1 Millionen € markiert zudem einen neuen Rekord, den man aber relativieren muss. 15 Prozent der Erlöse entfielen nämlich auf den rückwirkend per 1. Jänner 2011 vollzogenen Erwerb der neuen Tiermedizinsparte Alvetra & Werfft aus dem Besitz von CEO Werner Frantsits. Der Kaufpreis liegt bei 5,2 Millionen €, den sich der CEO in Sanochemia Aktien abgelten lässt. Um Befangenheitsvorwürfen vorzugreifen, wurde ein Sachverständiger beauftragt, einen fairen Kurs für das Umtauschverhältnis zu ermitteln. Je höher dieser Kurs angesetzt wird, umso schlechter für Frantsits und umso besser für den Streubesitz.
Kapitalerhöhung. Offizielles Ergebnis für das Umtauschverhältnis gibt es zwar noch keines, dem Vernehmen nach wird aber ein Kurs von rund vier Euro angesetzt, wodurch Frantsits im Zuge einer noch durchzuführenden Kapitalerhöhung rund 1,3 Millionen Aktien bekommen wird. Aktuell notiert der Kurs bei 1,95 €. Da der Buchwert je Aktie bei mehr als 4,0 € liegt, und der Kurs noch dazu zum Stichtag der Konsolidierung (1. Jänner 2011) bei rund 4,0 € lag, erscheint dieses Umtauschverhältnis durchaus fair und angebracht. Dadurch wird sich die Anzahl der ausgegebenen Aktien von knapp 11,56 auf rund 12,86 Millionen erhöhen. Der Streubesitz dürfte von 39,8 auf rund 35,7Prozent sinken und der Anteil der im Eigentum der Familie Frantsits stehenden Sanochemia Ltd. von 60,2 auf 54 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig wird Frantsits direkt einen Anteil von rund zehn Prozent halten. Ungeachtet dessen steht noch eine weitere Kapitalerhöhung im Raum, um das Wachstum in den Emerging Markets zu finanzieren.
Pro Umsatzmillion sind rund 0,4 Millionen € Cash nötig, um den Export von Röntgenkontrastmitteln vorzufinanzieren. Derzeit wird das aus dem Cashflow finanziert. Zuletzt sind die Exportumsätze um 75 Prozent auf acht Millionen gestiegen und es wurden Vertriebspartnerschaften bzw. Großaufträge aus Russland, Indonesien, Iran und aus dem wieder aufgeflammten Unruheherd Ägypten an Land gezogen. Probleme im Ägypten-Geschäft gebe es derzeit keine, wird beteuert. Ob das so bleibt, wird man sehen. Ebenso wird man sehen, wie die Kapitalbeschaffung vonstatten gehen wird, um das Wachstumstempo beizubehalten. Die Trümpfe in der Hand von CEO Frantsits sind mit dem guten Zahlenwerk sicher gestiegen. Womöglich gelingt es gar, einen institutionellen Partner zu gewinnen.
Junges Blut. Kapitalbedarf ergibt sich auch durch die angelaufene Phase IIb-Studie mit dem vielversprechenden Blasenkrebsdiagnostikum Vidon, das an 200 Patienten in neun Zentren getestet werden soll. Doch selbst wenn alles rund läuft, dürfte Vidon nicht vor 2015 auf den Markt kommen. Auch hier wäre ein strategischer Partner sinnvoll. Sinn macht auch der angekündigte Umbau in der Vorstandsetage. Nachdem Anton Dallos mit Jahresende in Pension geht, werden zwei jüngere Prokuristen nachrücken und für frischen Wind sorgen. Gleichzeitig sorgt die Verlängerung des Mandats von CEO Frantsits bis Ende 2013 für einen stabilen Anker. Werner Frantsits hatte Sanochemia im Mai 1999 als CEO an die Börse gebracht und ist nach einem Zwischenspiel als Aufsichtsratschef im Sommer 2009 wieder in das operative Management zurückkehrt. Rückblickend muss man sagen, dass die Aktie seit dem IPO selten so günstig war wie heute. Daran ändert auch die Verwässerung durch die im Frühling erfolgte Kapitalerhöhung, durch die Ausgabe von 1,4 Millionen Aktien, nichts.
Fazit. Der Nettogewinn wird zwar erst bei der Vorlage der Bilanz am 26. Jänner 2012 veröffentlicht, doch angenommen, vom publizierten Vorsteuergewinn von 0,9 Millionen € lässt der Fiskus 0,5 Millionen übrig, wären das bei aktuell 11,56 Millionen Aktien 0,043 € je Anteilsschein bzw. nach der Kapitalerhöhung aufgrund der Alvetra Übernahme 0,039 €. Beim aktuellen Kurs von 1,95 € ergibt das ein aktuelles KGV von 50. Das ist sicher kein Schnäppchen, aber historisch gesehen war die Aktie nur während der Geschäftsjahre 2004/05 und 2005/06 günstiger bewertet.
Zweifelsohne birgt ein kleines und in den Emerging Markets tätiges Pharmaunternehmen einige Risiken, doch die lauern aktuell in konjunktursensiblen Branchen und in vielen Bankbilanzen auch. Im laufenden, am 31. Dezember zu Ende gehenden 1. Geschäftsquartal 2011/12 ist bei Sanochemia dem Vernehmen nach von einer Abschwächung nichts zu merken. Wir empfehlen die Aktie zum Kauf.
http://www.wirtschaftsblatt.at/home/boerse/...ht-mehr-501162/index.do |