,,Je niedriger eine Person im sozialen Gefüge eines Unternehmens steht, destso höflicher muss man sie behandeln." Vollkommen richtig und gut erkannt. So muss es sein. Aber warum? Ehrliche (und einfache) Antwort: Weil ich meine Leute (auf höherer Ebene) habe, die für diesbezügliche Versäumnisse (auf "niederer" Ebene) die Verantwortung tragen (und ihren Kopf riskieren). ,,Das Behandeln bedeutet, dass man sie als Mensch erkennt, also "Guten Abend" sagt, wenn sie ins Büro kommt, vielleicht drei Worte mit ihr wechselt "Sie waren lange nicht mehr da?" - "behilflich" ist, indem man den Papierkorb rüberreicht und wenn sie geht leise "danke" und "Schönen Abend" sagt..." An diesem Punkt bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich recht verstanden habe. Deshalb: Mir persönlich sagt man zwar in gewissen Kreisen einen "regelrechten Wahn" nach, aber ich persönlich bin da recht dünnhäutig. Ich hatte da mal eine "Raumpflegerin" (so ist meine Bezeichnung für diesen Job), welche immer kreidebleich und in bemitleidenswertem Zustand mein Büro abends gegen 20 Uhr (in dem Glauben, niemand sei mehr da) betrat. Dies ging über Jahre so und diese Frau war von ausgesuchter Höflichkeit und Freundlichkeit, was mir (nach einiger Zeit) auffiel. Eines Abends hatte ich mal die Zeit und habe diese gebeten, doch einmal Platz zu nehmen und mir (über einige Umwege) etwas über ihr Leben zu erzählen. Hierbei erfuhr ich, dass diese Frau zwei Kinder großzog, deren Vater sich nach kurzer Zeit aus dem Staub gemacht hatte (ein absoluter Taugenichts). Diese Frau berichtete mir über ihre Jobs und was sie alles tat, um sich und ihre Familie über Wasser zu halten und machte dabei einen äußerst intelligenten Eindruck auf meine Person. Dabei kam heraus, dass diese Frau Abitur hatte und dennoch täglich von morgens 6 Uhr bis abends um 21 Uhr nur Büroräume geputzt hatte, um sich und ihre Kinder über Wasser zu halten (Unterhaltszahlungen des Mannes gingen nie ein, Klassenfahrten der Kinder mussten finanziert werden etc.). Was ich damit sagen will: Es gibt im "Niedriglohnsektor" auch Menschen, die arbeiten mind. genauso hart wie meine Top-Manager, nur eben auf einem wesentlich schlechter bezahlten Niveau (auf einer anderen gesellschaftlichen Ebene). Es ist m.E. ein ganz großer Fehler, alle Menschen aus dem Niedriglohnsektor über einen Kamm (nach dem Motto: Hättest Du mal studiert, dann ginge es Dir besser) zu scheren etc.. Diese - von ausgesuchter Höflichkeit, Intelligenz und Freundlichkeit - beseelte Frau, hat schließlich in einer meiner Firmen einen Arbeitsplatz mit entsprechender Bezahlung (nach ausgiebiger Schulung und Überprüfung ihres Lebenslaufs durch eine Detektei) erhalten, welcher ihrem - ausgezeichneten - Charakter entspricht und ich habe (nicht nur aus reiner Menschenfreundlichkeit) eine Mitarbeiterin hinzugewonnen, welche für mich und meine Firmengruppe (sprichwörtlich) durchs Feuer zu gehen bereit wäre. Mit anderen Worten: Genau solche Menschen suche ich, charakterlich mit Nibelungentreue (Intelligenz, Schaffenskraft und einem aufrechten Charakter) versehen und gesellschaflich maßlos (in ihrer Bedeutung) verkannt (unterbezahlt und unterschätzt). Aber solche Gedankengänge werden heutzutage eben nur noch belächelt. Na schaun'mer mal, wer zuletzt lacht ;-) |