Zinsen dürfen nicht steigen
Steigt der Zins, droht sofort das Kreditausfallrisiko. Die Zinsdifferenz steigt schnell und deutlich, was zu einer erheblichen Verteuerung der Unternehmensfinanzierung und Verlusten für die Anleger führt. Seit einem Jahr haben sich die Hoch-Risikoanleihen vom Aktienmarkt in den USA entkoppelt. Während die Börse deutlich zulegte, stagnierten die Hoch-Risiko-Anleihen auf hohem Niveau. Das war ein erstes Warnsignal. Seit Jahresanfang fallen die Anleihen schlechter Schuldner. Das war ein weiteres Warnsignal. Die Investoren nahmen die Risiken wahr – und wetteten zugleich mit Rekordsummen auf weiter fallende Anleihenkurse. Deshalb war es zu erwarten, dass die Börsen der Entwicklung folgen.
Der Auslöser dieser Entwicklung liegt schon länger zurück: Es war der Anstieg der Zinsen in den USA. Vor dem Hintergrund gestiegener Inflationserwartungen bewegte sich der Zins für 10-jährige US-Staatsanleihen in Richtung drei Prozent. Doch schon bei rund 2,7 Prozent kam es zum Einbruch an den Märkten. Im Jahr 2007 stiegen die Zinsen bis auf fünf Prozent, bevor es zum Einbruch an der Börse kam.
Gefangen im Spiel auf Zeit
Das ist, was uns Angst machen sollte. Wir sind gefangen in einem Spiel auf Zeit. Aus der Furcht vor den Folgen einer wirklichen, großen, schauderhaften Finanzkrise und weil wir uns weigern, das eigentliche Problem zu bekämpfen – die Überschuldung – setzen wir stur darauf, mit immer neuem billigem Geld und dem Aufkaufen von Wertpapieren den Kollaps zu verhindern. Lösen oder auch nur heilen kann man das Problem damit nicht. Im Gegenteil: Es wird größer und größer. Es wird unbeherrschbar.
Und wie geht es nun weiter? Schauen wir zurück, da finden wir die Antwort: Nach dem ersten Einbruch an den Börsen im Jahr 2007 kam es zu einer Zwischenerholung – aber 2008 und 2009 ging es dann richtig bergab. Die Erholung setzte erst ein, als die Notenbanken eingriffen. Genau darauf setzen einige Börsianer auch heute. Gut möglich, dass es noch einmal gelingt, mit Hilfe noch tieferer Zinsen (Negativzinsen dann auch in den USA), mit noch mehr Wertpapierkäufen und der direkten Finanzierung von Staatsausgaben durch die Notenbank das internationale Finanzsystem vorübergehend noch mal zu stabilisieren. Und das kann dann die große Krise auslösen. Die sogar die Notenbanken überfordert. |