"Richtig" aus Fills ureigener Perspektive subjektiver Lebenswahrheit. Im Groben kann ich dem aus meiner eigenen natürlich ebenso subjektiven Lebenswahrheit zustimmen.
Wo ich widersprechen möchte, ist dann aber vor allem diese entscheidende Stelle: "Der Griff nach kulturellen und philosophischen Ingredients ist eine Funktion des eingeschlagenen Kurses und der erreichten Wegmarken, nicht umgekehrt."
Du neigst, wie mir nun schon an vielen Stellen in unterschiedlichen Diskussionen aufgefallen ist, dazu, wechselseitige Wirkungszusammenhänge als Einbahnstraßen zu modellieren, an dessen Ausgangspunkt "Eines" als Urgrund steht.
Ich halte diese Denkhaltung zum einen fast schon grundsätzlich für falsch zum anderen beschneidet man sich dabei systematisch nur selbst im tieferen Verständnis. Systematisch, da eben nur einer der wechselseitigen Wirkungszusammenhänge berücksichtigt wird.
Im konkreten Fall: Womit wir uns kulturell, philosophisch oder in welcher Richtung auch immer beschäftigen ist zum einen, wie Du ganz richtig sagst, Funktion dessen, wer wir sind, dessen was wir bis dahin gemacht haben, Funktion des bereits eingeschlagenen Weges. Der Weg, den wir bis dahin eingeschlagen haben, ist andererseits jedoch zugleich auch wiederum eine Funktion dessen, womit wir uns bis dahin beschäftigt haben bzw. der Einflüsse, die bis dahin zum Tragen gekommen sind.
Anders gesagt: Das, womit wir uns befassen, gestaltet und verändert unser Leben, und unser Leben beeinflusst andersrum genauso, womit wir uns befassen und unsere Interessen.
Ein Wirkungszusammenhang existiert in beiden Richtungen. Auf die Frage, ob und was etwa zuerst sein müsste, kommt es dabei aus praktischer Sicht m.E. gar nicht an. Rückkoppelungseffekte entstehen ebenfalls in beide Richtungen und lassen sichauch an beiden Stellen beeinflussen bzw. unterbrechen.
Solche wechselseitigen Rückkoppelungs- und Wirkungszusammenhänge existieren an unendlich vielen Stellen. Man findet sie in allen Austauschverhältnissen. In zwischenmenschlichen Beziehungen, im einzelnen Individuum mit sich selbst, im Phänomen von Angebot und Nachfrage etc. etc.
Wenn man im dualistischen Denken verhaftet bleibt mag sich da schnell die Frage aufdrängen, was denn nun zuerst da war, das Huhn oder das Ei? Eine Frage, die sich aber nicht beantworten lässt, ohne sich in unauflösbare Widersprüche und Unmöglichkeiten zu verheddern. Die Lösung läge hingegen gerade darin, dualistische Betrachtungeweisen zu überwinden. Als solch ein Versuch ist dann übrigens auch Hegels Ausspruch zu verstehen, dass das Ganze das Wahre sei.
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