Eine spektakuläre Übernahme der dba Luftfahrtgesellschaft mbH und ein Preissturz an den Ölmärkten hätten der im SDAX gelisteten Air Berlin-Aktie in den vergangenen Monaten einen kräftigen Auftrieb gegeben. Nachdem der Titel Mitte des Jahres zum Ausgabepreis von 12 EUR an die Börse gegangen sei, habe er im Hoch bis auf 17,35 EUR zugelegt. Anfang der Woche sei der Aufwärtstrend allerdings abrupt beendet worden. Die Meldung über eine große Flugzeugbestellung habe den Aktienkurs in den Sinkflug befördert - derzeit notiere das Papier bei 14,71 EUR.
Für die Analysten komme die Kursreaktion überraschend. Schließlich habe die Konzernführung, nach den zuletzt kontinuierlich steigenden Passagierzahlen (13,3 Mio. beförderte Gäste in den ersten zehn Monaten des Jahres, gegenüber 11,7 Mio. Gästen im Vorjahreszeitraum), wie erwartet positive Zahlen für das dritte Quartal 2006 vorgelegt. Hier habe die Fluggesellschaft gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung von 28,4 Prozent auf insgesamt 510 Mio. EUR verbucht. Dabei sei das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 5 Prozent auf 54,3 Mio. EUR gestiegen. Beim Nettoergebnis habe Air Berlin schließlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Anstieg von 26,5 Prozent auf 38,7 Mio. EUR geschafft. Zu berücksichtigen sei dabei, dass das Ergebnis einschließlich der Tochtergesellschaft dba, gerechnet worden sei. Diese sei für den Monat September in das Konzernergebnis eingeflossen. Auf die ersten neun Monate gerechnet habe Air Berlin beim Nettogewinn, nach -12,5 Mio. EUR im Vorjahr, nun mit einem Ergebnis von 37,7 Mio. EUR den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft.
Positiv sei auch, dass der Vorstandsvorsitzende Joachim Hunold seine Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt habe. Er rechne mit einem Gewinn im Rahmen der Markterwartungen. Demnach könnte das Unternehmen im Gesamtjahr einen Umsatz von 1,56 Mrd. EUR, bei einem EPS von 0,74 EUR verbuchen. Halte die Erfolgsstory an, könnte das EPS im kommenden Jahr bis auf 1,30 EUR wachsen. Damit käme das 2007er KGV aktuell auf einen vergleichsweise günstigen Wert von rund 11.
Inwieweit im aktuellen Kurs aber die laufende Flugzeugbestellung berücksichtigt sei, sei fraglich. Allein 60 Boeing-Flugzeuge vom Typ 737-800 Next Generation habe Air Berlin bestellt. Zuzüglich der bereits von der dba bestellten 25 Flieger liege das gesamte Auftragsvolumen nun bei 85 Flugzeugen, mit einem Listenpreis von ca. 5,7 Mrd. USD. Unternehmensangaben zufolge wolle man mit den neuen Flugzeugen sowohl auslaufende Leasingverträge kompensieren als auch das weitere Wachstum ankurbeln. Allerdings müssten die neuen Flugzeuge auch erst einmal finanziert werden. Und genau deswegen würden Spekulationen die Runde machen, dass bei dem noch jungen Börsenkandidaten möglicherweise auch eine Kapitalerhöhung anstehe.
Anleger sollten trotz der Spekulationen nichts überstürzen und die Situation zunächst abwarten, zumal der Kurs ja schon ein ganzes Stück nachgelassen habe. Größerer Druck könnte kurzfristig lediglich erzeugt werden, wenn nun noch die Ölpreise (hinsichtlich steigernder Kerosinpreise) wieder zulegen sollten. |