Um 20 Prozent sank der Ölpreis in den vergangenen Wochen - für viele Politiker und Ökonomen ein Grund zum Aufatmen. Doch der Organisation Erdöl exportierender Staaten gefällt die Entspannung am Ölmarkt gar nicht. Sie diskutiert nun, ihre Förderquote zu verringern.
London - Der Vorsitzende der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), der nigerianische Ölminister Edmund Daukoru, hat den anderen zehn Mitgliedstaaten in einem Brief eine Reduzierung der täglichen Öl-Fördermenge vorgeschlagen. Statt wie bisher 28 Millionen Barrel sollen demnach nur noch 27 Millionen Barrel pro Tag gefördert werden. Der Markt sei "stark überversorgt", erklärte ein OPEC-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP den Vorstoß. Die Förderquote der OPEC ist seit Juni vergangenen Jahres unverändert.
In den vergangenen Wochen waren die Ölpreise um rund 20 Prozent gesunken. Dies hatte bereits Spekulationen genährt, dass die Opec die Förderung drosseln könnte, um die Preise zu stützen. Nach Angaben des Sprechers war zunächst noch unklar, ob es eine Sondersitzung der Opec zur Beratung über die künftige Fördermenge geben soll.
Der Iran, Saudi-Arabien und Venezuela hatten darauf gedrängt, ein solches Treffen für die kommende Woche in Wien anzusetzen, um die Geschlossenheit der Organisation zu demonstrieren. Wie die "Financial Times" heute berichtet, halten aber andere Mitgliedsstaaten, darunter auch Nigeria, ein solches Treffen für überflüssig. Es bestehe auch die Möglichkeit einer Einigung, ohne dass die Minister zu einer gemeinsamen Sitzung anreisen müssten, sagte dazu der OPEC-Sprecher. Die elf Mitgliedstaaten der Organisation stehen für etwa ein Drittel des weltweit produzierten Rohöls.
Die Nachricht von Daukorus Vorschlag ließ die Ölpreise am heutigen Vormittag bereits wieder leicht steigen. In London kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um 53 Cent auf 60,36 Dollar. In New York ging der Preis für das Barrel der Referenzsorte Light Sweet Crude im elektronischen Handel um 42 Cent auf 60,18 Dollar nach oben.
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