anbei der HV Bericht - hier beantworten sich jede Menge Fragen von selbst ;)
in Arbeit demnach:
Mietsache Turm - bei Erfolg teilweises frei werden des restricted Cash Prüfung zur Nutzung des Verlustvortrages von 700 mio Euro (mein lieber Mann) Sanierungsprogramm und Partnerschaft
HV-Bericht Intershop Communications AG Aktionäre erzwingen Rücktritt des gesamten Managements
Schon seit Monaten wird im Internet heftig über die Zukunft der Intershop Communications AG diskutiert. Spätestens mit der Veröffentlichung der erneut tiefroten Zahlen für das Geschäftsjahr 2006, mit denen die optimistischen Prognosen aus dem Vorjahr (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2006 von GSC Research) kolossal verfehlt wurden, war der Unmut enorm angewachsen und die Forderung nach einem Wechsel im Management und der Vorverlegung der Hauptversammlung laut geworden - und aufgrund der sehr breiten Aktionärsstruktur wurde dieses Ziel auch tatsächlich erreicht.
So fanden sich die rund 200 Aktionäre schon am 9.5.2007 zur Hauptversammlung in der Stadthalle in Apolda zusammen, wo als Gast auch Matthias Wahler von GSC Research zugegen war. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Sauer, der nach dem Rücktritt der Herren Hans W. Gutsch und Wolfgang Meyer zusammen mit den Herren Sven Heyrowsky und Peter Krug gerichtlich in das Kontrollgremium bestellt wurde.
Alle drei Herren sind seit vielen Jahren erfolgreich geschäftlich aktiv. Herr Heyrowsky war bereits auf dem letzten Aktionärstreffen als Geschäftsführer der Heycom GmbH aufgetreten, die sich mit rund 1 Million Aktien an Intershop beteiligt hat. Im Moment verkauft er sein Unternehmen an die D+S europe AG und wechselt anschließend in den Vorstand dieses Unternehmens. Herr Sauer ist Geschäftsführer der Kölner Music Store A. Sauer GmbH, die sich nach seiner Angabe ebenfalls sehr erfolgreich entwickelt. Beide haben in den letzten Monaten Intershop-Aktien im siebenstelligen Volumen erworben.
Wie Herr Sauer bekannt gab, ist der Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Schöttler mit Ablauf seines Vertrags Ende März 2007 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Als sein Nachfolger wurde am 2. April 2007 Friedhelm Bischofs berufen, der bereits über langjährige Erfahrungen im eCommerce-Geschäft verfügt. Am Tag vor der Hauptversammlung hat auch noch Vorstandsmitglied Ralf Männlein sein Amt niedergelegt, womit nun das komplette Management ausgewechselt ist. Nach diesen einleitenden Ausführungen erteilte der Versammlungsleiter dem Vorstandsvorsitzenden das Wort.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen bedankte sich Herr Bischofs bei allen Aktionären, die dem Unternehmen die Treue gehalten haben, obwohl noch kein einziges Geschäftsjahr positiv abgeschlossen werden konnte. „Mir ist klar, dass der Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit nur durch konsequentes Handeln und nachvollziehbare Maßnahmen abgebaut werden kann“, war er sich bewusst. Viel Zeit bleibe dafür aufgrund der kritischen Lage zwar nicht, dennoch zeigte er sich überzeugt, dass Intershop profitabel werden kann.
Im Folgenden präsentierte Herr Bischofs die Zahlen des Geschäftsjahres 2006, das mit einem Umsatzanstieg von 11 Prozent auf 19,8 Mio. EUR abgeschlossen werden konnte. Der Zuwachs resultiert jedoch, wie er einschränkte, mit 1,7 Mio. EUR fast ausschließlich aus der Erstkonsolidierung der SoQuero GmbH, die jetzt den neuen Bereich Online-Marketing darstellt (Details hierzu finden Sie im HV-Bericht 2006 von GSC Research). Etwas mehr trugen mit 4,5 (Vj.: 3,9) Mio. EUR auch die Lizenzumsätze bei, während die Beratung bei 6,9 Mio. EUR stagnierte und die Wartung sogar von 7,0 auf 6,7 Mio. EUR nachgab.
Die Dramatik sieht der Vorstandsvorsitzende am besten in der Entwicklung der Kosten verdeutlicht, die um fast 30 Prozent auf 25,7 Mio. EUR und damit deutlich überproportional anwuchsen. Auch bereinigt um SoQuero stiegen diese um 13 Prozent auf 22,4 Mio. EUR, also deutlich stärker als der Umsatz. Ursächlich war vor allem der Vertriebsbereich, für den mit 7,8 immerhin 2 Mio. EUR mehr als im Vorjahr und damit fast 40 Prozent der Umsätze ausgegeben wurden.
Entsprechend rutsche das Ergebnis noch tiefer in den roten Bereich. So ermäßigte sich das EBIT von minus 2,2 auf minus 5,9 Mio. EUR, und nach Steuern wurde ein Verlust von 6,4 (3,4) Mio. EUR erwirtschaftet. Dazu beigetragen haben auch nicht zahlungswirksame Aufwendungen wie die Zinsen für die Wandelanleihe mit 0,9 Mio. EUR und die Belastung aus dem Aktienoptionsprogramm mit 1,5 Mio. EUR.
Bei einer Gesamtliquidität von 11,2 (13,5) Mio. EUR lagen die frei verfügbaren Zahlungsmittel nach Angabe von Herrn Bischofs zum Jahresende bei nur noch 3,6 nach 7,3 Mio. EUR im Jahr zuvor. Das Eigenkapital reduzierte sich im Jahresvergleich von 8,3 auf 6,9 Mio. EUR, während die Schulden sich auf 16,2 (14,8) Mio. EUR erhöht haben. „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, betonte der Vorstandsvorsitzende angesichts dieser Situation noch einmal.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat sich die Situation nach Auskunft von Herrn Bischofs nicht verbessert. Bereinigt um SoQuero reduzierten sich die Umsätze sogar von 5,1 auf 4,6 Mio. EUR, und das Periodenergebnis verharrte mit minus 1,5 Mio. EUR tief im negativen Bereich. Die Gesamtliquidität errechnet sich per Ende März 2007 mit 8,1 Mio. EUR. Eine gewisse Stärkung der finanziellen Situation erwartet sich der Vorstandsvorsitzende von der Wandelanleihe, von der noch rund 2,6 Mio. EUR ausstehen. Nach seiner Schätzung dürfte im nun beginnenden fünfwöchigen Wandlungsfenster rund die Hälfte gewandelt werden, was einen Mittelzufluss von 1,3 Mio. EUR bringen würde.
Zentrale Bedeutung hat im Jahr 2007 nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden nun die Neuausrichtung der Gesellschaft, die, wie er betonte, durchaus auch über Stärken verfügt. Als solche sieht er beispielsweise das erfolgreiche Großkundengeschäft mit Kunden wie Tchibo oder Otto an, das auch künftig eine Kernkompetenz bei Intershop bleiben wird. Positiv sieht er auch den Servicebereich, in dem das Geschäft gut planbar ist und profitabel gearbeitet wird. Als gescheitert sieht Herr Bischofs dagegen den Aufbau eines europäischen Vertriebsnetzes an, das hohe Kosten verursacht und nur einen sehr bescheidenen Umsatz beisteuert. Ähnlich ist die Situation bei den neuen Vertriebsmitarbeitern in Deutschland.
Vermisst hatte der Vorstandsvorsitzende bei Intershop außerdem die strikte Kundenorientierung. Die Chancen, die sich aus den guten Softwareprodukten ergaben, wurden deshalb nicht ausreichend genutzt. Für nicht vertretbar hält Herr Bischofs außerdem, den mittelständischen Kunden ähnlich individuelle Produkte wie den Großkunden anzubieten, was sich überhaupt nicht rechnet. Hier muss nach seiner Aussage eine gewisse Standardisierung erreicht werden. Um die Vertriebskosten zu senken, soll überdies die Zahl der Direktionsbereiche von sechs auf drei gesenkt werden. Durch eine breitere Aufstellung der Mitarbeiter muss zudem eine bessere Auslastung der Beschäftigten erreicht und die Summe der Fremdkosten reduziert werden, die im letzten Jahr allein 1,4 Mio. EUR ausmachten.
Als Basis für die Kostenplanung will der neue Vorstandsvorsitzende ab sofort eine eher konservative Umsatzplanung verwenden. Berücksichtigt werden muss dabei die hohe Volatilität der Lizenzumsätze, die auf eine sichere Basis gebracht werden müssen. Gerade hier haben nach seiner Angabe in der Vergangenheit immer die Umsätze gefehlt. Davon ausgehend wurde ein Planumsatz von 5,4 Mio. EUR pro Quartal ermittelt, der in den ersten drei Monaten mit Erlösen von 6,1 Mio. EUR inklusive dem Online-Marketing bereits deutlich übertroffen wurde.
Auf das Niveau von 5,4 Mio. EUR pro Quartal müssen nach Aussage von Herrn Bischofs also die Kosten zunächst gedrückt werden. Um dies zu erreichen, sollen die teueren Regionalstrukturen, die verschiedenen Länderbüros in Frankreich, Italien und Österreich und auch die Homeoffices in München, Bad Oeynhausen und Düsseldorf sowie das Vertriebsbüro in Bensheim aufgelöst werden. Dies betrifft, wie er betonte, nicht den Großkundenbereich, der weiterhin dezentral geführt werden wird. In allen anderen Bereichen wird das Geschäft aber künftig zentral aus Jena abgewickelt werden.
Deutlich reduziert werden soll auch der Marketing-Bereich, für den im letzten Jahr 1,3 Mio. EUR ausgegeben wurden. Hier sollen nur noch die absolut notwendigen Aktivitäten durchgeführt werden. Beispielsweise will Herr Bischofs an der CEBIT, die allein Kosten von 250 TEUR verursacht hat, künftig nicht mehr teilnehmen.
Aus den Kostenreduzierungen ergibt sich nach der Rechnung des Vorstandsvorsitzenden ein jährliches Einsparvolumen von 4,5 Mio. EUR. Zusätzliche Effekte von 1,1 Mio. EUR ergeben sich nach seiner Einschätzung aus der Lösung der Altlasten wie beispielsweise dem Jena-Tower in Jena, der im Moment nur zu einem kleinen Teil genutzt wird. Hier finden nach seiner Aussage derzeit konstruktive Gespräche statt, und er äußerte die Hoffnung, dass dieses leidige Thema noch in diesem Jahr beendet werden kann.
Die nächsten Schritte sind, wie Herr Bischofs noch einmal zusammenfasste, der weitere Aufbau des Bereichs Full-Service eCommerce, der Ausbau des Bereichs Großkunden, die Standardisierung des Mittelstandsangebots und die Forcierung des Online-Marketing-Angebots. Nicht ohne Stolz gab der Vorstandsvorsitzende abschließend noch bekannt, dass vor kurzem ein Auftrag über 1,7 Mio. EUR mit einem Telekommunikationsunternehmen aus Übersee abgeschlossen wurde, der weitgehend noch in diesem Jahr abgewickelt werden soll. Zusätzlich erwartet er aus diesem Auftrag jährliche Serviceumsätze im hohen sechsstelligen oder sogar niedrigen siebenstelligen Bereich.
Allgemeine Aussprache
„Ihren Status als Geldvernichter hat die Intershop AG im letzten Jahr untermauert“, begann Herr Berninger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) seine Ausführungen. Die Zahlen seien ein Desaster, und er sah es als bezeichnend an, dass sich der alte Vorstand und Aufsichtsrat deren Präsentation erspart haben. Wie er in Erinnerung rief, hat das Unternehmen seit der Gründung immer nur Verluste geschrieben und inzwischen Verlustvorträge von mehr als 700 Mio. EUR aufgetürmt.
„Es ist jedes Jahr das Gleiche bei Intershop“, bemerkte auch Herr Arnold von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Kurios fand er jedoch, dass einige Aktionäre im Vorfeld der Hauptversammlung eine „Palastrevolution“ angezettelt haben und damit eine Vorverlegung des Treffens und eine Auswechslung des kompletten Managements erreicht haben. Diesen Radikalschnitt wertete er als unbedingt sehr positiv. „Jede Veränderung ist gut, schlimmer kann es ja nicht mehr werden“, so seine Sichtweise.
Als Unternehmenskenner meldete sich später Herr Frank Weber zu Wort. Dieser erinnerte nochmals an die Aussage von Ex-Vorstand Schöttler, der noch bis in den Herbst des Jahres 2006 an seiner Prognose eines positiven Nettoergebnisses festgehalten hat. Als dann doch die Gewinnwarnung kam, habe er es nicht einmal für nötig gehalten, diese krasse Fehleinschätzung zu begründen. „Und kurz vorher hat er noch eine D&O-Versicherung abgeschlossen “, fügte er an, ohne dies näher bewerten zu wollen.
Verwunderlich fand Herr Berninger, dass sich auch im ersten Quartal 2007 keinerlei Verbesserungstendenzen abzeichnen, obwohl doch angeblich das Vorquartal nur wegen der Verschiebung einiger Großaufträge schlecht abgeschnitten worden war. In diesem Zusammenhang wollte er wissen, wie es denn nun um diese Aufträge bestellt ist, wozu ihm der neue Vorstandsvorsitzende jedoch keine Antwort geben konnte. „Was da genau verschoben wurde, entzieht sich meiner Kenntnis“, lautete dessen Aussage.
Eine Möglichkeit, um Kosten zu sparen, sah der DSW-Sprecher im Wechsel der Aktiennotiz vom Prime Standard in den Geregelten Markt. Laut Herrn Bischof wurde diese Option geprüft, es dürfte sich aber auf diesem Weg keine wesentliche Ersparnis erreichen lassen. Möglich wäre dies nach seiner Angabe allenfalls über ein Delisting, also mit dem Wechsel in den Freiverkehr, was aber schon aufgrund des Pflichtangebots mit erheblichen Kosten verbunden wäre und daher nicht geplant ist.
Etwas konkreter zu fassen bat Herr Berninger die Aussage aus dem Geschäftsbericht, wonach „Liquidität sichernde Maßnahmen in Vorbereitung sind“. „Bisher war Intershop ja immer äußerst kreativ bei der Geldbeschaffung“, fügte er an. Aktionär Roland Klaus war aufgefallen, dass zum Ende des ersten Quartals beim Eigenkapital nur noch wenig Puffer bestand, bis wieder einmal eine Meldung nach §92 nötig ist. Eine konkrete Aussage konnte der neue Vorstandsvorsitzende zum Thema Kapitalbeschaffung noch nicht machen. „Es kann schon sein, dass wir demnächst etwas tun müssen “, so seine Aussage. Wie er betonte, wird aber bestimmt nicht die Salamitaktik der Vergangenheit fortgesetzt, sondern gegebenenfalls eine einmalige Maßnahme durchgeführt werden.
Bis zum Verlust des halben Grundkapitals fehlten nach Aussage von Herrn Bischofs zum Ende des ersten Quartals noch rund 200 TEUR, der Puffer sei also tatsächlich klein. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Meldung vermieden werden kann, da die Eigenmittel erstens durch die neuen Aufträge steigen werden und sich auch die erwartete Wandlung der Genussrechte in den nächsten Wochen positiv auswirken wird.
Aufgefallen war dem Vertreter der DSW, dass die Niederlassung in San Francisco ganz erhebliche Verluste schreibt, wozu der Vorstandsvorsitzende jedoch keinerlei Anmerkungen gemacht habe. Wie ihm Herr Bischofs darlegte, bestehen diesbezüglich durchaus Überlegungen, bislang habe ihm aber noch die Zeit gefehlt, mehr in die Tiefe zu gehen. Fest stehe jedenfalls, dass die Kontrollmöglichkeiten von Deutschland aus beschränkt sind, er wollte deshalb auch nichts ausschließen.
Eine Frage von Herrn Berninger zielte auf die aktuelle Aktionärsstruktur, nachdem die Herren Heyrowsky und Sauer in einem erheblichem Umfang Anteile erworben haben. In diesem Zusammenhang erkundigten sich sowohl Herr Arnold als auch Herr Klaus nach möglichen Interessenskonflikten. Die Herrn Heyrowsky zuzurechnende Heycom GmbH sei schließlich ein direkter Konkurrent zu Intershop, und auch Herr Bischofs sei diesem Unternehmen zuzurechnen. Zudem wollte Herr Arnold wissen, ob eine Zusammenarbeit mit Heycom geplant ist und wie eine solche aussehen könnte. Herr Klaus erkundigte sich, inwieweit bereits mit der D+S EURpe AG gesprochen wurde, in die die Heycom in Kürze eingegliedert sein wird. Zudem interessierte ihn, was dann mit den Aktien geschehen wird, die mit der Übernahme ebenfalls auf die D+S übergehen.
Nach Auskunft von Herrn Bischofs befinden sich nach der Definition der Börse noch immer 100 Prozent der Aktien im Free Float. Interessenskonflikte konnten die Herren der Verwaltung überhaupt nicht erkennen, wie Herr Heyrowsky ausführte, ist die Nachfrage im Markt noch immer größer als das Angebot. Nach seiner Überzeugung ist die Qualität der Produkte von Intershop mit denen von Heycom auch nicht zu vergleichen. Eine Zusammenarbeit der Unternehmen kann sich der Aufsichtsrat durchaus vorstellen. „Es gibt aber diverse Möglichkeiten, und wir werden uns für die wirtschaftlich sinnvollste entscheiden“, so seine Aussage zu diesem Thema. Die Aktien der Heycom GmbH werden in die Hände der D+S europe übergehen, was diese damit macht, konnte er aber nicht sagen.
Als ein wesentliches Asset der Intershop AG sah Herr Klaus den enormen Verlustvortrag an. Diesbezüglich wollte er wissen, in welchem Maße der Betrag von mehr als 700 Mio. EUR tatsächlich steuerlich nutzbar ist und ob sich das neue Management bereits über die Auswirkungen eines Zusammenschlusses auf dieses Asset erkundigt hat. Nach Auskunft von Herrn Bischofs gibt es durchaus Versuche, den Verlustvortrag zu verwerten, was sich allerdings als nicht ganz unkompliziert erweist. „Vielleicht gibt es diesbezüglich schon bald eine Meldung“, fügte er an. Herr Heyrowsky bestätigte, dass die Nutzung dieses Assets natürlich geprüft wird.
Nicht verstehen konnten die beiden Aktionärsschützer, warum sich Herr Heyrowski als erfolgreicher Geschäftsmann die undankbare Aufgabe bei Intershop aufgeladen hat. Seine Intention sei es, wie er selbst ausführte, dass er seit 2005 Aktionär bei Intershop ist und dieses Engagement bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Deshalb habe er die Möglichkeit genutzt, selbst aktiv mitzuarbeiten. Seine Vision ist es, Produkte auf Basis von Intershop mit der Qualität von Heycom zu produzieren. Die gleiche Frage stellten die Aktionärsvertreter an den Vorstandsvorsitzenden. Dieser legte dar, dass er es als seine Aufgabe ansieht, die Altlasten abzuarbeiten und das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Anschließend will er das Zepter schon aus Altersgründen in andere Hände legen, schließlich habe er das 60. Lebensjahr bereits überschritten.
Als unverschämt hoch sah der Vertreter der DSW angesichts des ausgebliebenen Erfolgs die Vorstandsgehälter an. Herr Frank rechnete vor, dass die Gehälter im letzten Jahr mehr als 3 Prozent des Umsatzes ausgemacht haben. Diesbezüglich wollte er vor allem auch wissen, für was die variable Vergütung von 223 TEUR gezahlt wurde. Nach Darstellung von Herrn Bischofs belief sich das Gehalt seiner beiden Vorgänger auf 736 TEUR. Darin enthalten waren auch variable Vergütungen unter anderem für die Erreichung „persönlicher Ziele“, was er nicht recht nachvollziehen konnte. Offenbar gab es auch eine Prämie für die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat. Er erledige nun die Arbeit beider Herren und erhalte etwa die Hälfte des Gehalts von Dr. Schöttler. In diesem Zusammenhang gab der Aufsichtsratsvorsitzende bekannt, dass die Gesellschaft aus Kostengründen nun dauerhaft von nur einem Vorstand geleitet werden soll.
Im weiteren Verlauf frage Herr Klaus, ob Herr Männlein für sein Ausscheiden eine Kompensation erhalten hat, was von Herrn Sauer bestätigt wurde. Wie dieser angab, wäre der Vertrag von Herrn Männlein noch bis Juni 2008 gelaufen, und dieser habe für sein vorzeitiges Ausscheiden eine Abfindung von 150 TEUR und außerdem 150.000 Aktien aus dem genehmigten Kapital erhalten, um die Liquidität nicht unnötig zu belasten. „Wir wollten einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und den Weg für Herrn Bischofs freimachen“, begründete der Aufsichtsratschef diese Entscheidung. Auf Nachfrage gab er an, dass eine Lock-up-Frist nicht fest vereinbart wurde, aber zumindest mündlich abgestimmt wurde, dass Herr Männlein nicht sofort alle Aktien auf den Markt wirft.
Ein zentraler Punkt war bei verschiedenen Rednern TOP 13, in dem der Hauptversammlung vorgeschlagen wurde, auf eventuelle Rückforderungsansprüche gegen Herrn Gutsch unwiderruflich zu verzichten. Die Sprecher der Schutzgemeinschaften empfanden es schlichtweg als skandalös, dass das Unternehmen in „vorauseilendem Gehorsam“ (Berninger) auf alle Rechtsmittel verzichten will. Herr Arnold wollte wissen, ob dieses Vertragsverhältnis Gegenstand der Sonderprüfungsdrohung war, die mit der Forderung nach einer Vorverlegung der Hauptversammlung verbunden war.
Der DSW-Sprecher äußerte grundsätzlich Bedenken, dass der Beratervertrag mit dem Aufsichtsratsmitglied überhaupt rechtens gewesen sein kann, nachdem dieser ihn ja selbst mit abgesegnet haben müsse. Zudem verlangte er nach einer Auflistung, was genau Herr Gutsch gemacht hat, was nicht bereits mit seiner Aufsichtsratstätigkeit abgedeckt war. Dass nun auf mögliche Ansprüche einfach verzichtet werden soll, konnte er sich nur damit erklären, dass der Punkt noch von der alten Mannschaft auf die Tagesordnung gesetzt wurde.
Zu diesem Thema wollte Herr Sauer, nachdem die Kontras von den Rednern klar formuliert wurden, lediglich noch einige Argumente für dieses Vorgehen anbringen, um den Aktionären dann die Entscheidung zu überlassen. Wie er ausführte, hat Herr Gutsch während der großen Sanierungswelle in den Jahren 2002 bis 2004 für 27 Monate zusammen mit Herrn Schambach intensiv für Intershop gearbeitet und dafür insgesamt 635 TEUR zuzüglich Auslagen von 202 TEUR erhalten. „Er hat sich wie ein Geschäftsführer bezahlen lassen“, so der Aufsichtsrat.
Auf die Frage von Herrn Arnold, warum der Antrag auf Sonderprüfung nun offensichtlich nicht mehr gestellt wird, antwortete Herr Weber. Wie dieser ausführte, verzichtet die Aktionärsgruppe auf die Sonderprüfung, da sie dem neuen Management großes Vertrauen entgegen bringt und ihm diese Kosten ersparen will.
Abstimmungen
Die Präsenz gab Herr Sauer mit 5.899.872 Aktien oder 27,32 Prozent des Grundkapitals bekannt. Erwartungsgemäß wurde dann den ehemaligen Vorständen Männlein und Dr. Schöttler die Entlastung mit einer Zustimmung von nur 23 bzw. 29 Prozent verweigert (TOP 2). Die Aufsichtsratsmitglieder erhielten dagegen alle die Entlastung, wenn auch bei Herrn Gutsch mit einer Quote von nur 57 Prozent (TOP 3).
Abgelehnt wurde überraschend mit einer Mehrheit von 57 Prozent die Bestellung der KPMG zum Abschlussprüfer (TOP 4). Die Wahl der Herren Heyrowsky, Sperbel und Sauer in den Aufsichtsrat erfolgte dagegen mit einer Zustimmung von mehr als 97 Prozent (TOP 5) und auch die Übernahme der D&O-Versicherungsprämie (TOP 6), während die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 7), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 8) und die Schaffung der genehmigten Kapitalen I und II (TOP 9 und 10) mit Mehrheiten über 95 Prozent beschlossen wurden.
Mit mehr als 98 Prozent beschlossen wurden die Herabsetzung des bedingten Kapitals (TOP 11) und die Zustimmung zu einigen Satzungsänderungen (TOP 12). Abgesegnet wurde mit einer Zustimmung von 58 Prozent ebenfalls der Verzicht auf Rückforderungsansprüche gegen Herrn Gutsch (TOP 13), wogegen speziell Herr Arnold Widerspruch zu Protokoll des Notars erklärte. Herr Zapf hatte Gleiches bereits während der Diskussion zu allen Beschlüssen getan.
Nach etwas mehr als sechs Stunden konnte der Aufsichtsratsvorsitzende die Versammlung schließen.
Fazit
Wieder einmal hat die Intershop Communications AG ihre Aktionäre gewaltig enttäuscht. Statt des angekündigten positiven Nettoergebnisses weist der eCommerce-Anbieter erneut ein tiefrotes Ergebnis aus und steht - wieder einmal - kurz vor dem Aus. Damit hatte das alte Management auch das letzte bisschen Vertrauen verspielt, und das Fass war für viele Aktionäre offenbar übergelaufen. Schon vor der Hauptversammlung schloss sich eine Gruppe zusammen, und tatsächlich gelang es, die Herren von Vorstand und Aufsichtsrat komplett aus dem Unternehmen zu drängen, die Intershop allem Anschein nach vor allem nutzten, um ihren eigenen Geldbeutel zu füllen.
Da die Betroffenen der Hauptversammlung fern geblieben waren, lief die Kritik der Aktionäre, die das Treffen zu einer Generalabrechnung nutzten, etwas ins Leere. Die neue Verwaltung konnte die Fragen zur Vergangenheit natürlich nur bedingt beantworten und nach wenigen Wochen im Amt auch zum weiteren Vorgehen nur unverbindliche Antworten geben. Die Herren hinterließen allerdings einen guten und glaubwürdigen Eindruck und können auch bereits große berufliche Erfolge vorweisen. Insofern besteht die Hoffnung, dass es nun wirklich aufwärts geht mit Intershop.
Ob sich damit allerdings viel Potenzial für die Aktie ergibt, ist zweifelhaft. Das Unternehmen ist bei einem Kurs von 2 EUR bereits mit 43 Mio. EUR bewertet, worin schon einige Vorschusslorbeeren enthalten sind. Das erste Ziel ist es nämlich erst einmal, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, und bis dann auch Gewinne erreicht werden, die den Börsenwert rechtfertigen, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Nicht auszuschließen ist nach dem Managementwechsel allerdings auch die Kooperation mit einem anderen Unternehmen der Branche, das vor allem an dem enormen Verlustvortrag interessiert sein dürfte. |