| | | | US-Präsident Bush vor dem Kapitol: Gerät auch er in den Strudel der Korruptionsaffäre? (dpa) | | | | 05. Januar 2006
Gut geschmiert: Im US-Kongress geht die Angst umVon Laszlo Trankovits Viele Abgeordnete und Senatoren in Washington haben seit Dienstag schlaflose Nächte. Dies vermutet nicht nur Norman Ornstein vom "American Enterprise Institute" in Washington. Viele US- Politiker seien höchst alarmiert, nachdem der legendäre Lobbyist Jack Abramoff sich entschlossen hat, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten, meinte der Politologe in der "USA Today". "Die Korruptionsaffäre könnte zur explosivsten Affäre in der Kongressgeschichte werden", kommentierte die "New York Times". Denn mit Abramoff will nun ein Mann über die fragwürdigen Machenschaften in der US-Hauptstadt auspacken, der sich rühmte, Dutzende von Senatoren und Abgeordneten in der Tasche zu haben. Schließlich finanzierte er den Volksvertretern offensichtlich auf verschlungenen Pfaden den Wahlkampf oder Reisen in die ganze Welt, ließ ihnen begehrte Eintrittskarten für Football-Spiele zukommen, war Gastgeber erlesener Abendessen. 60 Abgeordnete und Senatoren sollen laut des "Wall Street Journal" von Abramoff profitiert haben. Gerät das Weiße Haus in den Strudel?Selbst im Weißen Haus hat das Zittern begonnen: Die republikanischen Parteifreunde von Präsident George W. Bush waren bevorzugte Zielgruppe des Chef-Lobbyisten der Indianerreservate. Außerdem gab es personelle Verflechtungen - immerhin wechselte zumindest ein Mitarbeiter Abramoffs ins Weiße Haus. Zudem hatte der Republikaner Abramoff 100.000 Dollar für den ersten Präsidentschaftswahlkampf von Bush organisiert. Viele sehen nun den größten Korruptionsskandal in der jüngeren Geschichte Washingtons heraufziehen. "Das ist bloß der Beginn", unkte der Jurist Stanley Brand in der "Los Angeles Times". Denn nachdem Abramoff sich des Betrugs, der Verschwörung und Steuerhinterziehung schuldig bekannte, und sich nun mit einer langjährigen Haftstrafe konfrontiert sieht, wird er kaum einen Grund haben, politisch Rücksicht zu nehmen. Der schillerende, redegewandte Lobbyist scheint zu sehr darauf vertraut zu haben, dass sein Tun dank seiner glänzenden Beziehungen - bis ins Weiße Haus - ohne strafrechtliche Folgen bleiben würde. Schlinge um Bush-Freund zieht sich zuAber Ermittlungen begannen spätestens, als Indianerstämme Abramoff und seinen Partner Michael Scanlon beschuldigten, sie um viele Millionen Dollar geprellt zu haben. Die Lobbyisten ließen sich die Interessenvertretung für die Indianer nicht nur mit 82 Millionen Dollar teuer bezahlen - sie zweigten nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft auch enorme Summen für sich ab. Auch wenn manche Demokraten in Washington Nutznießer der wohl kalkulierten Großzügigkeit Abramoffs waren, müssen vor allem Bushs Parteifreunde - rund elf Monate vor den Kongresswahlen - Enthüllungen fürchten. Im Zentrum der Ermittlungen steht dabei der frühere republikanische Fraktionsvorsitzende im Repräsentantenhaus und Bush- Vertraute, Tom DeLay, der Abramoff früher als "engen Freund" bezeichnet hatte. "Die Schlinge um DeLay zieht sich zu", schrieb die "Los Angeles Times". Gegen DeLay ermitteln Staatsanwälte ohnehin schon wegen der Verwendung illegaler Gelder für die Partei. Inzwischen hat in Washington eine heftige Diskussion über den Einfluss der Lobbyisten begonnen. "Wir müssen das ganze System überdenken", meinte der frühere republikanische Sprecher des Repräsentantenhaus, Newt Gingrich, in der "Washington Post". "Es würde mich nicht wundern, wenn Abgeordnete sich nun nicht mehr trauten, überhaupt noch mit Lobbyisten zusammenzukommen", meinte der Vizepräsident der US-Wirtschafts- und Handelskammer, Bruce Josten. (N24.de, dpa) zumindest gelangt man nach nur 230 jahren langsam zu der einsicht: "Wir müssen das ganze System überdenken" da sollten auch die naivlinge aus deutschland skeptisch werden... mfg ds |