Zitat (Olaf2007):[i] Hinsichtlich der Beiprodukt-Minen habe ich immer mal wieder gelesen, dass die Betreiber die letzten Jahre über versucht hätten, die hohen Moly-Preise möglichst gut auszunutzen. Sie sollen ihre Minenpläne so gestaltet/geändert haben, dass sie möglichst Zonen mit hohen Moly-Konzentrationen abgebaut haben. Das können sie allerdings nicht ewig tun, weil irgendwann einfach keine derartigen Zonen mehr freiliegen.
Kann dies jemand bestätigen und evtl. mit Zahlen untermauern?[/i] ---------------------------------------------
@ Olaf Auf diese Informationen bin ich bei meinen Recherchen auch immer wieder gestoßen. Es wäre allerdings, wenn man überhaupt exakte Zahlen dazu finden kann, ein sehr mühseliges Unterfangen diese aus den Veröffentlichungen der verschiedenen Kupferproduzenten über einen Zeitraum von etwa 3 Jahren heraus zu suchen.
Vielleicht deshalb nur einmal eine kurze Erklärung, was damit gemeint ist, für die Leser des Thread, die mit diesen Sachverhalten weniger vertraut sind:
Angenommen, die Kupferabbau-Grube hat Abmessungen von 2000 x 1000 Meter und ist 300 Meter tief. Und auch angenommen, im Erz ist nicht nur Kupfer enthalten, sondern auch Moly. Natürlich findet man nicht an jeder Stelle dieser ausgedehnten Grube Erz mit exakt der gleichen Konzentration. Manche Stellen haben hohen Kupfergehalt im Erz, andere weniger. Manche Stellen haben hohen Molygehalt im Erz, andere weniger. Nun ist es nicht unbedingt so, dass ein Bereich, der eine hohe Kupferkonzentration aufweist, auch gleichzeitig eine hohe Molykonzentration hat.
Der Minenplan gibt vor, in welcher Reihenfolge die einzelnen Bereiche der großen Grube abgebaut werden können. Insbesondere sind dabei die Statik der Grubenwände zu berücksichtigen (Steilheit) und die Führung von Zufahrtsmöglichkeiten auf die einzelnen Terassen der Grube. Dabei bestehen üblicherweise durchaus Wahlmöglichkeiten, z.B. ob erst im Ostteil der Grube, oder erst im Westteil der Grube Erz abgebaut wird. Oder ob man erst oberflächennahe Schichten abbaut, oder ob die Möglichkeit besteht, weiter unten in der Grube in die Tiefe zu gehen.
Solange Moly als lästige Beigabe im Erz gesehen wird (z.B. in den 90er-Jahren bei Molypreisen unter 3 $ je Pfund), das man notgedrungen aus dem Kupfer entfernen muß, um das Kupfer sinnvoll verkaufen zu können, wird man eine Abbaureihenfolge einhalten, die sich (neben der Statik der Mine) nach der Kupferkonzentration richtet. In dem Augenblick jedoch, in welchem das Moly kein lästiges Abfallprodukt des Produktionsprozesses mehr ist, sondern aufgrund eines sehr attraktiven Verkaufspreises (z.B. 2005 sehr deutlich über 30 $ je Pfund) einen schönen Beitrag zum Gesamtgewinn des Unternehmens liefert, verschieben sich die Prioritäten. Im Jahr 2005 war der Molypreis sehr schnell seht stark angestiegen und man hat befürchtet, das der Molypreis genauso schnell wieder deutlich sinken könnte. Man hat also, um den Zeitraum des hohen Preises optimal auszunutzen, ganz besonders in Bereichen der Grube Erz abgebaut, wo sich eine hohe Molykonzentration im Erz befunden hat (auch wenn der Kupfergehalt in diesem Bereich etwas niedriger war). Wie wir inzwischen wissen, ist der Molypreis, entgegen den anfänglichen Befürchtungen, auf einem hohen Niveau geblieben mit derzeit immer weiter langsam steigender Tendenz. Die Kupfermine hat inzwischen also 3 Jahre lang insbesondere diese Bereiche der Grube abgebaut, die einen hohen Molyanteil im Erz haben. Irgendwann sind diese Bereiche, soweit sie zugänglich waren, erschöpft. Um neue Bereiche mit hoher Molykonzentration abbauen zu können, muss zuerst das darüber liegende Erz mit nur geringer Molykonzentration abgebaut werden. Kein wirkliches Problem für die Mine, den die verdient ja ihr Geld hauptsächlich mit der Kupferproduktion. Aber bei sinkender Molykonzentration im Erz sinkt notgedrungen auch der Ausstoß an Moly bei dieser Mine.
Verschiedene Minen weltweit hatten bereits im letzten Jahr vermeldet, dass ihre Molyproduktion deutlich gesunken ist, da die Bereiche mit hoher Molykonzentration vorläufig ausgebeutet sind. Andere Minen haben noch Bereiche mit hoher Molykonzentrationverfügbar, aber auch da ist es absehbar, dass man in überschaubarer Zeit sich wieder Bereichen mit geringerer Konzentration zuwenden muss. Oftmals werden in tieferen Bereichen der Gruben wieder neue Gebiete mit hoher Molykonzentration im Zuge des Kupferabbaues zugänglich werden, aber das dauert eben seine Zeit. Da weltweit praktisch "zeitgleich" alle Minen seit 2005 bevorzugt Erz mit hoher Molykonzentration gefördert haben, schlägt das Pendel inzwischen nach der anderen Seite aus, und die Produktion ist deutlich am sinken. Da auch viele der neu auf den Markt kommenden Kupferminen kein Moly im Erz haben, ist von dieser Seite kein wesentlicher Beitrag zur Molyversorgung zu erwarten.
Viele Grüsse
chartex (alias Stock24)
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