"der karren muss so heftig an die wand gefahren werden damit auch der letzte auf der welt den resetknopf aktzeptiert ohne revolte zu schlagen." Ich stimme dir zwar in der Lagebeurteilung allgemein zu,aber du lässt etwas außer Acht: Resetknopf,ok,die Frage ist,was dann passiert. Natürlich,die hier sitzen,und an der Krise mittels Optionen etc. gutes Geld verdienen,gehen nur von ihrer eigenen Situation aus. Dass es in diesem Land etliche,in den USA einige mehr,und auf der ganzen Welt hunderte von Millionen Menschen gibt,die jetzt schon auf "Reset" leben. Millionen,die bei "boomender Wirtschaft" verhungern. Was meinst du wie es denen gehen wird,bei deinem Szenario. Und die sollen nicht revoltieren? Wo sie jetzt schon allen Grund haben,nur nicht die Mittel. Unsymmetrischer Krieg in Kolumbien,"low intensity warfare" auf den Phillippinen,in Afrika,in Pakistan,in Irak,in Afghanistan,Flüchtlingsströme von Millionen Menschen,Bürgerkrieg auf Sparflamme in Brasilien,Nord-Mexiko,Indien. Ein Reset betrifft erstmal die Oberklasse,den Mittelstand,und die tariflich Beschäftigten. Der Massenmörder,Kriegsverbrecher und Wirtschaftslobbyist G.W. Bush und Co. genießt bald seinen wohlverdienten Ruhestand,die Bankmanager werden wohl zum Teil auch in den Ruhestand treten müssen,aber sind dann immer noch Multimillionäre,und kriegen ja auch noch ihre vereinbarten Abfindungen. In den USA werden Millionen Menschenmehr keine Rente mehr bekommen,und sich und ihren Familien keinen Arzt mehr leisten können. Gleichzeitig unterhält dieser Staat die mächtigste Armee der Welt,bezahlt mit einem riesen Haushaltsdefizit unter Bush,der von Clinton einen nahezu ausgeglichenen Haushalt übernommen hat. Die Rendite aus dem Krieg geht in ganz wenige Taschen,die Masse sieht davon nichts,außer die Angestellten der Rüstungsindustrie. Die USA sind ein Dritte-Welt-Land,Libyen oder Kuba haben ein besseres Bildungs-und Sozialsystem als die USA,die USA haben Millionen Analphabeten,eine veraltete industrielle Infrastruktur,eine Rekordzahl von Knästen,Strafgefangenen,Obdachlosen,medizinisch Unterversorgten. Der Irak hatte ein fortschrittlicheres Sozial-und Bildungssystem als die USA. Das beste im ganzen nahen und mittleren Osten. Es kommt nicht von ungefähr,dass Obama gewählt wurde,selbst in eisernen Bastionen der Republikaner. Im gebildeten Deutschland glaubt der Bürger immer noch an den Weihnachtsmann,dass wird sich binnen eines Jahres auch noch ändern. Es gibt hier zwar ein Sozialsystem,aber das haben sich die Leute in den letzten Jahren fast ohne Widerstand zusammenkürzen lassen. Damit der Standort Deutschland auf dem Weltmarkt mehr Rendite machen kann. "Ihr müsst den Gürtel enger schnallen für eine Weile,Lohnzurückhaltung,"Fordern und Fördern" usw.,dann wird es dank der Kräfte des Marktes uns allen besser gehen". Und jetzt? Nur haben die Leute,die angeblich besser mit dem aus dem Sozialstaat,dem Tarifsystem,der sozialen Infrastruktur gesparten Geld umgehen können,es verpfuscht. Allerdings nicht ihr eigenes Geld. Die überstehen einen Reset mit einem grossen Überlebensvorteil,wenn andere schon ihre Schuhsohlen fressen. Oder wer hätte nach der Wiedervereinigung gedacht,dass im ersten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends in Deutschland Kinder verhungern,und Soldaten fürs Vaterland in Asien "fallen"? Damals hiess es "blühende Landschaften". Die Bundeswehr sollte umstrukturiert werden,damit sie ein bisschen "humanitäre Hilfe" leisten kann. "Niemand beabsichtigt einen Krieg zu führen". Die Bundeswehr selbst sagt,es ist ein Krieg,und nichts anderes. Der "Verteidigungs"minister fand das unpassend,und die Fresse ist ihm runtergefallen. Genauso wie der Merkel,die läuft seit 6 Wochen mit einem Gesicht rum wie ein Hinrichtungskandidat. Die Propheten der New Economy sind auffallend kleinlaut in letzter Zeit.
Für Leute jünger als 35 Jahre: Es war damals nicht vorstellbar,dass nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes,in 15 Jahren die Bundeswehr in Afghanistan Krieg führt. Oder am Horn von Afrika. Von "Friedensdividende" war die Rede. Die NATO-Planung war intern schon eine andere(kann jeder selbst nachrecherchieren): Mit humanitären Einsätzen im Ausland Präzedenzfälle schaffen.
Die totale Analphabetenrate ist hier zwar gering,aber das funktionelle Analphabetentum ist umso grösser,bis in das höhere Bürgertum hinein. Dank Privatfernsehen und Public-Private-Partnership in der Bildung. Dank "Spaßgesellschaft" und "Motivationstraining". Und dank "Focus",was genau so eine Nicht-Zeitung ist,wie RTL2-News eine Nicht-Nachrichtensendung,und die Riester-Rente eine Nicht-Altersversorgung. Damals,seit der Wiedervereinigung,wurden in Deutschland die VOODOO-Economics von Ronald Reagan und Maggie Thatcher nach Deutschland übernommen. Seitdem funktioniert die Wirtschaft nur noch in Blasen. Es gibt viele Leute,die Abitur oder Realschulabschluss haben,die nicht in der Lage sind,komplexe Sachverhalte zu verstehen,wenn deren Erklärung mehr als eine DIN-A4-Seite erfordert. Oder sich einen Vertrag komplett durchzulesen. Stattdessen wird die Meinung der Menschen großteils von medialer Verblödung bestimmt. Das Problem wird nicht durch einen Reset allein gelöst. Dann steht nämlich erstmal auf der Tagesordnung,was sich ändern soll. Und das wird ohne große politische und soziale Auseinandersetzung nicht stattfinden. So wie es sich in einer "Demokratie" und "Republik" per Definition eigentlich geziemt: Der Bürger macht sich sachkundig über die Verhältnisse in der "Polis",und verhandelt die Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der "Res Publica". Die gewählten Vertreter treffen die Entscheidungen zum Wohle der Bevölkerung nach bestem Wissen und Gewissen,und nicht nach den Einflüsterungen und versprochenen Nach-Mandats-Karrieren durch Wirtschaftslobbyisten. Und die Wahl hat das ja in den USA nur vorweggenommen. Die Umverteilungskämpfe werden im nächsten Jahr erst anfangen. Entweder gibt es Seuchen und Hungersnot dort,oder einen Ausnahmezustand,oder die Reichen gestehen sowas wie Rentenversicherung,Krankenversicherung,Regulierung zu. Und die Industrie schrumpft sich dann gesund und setzt Innovationen um. Wenn letzteres ohne ein Sozialsystem geschieht,wie es zumindest in Europa und in einigen anderen Staaten im 20. Jahrhundert erkämpft wurde,dann heisst die Option wie gesagt Notstand,Massenverelendung,Bürgerkrieg oder Faschismus. Was ich sagen will ist,ein Reset kann nicht nur einer des Finanzsystems sein,sondern es muss einen "sozialen Reset" geben,oder es gibt in der einen oder anderen Form eine Katastrophe. Wenn wieder versucht wird,das Problem durch einen Krieg zu überdecken,wie 2003,dann gibt es totsicher einen Weltkrieg.;und die USA leiden jetzt schon unter "imperialer Überdehnung",sie können noch genau 1/2 Krieg zusätzlich führen,mit ihren gekauften Latinosöldnern,aber das Geld dafür muss auch erstmal aus den Menschen rausgepresst werden,und das wird in der momentanen Lage ganz schwierig.
@neu_hier "wie traumhaft gut die wirtschaftliche Situation in Deutschland jetzt noch ist." Ja genau,"traumhaft" trifft es recht gut. Wenn man z.B. mit Derivaten an jedem Up-oder Downmove verdienen kann. Außer man arbeitet in der realen Produktion,oder im Krankenhaus,oder für 1 Euro. Dann ist es schon nicht mehr so traumhaft. Viele hier verwechseln ihre persönliche Lage mit der der Masse der Bevölkerung. Von da kommt aber euer Plus. Das wird von Leuten erarbeitet,die jetzt den Crash bezahlen,wo sie doch schon den Boom bezahlt haben. Und wenn die Topunternehmen ihre Bücher offenlegen und ihre unbilanzierten Verbindlichkeiten angeben müßten,dann wäre der Traum auch schon viel weniger schön. Und wenn die Berechnung der Arbeitslosenstatistik wieder auf die Basis vor Schröder umgestellt würde. Und wenn aus den Indizes die Verzerrungen der hedonischen Preismessung herausgerechnet würden. Und und und...
@rhoenluese:"Immer wenn nur noch von 2000, 2500 oder auch 3000 gesprochen wird, geht es doch wieder in die andere Richtung" Ja ,WENN,aber nicht weil. Es geht in die andere Richtung,weil z.B. in den USA der DJIA bei jedem signifikanten Tief nahe 8000 durch Kursmanipulation nach oben getrieben wird. Nicht weil irgendjemand bei ariva dies oder das vermutet. Ach ich höre gerade BASF stellt für mehrere Wochen einen Großteil der Produktion ein. Es geht bergauf,traumhaft :-) |