Goodwill und neue Bilanzierungsregeln...

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neuester Beitrag: 08.02.01 14:14
eröffnet am: 07.02.01 15:34 von: Makelo Anzahl Beiträge: 4
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07.02.01 15:34

878 Postings, 8566 Tage MakeloGoodwill und neue Bilanzierungsregeln...

Wenn Goodwill keine schlechten Kurse mehr macht
 
Entlastung für viele Unternehmen des neuen Marktes
 

Amerikanische Unternehmen erhalten Schützenhilfe von ungewohnter Seite. Eine Änderung der Bilanzierungsregeln nach US-GAAP macht Schluss mit den Goodwill-Abschreibungen. Das freut auch viele Unternehmen Deutschland.

Bisher unterschied US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) zwei Möglichkeiten der Bilanzierung von Unternehmenskäufen. Wenn eine Gesellschaft die Übernahme einer anderen nach der Pooling-of-Interest-Methode bilanziert hat, war der Grundgedanke die Übernahme und Eingliederung mit Aktiva und Passiva. Der Bedarf einer Goodwill-Abschreibung entstand hier vom Prinzip her nicht.

Die zweite, so genannte Purchase-Methode errechnet bei einer mehrheitlichen Übernahme aus Kaufpreis und Bilanzpositionen des übernommenen Unternehmens den Goodwill. Dieser Geschäftswert muss über einen Zeitraum zwischen 5 und 20 Jahren abgeschrieben werden. Diese Regeln werden auch von vielen europäischen Unternehmen angewendet. So bilanzieren rund die Hälfte aller Unternehmen am Neuen Markt nach US-GAAP. Künftig entfällt die Pooling-of-Interest-Methode. Und auch die Goodwill-Abschreibungen werden abgeschafft. Ihre Aussagekraft ist ohnehin beschränkt. Welchen Stellenwert der Goodwill aber gegenwärtig hat, wird aus einer Untersuchung von Morgan Stanley deutlich: Die 500 größten US-Unternehmen haben zusammen rund 750 Mrd.$ in den Büchern stehen. Das ergäbe eine Steigerung des Gewinns um durchschnittlich mehr als 15%.

Zu viel Freude wäre aber verfrüht. Erstens ändern sich die Relationen zwischen den Unternehmen ja kaum, wobei allerdings die mit einer besonders aggressiven Übernahmepolitik im Vorteil wären. Zweitens wird die Praxis der gewohnheitsmäßigen Goodwill-Abschreibungen ersetzt durch eine regelmäßige Prüfung des Wertes jeder einzelnen Beteiligung. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Bilanzen immer die zeitnahen Unternehmenwerte ausweisen. Drittens schließlich sollen Übergangsregelungen greifen, so dass hier keine sprunghaften Änderungen zu erwarten sind.

Vielleicht sollte man mit dem Inkrafttreten der neuen US-GAAP Richtlinien daher eher über Aktien von internationalen Wirtschaftprüfungsgesellschaften nachdenken. Die sollten auf jeden Fall profitieren. Im Ernst zählt aber wahrscheinlich die Telekommunikations-Wirtschaft insgesamt zu den Branchen, die durch eine solche Änderung am stärksten entlastet werden.

Die Auswirkungen im Einzelfall lassen sich z.B. an SAP SI verdeutlichen. Für die ersten neun Monate des vergangenen Jahres kam das operative Ergebnis vor Fusions-bedingten Goodwill-Abschreibungen auf 16,7 Mio.€. Nach Goodwill entstand ein Verlust von 17,4 Mio.€. Auf die einzelne Aktie heruntergebrochen ergibt sich vor Goodwill ein Ergebnis von plus 0,25€, nach Goodwill aber eines von minus 0,70€.

Weitere bekannte Namen an Neuen Markt, die nach US-GAAP bilanzieren und nennenwerten Goodwill in den Büchern stehen haben: Adva, Broadvision, D.Logistics, Kontron, Net AG, PSI. Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern.

Autor: Klaus Singer, 16:26 06.02.01
 

07.02.01 15:42

1952 Postings, 8569 Tage gut-buy@makelo .... was meinst du wie sich das auf die

kurse auswirken wird, denn so richtig kapier ich das noch nicht.  

07.02.01 15:44

90 Postings, 8499 Tage mischek@gmx.atSuper Nachrichten!!!

Vor allem für ACG-Aktionäre:

Onvista.de zeigt bei ACG einen Gewinn 2000 von 0,16€ (wäre also ein KGV00 von über 200), ACG hat mittels adhoc-Meldungen schon mehrmals bekräftigt, daß der Gewinn vor Abschreibungen 11Mio.€ beträgt -> bei 13.36 Mio. Aktien also 0,82€ Gewinn/Aktie: KGV00 von nur mehr 41!

Dieses Beispiel soll zeigen, welcher Unterschied diese Berechnung macht -> beim o.a. Beispiel ändert sich das KGV von über 200 auf gerade mal 41 (!!!).

Da ACG schon nach den strengen Regeln des US-GAAP bilanziert, ist diese Nachricht die beste Kaufempfehlung, die es gibt. ACG's Planzahlen für 2002 erwarten übrigens einen Gewinn von ca.2,5€/Aktie vor Abschreibungen -> würde also ein KGV02 von 13 (!!!!) bedeuten, und das bei Umsatz-/Gewinnwachstumsraten von über 100%.

Wer das Unternehmen kennt, weiß zudem noch, daß die Planzahlen bis jetzt immer weit übertroffen wurden -> wieso die Aktie trotzdem so lächerlich niedrig bewertet ist, bleibt wohl im Moment ein NM-Geheimnis...  

08.02.01 14:14
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878 Postings, 8566 Tage Makelogut-buy

Die Auswirkungen dieser Neuregelung sind wie oben beschrieben so zu sehen.
Goodwillabschreibungen (Abschreibungen des immateriellen Firmenwertes) mussten bisher vom Ergebnis abgezogen werden. (Goodwill= Wert der aus keiner Substanz ensteht, sondern aus dem Image des Unternehmnens)
Das heisst das Unternehmenals ganzes ist mehr Wert als der Wert seiner Einzelteile (Substanzwert).

Unternehmen die zahlreiche Unternehmenskäufe tätigen (Bsp. ACG, D. Logistics u.v.m.) mussten diesen Goodwill (Firmenwert) der gekauften Unternehmen bisher über mehrere Jahre abschreiben. Dadurch fällt das Ergebnis und der Gewinn des Unternehmens natürlich immer wesentlich geringer aus. Das heisst solche Unternehmen haben immer ein wesentlich geringeren Gewinn als Unternehmen die mehr aus innen heraus wachsen. (also aus eigener Geschäftstätigkeit)

Resultat:
Solche Unternehmen können zukünftig immer einen höheren Gewinn ausweisen als bisher. Dies sollte sich natürlich auch auf den Kurs auswirken.

Aber nach vernünftiger kaufmännischer Bewertung ist ein Grossteil des Firmenwertes des aufgekauften Unternehmens dadurch gar nicht mehr enthalten.
Das bedeutet das der gewinn höher ausgewiesen würde als er eigentlich ist.
Denn die Bilanz verlängert sich, ohne das dem ein eigentlicher substanzieller wert gegenübersteht. Es gibt also auch einige negative Auswirkungen.

Es ist so sicher nicht einfach zu verstehen. Falls du wirklich mehr wissen möchtest müsstest du noch einmal nachfragen. Dann müsste ich aber ein wenig zeit investieren und du müsstest dich ein wenig in Bilanzierung,  und Ergebnisrechnung auskennen. Falls du selber nachlesen willst. Schau dir mal Unternehmensbewertung und Bewertungstechniken an.

Ich hoffe du konntest mein Kauderwelsch verstehen.
Wenn nicht, frag mich was du nicht genau verstehst.

MfG Make  

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