13.11.2008 17:36 Dunkle Wolken über dem Solarhimmel
Noch ist das rasante Wachstumstempo in der Solar-Branche ungebrochen, doch es mehren sich die Alarmzeichen. Neben dem Absatzeinbruch in Spanien schwebt die Finanzkrise wie ein Damoklesschwert über der Branche. Unter Experten macht sich Skepsis breit. Eines ist gewiss: Das enorme Interesse an der Solarbranche reißt nicht ab. Als auf dem Eigenkapitalforum Vertreter der Solarwirtschaft sich zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunftsperspektiven ihrer Branche äußerten, war der Saal restlos überfüllt. Wer keinen Sitzplatz mehr ergattert hatte, musste stehen...
Auf dem Podium diskutierten Finanz- und Vorstandschefs der führenden deutschen Solarfirmen über fallende Preise, neue Zellen-Technologien und die Auswirkungen der Finanzkrise. Einig waren sie sich in einem Punkt: Die Konsolidierungswelle kommt. Drohende Überkapazitäten und sinkende Preise dürften zu einer Bereinigung der Branche führen. Philipp Koecke, Finanzchef von Solarworld, sieht vor allem im Dünnschicht-Bereich hohe Überkapazitäten. "Da werden wir uns von vielen Anbietern verabschieden müssen", prophezeite er.
Deutsche Bank befürchtet Überangebot und Preisverfall Experten sorgen sich um die Wachstumsaussichten der Branche. Analyst Alexander Karnick rechnet damit, dass es in der Branche früher als allgemein erwartet zu einem Überangebot mit Preisverfall und Margendruck kommt. In einer Studie hat er seine Wachstumsprognose für die Industrie halbiert. 2009 werde die installierte Leistung bei 5,4 Gigawatt Peak (GWp) liegen. Denn aufgrund der restriktiveren Kreditvergabe dürfte die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen spürbar sinken. Außerdem mache der stark gesunkene Ölpreis die Investitionen in erneuerbare Energien wieder unattraktiver. WestLB-Analyst Serbastian Zank ist noch pessimistischer. Er sagt der Branche gar eine Stagnation voraus.
Ein weiter Belastungsfaktor ist Spanien. Dort ist der Absatz wegen geänderter Einspeisevergütungs-Regeln regelrecht eingebrochen. Ende September wurde ein Gesetz beschlossen, wonach im kommenden Jahr nur noch Solaranlagen mit einer Leistung von insgesamt 500 Megawatt installiert werden dürfen.
Finanzkrise trifft Solon Mit Solon hat die Spanien-Misere und die Finanzkrise bereits das erste Solarunternehmen erwischt. Das Unternehmen gab am Mittwoch wegen der Krise eine Umsatz- und Gewinnwarnung ab. Das Umsatzziel wurde auf 800 bis 850 Millionen Euro heruntergeschraubt. Ursprünglich waren Erlöse von rund 900 Millionen angepeilt. Viele Kunden würden sich wegen der unsicheren Lage derzeit beim Kauf von Solaranlagen zurückhalten, begründete Solon die Prognosesenkung.
Auch bei anderen Firmen hält man negative Auswirkungen der Finanzkrise für möglich. Im ersten Halbjahr 2009 könnte es vereinzelte Nachfrageprobleme bei Kunden geben, meinte Q-Cells-Vorstandschef Anton Milner. Einige Kunden könnten Finanzierungsprobleme bekommen. Die Folgen für Q-Cells würden aber gering ausfallen, betonte er.
Auch Aleo-Finanzchef Uwe Bögershausen räumte am Rande des Eigenkapitalforums ein, dass die Finanzkrise auch die Solarindustrie betreffe. Wie stark sich der Absatz künftig entwickle, hänge von der Finanzierung der Solaranlagen ab.
Noch keine Abschwächung im dritten Quartal Noch freilich ist Solon die Ausnahme. Die meisten Solarfirmen melden anhaltend rasante Zuwächse von 60 Prozent oder mehr. Und hoben teilweise die Jahresprognosen an.
Um vom deutschen Markt weniger abhängig zu werden, gehen die deutschen Solarfirmen auf Einkaufstour. So hat jüngst der Anlagenbauer Roth & Rau den Kauf der italienischen Teconofimes bekannt gegeben. Auch Manz plant Akquisitionen in den USA, Indien oder den arabischen Ländern.
Für Modulhersteller wird es hart Besonders Unternehmen, die am unteren Teil der Wertschöpfungskette tätig sind, dürften in Zukunft vor schwierigeren Zeiten stehen. So sind vor allem Modulhersteller stark gefährdet. Die Modulflut in Deutschland könnte dazu führen, dass viele Module keine Abnehmer finden. Konsequenz wäre eine verschärfte Konkurrenz unter den Anbietern und sinkende Preise. Die Landesbank Baden-Württemberg rechnet im kommenden Jahr mit einem Rückgang der Preise um 20 Prozent. Das mag Aleo-Finanzchef Bögershausen nicht glauben. Wenn das eintrete, werde er "die Module in Italien selbst zusammenschrauben", kündigte er auf dem Eigenkapitalforum an.
Heftige Einbußen bei Solaraktien Bei den Solar-Aktien ist die Skepsis schon zu spüren. Die meisten Aktien haben in den vergangenen Wochen kräftig verloren. Q-Cells hat seit Anfang September fast 70 Prozent an Wert eingebüßt, Solarworld hat im selben Zeitraum fast 60 Prozent verloren, und die Kurse von SMA und Solon halbierten sich.
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