Übernahme Streit zwischen Conti und Schaeffler eskaliert Von Carsten Knop
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Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Geschäftsführer Jürgen Geißinger 18. Dezember 2008 Zwischen dem fränkischen Familienunternehmen Schaeffler und dem von ihm künftig beherrschten Autozulieferer Continental in Hannover eskaliert der Streit. Die Auseinandersetzung lässt erwarten, dass es unmittelbar nach der Genehmigung und dem Vollzug der Übernahme von Conti durch Schaeffler zu gravierenden Personalentscheidungen kommen wird, die die Neubesetzung der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden und anderer Aufsichtsratsämter von Continental nach einer außerordentlichen Hauptversammlung einschließen könnten.
Denn das Tischtuch zwischen der Familienunternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Jürgen Geißinger, dem Chef der Schaeffler KG, einerseits sowie Hubertus von Grünberg, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Continental AG, andererseits ist nach Informationen der F.A.Z. zerschnitten. Grünberg spiele ein doppeltes Spiel, heißt es in Branchenkreisen. Er gebe den „alternden Despoten“, der Sorge vor einem Kontrollverlust habe, Eine Stellungnahme Grünbergs hierzu gibt es nicht. Doch wurden die Behauptungen, die den Vorwurf untermauern sollen, in seinem Umfeld scharf dementiert.
Übertragung der Schaeffler-Schulden auf Conti: „Inakzeptabel“
Tatsächlich gehe es Schaeffler allein darum, die Finanzierung des Kaufs von Continental durch die Übertragung eines großen Teils seiner Schulden auf Conti sicherzustellen, heißt es dort. Die Rede ist von mehr als 5 Milliarden Euro, die gemeinsam mit der Autozuliefersparte von Schaeffler bei Conti eingebracht werden sollen. Das sei inakzeptabel. Diese Summe übertreffe den Umsatz der entsprechenden Sparte von Schaeffler. Zu hören ist, dass eine solche Transaktion auf keinen Fall die Unterstützung Grünbergs finden wird.
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Kommentar: Verbrannte Erde Maria-Elisabeth Schaeffler: „Wir gehen unbeirrt unseren Weg“ Auto-Aktien unter die Räder gekommen Aufsichtsrat von Continental gegen Verkauf des Reifengeschäfts Neue Gewinnwarnung schmälert Attraktivität der Conti-Aktie weiter Der Streit bringt beide Parteien in eine missliche Lage, da die kartellrechtliche Genehmigung der Übernahme durch die Europäische Kommission aller Voraussicht nach an diesem Freitag kommt - und Schaeffler damit Anfang des nächsten Jahres mit 49,9 Prozent der Aktien der dominante Anteilseigner von Continental sein wird. Angeblich geht es zwar allen Beteiligten darum, wieder Vernunft einkehren zu lassen und keinen „Kampf mit verbrannter Erde“ auszutragen. Friedenssignale sind aber kaum zu vernehmen. Gekämpft wird nach der Ansicht von Beobachtern um die Meinungshoheit im Aufsichtsrat von Continental, der sich in seiner aktuellen Zusammensetzung derzeit geschlossen um seinen Vorsitzenden Grünberg und den Conti-Vorstand schart.
Geht es Grünberg um den eigenen Vorteil?
Vor diesem Hintergrund wird nun der Vorwurf erhoben, Grünberg gehe es nicht zuletzt um seinen eigenen Vorteil. Denn Grünberg habe vor knapp drei Monaten Schaeffler während eines Treffens an seinem Stammsitz in Herzogenaurach das Angebot unterbreitet, die Reifensparte von Continental aus dem Unternehmen herauszulösen und im Rahmen eines sogenannten Management Buy-out, an dem auch der Continental-Finanzvorstand Alan Hippe beteiligt gewesen wäre, zu übernehmen. Grünberg habe sich dabei der Hilfe von Finanzinvestoren bedienen wollen; konkrete Gespräche in dieser Hinsicht wurden aber wohl noch nicht geführt. Danach sei es der Plan gewesen, die Conti-Reifensparte mit dem amerikanischen Goodyear-Konzern zu fusionieren. An diesem Gemeinschaftsunternehmen hätten aber die Anteilseigner von Conti Rubber noch die Mehrheit gehabt.
Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg Wie es heißt, hätten sich die Vertreter von Schaeffler zwar nicht gegen einen Verkauf der Sparte gestemmt, da für eine auch mittelfristig sichere Finanzierung der Übernahme tatsächlich viel Geld zu fehlen scheint. Doch seien sowohl der Zeitplan als auch der Preis für die Sparte auf keine Gegenliebe gestoßen.
Treffen der Manager endeten im Eklat
„Wenn Schaeffler die Reifen verkaufen würde, dann nur zum besten Preis“, heißt es. Zudem müsse dieser Verkauf im Rahmen eines geordneten Verfahrens abgewickelt werden und sei, jedenfalls bei einem vollständigen Verkauf, nur nach der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung möglich gewesen. Um dieses Problem aus dem Weg zu räumen, sei von Grünberg dann sogar vorgeschlagen worden, zunächst einen Anteil von 10 bis 20 Prozent an der Gummisparte im Besitz von Conti zu behalten, was eine sofortige Satzungsänderung vermieden hätte.
Continental-Chef Karl-Thomas Neumann Auch darauf konnten sich die Parteien aber nicht verständigen. Weil Grünberg sich nicht durchsetzen konnte, sei es danach zu dem Streit gekommen, der nun öffentlich ausgetragen wird. Angeblich hat Grünberg seither mehrere Treffen zwischen dem Management von Continental und den obersten Führungskräften von Schaeffler in einem Eklat enden lassen. Zu einem gesellschaftlichen Anlass in Hannover habe Grünberg Frau Schaeffler in einem Nebenzimmer mit dem Plan konfrontiert, die Autozuliefersparte von Schaeffler durch Continental übernehmen zu lassen - ansonsten gebe es Krieg. Von Kennern der Gegenseite ist zu hören, dass dieser Vorschlag nicht von Conti, sondern von Schaeffler gekommen sei, verbunden mit dem Ansinnen, die Sparte mit dem hohen Schuldenberg zu beladen.
In einem weiteren Treffen, an dem Grünberg und der Continental-Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann einerseits sowie Frau Schaeffler und ihr Sohn andererseits teilgenommen haben, habe Grünberg die Rücktritte Geißingers und des Rechtsberaters der Schaefflers, Rolf Körfer, einem Partner der Kanzlei Allen & Overy, gefordert. Das sei von den Schaefflers aber abgelehnt worden. Auch sei auf der letzten Aufsichtsratssitzung von Continental zwar der Beschluss gefasst worden, die Reifensparte nicht zu verkaufen. Tatsächlich gebe es den entsprechenden Datenraum, in dem Verkaufsinteressierte in die Bücher der Sparte schauen können, aber weiterhin. Hierzu ist aus dem Umfeld des Hannoveraner Konzerns zu hören, den Datenraum gebe es tatsächlich noch, doch seien dort „derzeit keine Interessenten drin: Das Licht ist aus.“
Von Feinden und „abseitigen Büros“
Aus Bankenkreisen wird im Kern bestätigt, dass Conti-Finanzvorstand Hippe während eines Treffens am Dienstag gesagt hat, das Reifengeschäft müsse für einen vernünftigen Preis verkauft werden, der zu einem „Investment Grade“-Rating sowohl für die Gummi- als auch für die Autozuliefersparte führen solle. Hippe sehe seine oberste Aufgabe als Finanzvorstand von Continental. Die Chance, dass er mit dem Reifengeschäft mitgehen werde, sei minimal. Klar sei, dass er seine persönliche Reputation nicht dadurch beschädige, dass er sich an einem auch nur im Ansatz fragwürdigen Geschäft beteilige.
Kolportiert wird auch, dass Hippe und der Conti-Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann inzwischen Feinde seien und Neumann in Hannover „in einem abseitigen Büro und auch bildlich gesprochen zwischen allen Stühlen“ sitze. Beides wird dort zurückgewiesen. Noch vor wenigen Tagen hatte Frau Schaeffler im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt, sie schätze Grünberg. Sie gehe nicht davon aus, dass er die Störfeuer aus Hannover mittrage.
Text: F.A.Z. Bildmaterial: AP, Frank Röth ----------- "Das beste an der Zukunft ist, dass sie uns immer einen Tag nach dem anderen serviert wird"
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