| |
Kommt die Allianz mit einer Großbank zusammen? Die Börsianer sähen das nur allzu gerne. Foto. ap |
HB FRANKFURT. Eine Möglichkeit sei der Zusammenschluss mit einer Bank, die etwa so groß wie der Versicherungsriese sei, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Der Münchener Konzern befinde sich derzeit zwar nicht in offiziellen Verhandlungen, der Vorstand um Konzernchef Michael Diekmann habe aber bereits verschiedene Szenarien eines Zusammenschlusses mit einer Großbank ausgelotet, sagte ein Eingeweihter. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeige, dass Unternehmen, die nicht fusionierten, angreifbarer seien. Durch einen Partner auf Augenhöhe erlange die Allianz eine kritische Masse, um bei der Konsolidierung in der Finanzbranche bestehen zu können. Die Allianz lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.
In der europäischen Bankenlandschaft überschlagen sich zur Zeit die Ereignisse: So versucht ein Konsortium um die Royal Bank of Scotland für 71 Mrd. Euro die niederländische Bank ABN Amro zu schlucken. Auch Barclays ist an den Niederländern dran. Dies wäre die weltgrößte Bankenübernahme. In Frankreich erwägen die Banken Société Générale und BNP Paribas eine Fusion und in Italien hat die HVB-Mutter Unicredit den Kauf des kleineren Konkurrenten Capitalia eingeleitet. Mit einem Börsenwert von 73 Mrd. Euro wäre auch die Allianz ein durchaus zu stemmender Kauf, wie das Beispiel ABN zeigt.
Die Allianz ist eine der wenigen Versicherungsgruppen, die zugleich eine größere Bank besitzt. Im Jahr 2001 hatte sie die Dresdner Bank gekauft, die danach aber Milliardenverluste auftürmte. Zuletzt konnte das Institut nach Jahren des Umbaus wieder Gewinne ausweisen, die im Branchenvergleich jedoch gering ausfielen. Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter helfe seinen Kollegen im Allianz-Vorstand nun bei der Suche nach Lösungen, wie eine neuerliche Fusion funktionieren könnte, sagte eine mit der Angelegenheit vertraue Person. Es gebe aber keine formellen Gespräche.
<!--nodist-->Lesen Sie weiter auf Seite 2: Alles nur ein Testballon?
<!--/nodist-->Mit ihren Überlegungen will die Allianz offenbar testen, ob ein Zusammenschluss mit einer Großbank auch bei den Eigentümern auf Zustimmung stoßen würde. Und die Reaktion an der Börse fiel positiv aus: Das Papier stieg im Tagesverlauf um bis zu 3 Prozent.
Neber einer Megafusion prüft die Allianz wohl auch weitere Optionen. Die Dresdner Bank könnte im Rahmen einer Transaktion mit einer größeren Bank im Ausland auch abgegeben werden, sagte ein Eingeweihter. Die Analysten der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods stellten zuletzt in einer Studie fest, dass die Dresdner Bank für eine andere Bank mehr Wert schaffen könnte als für die Allianz. Einen Verkauf werten die Experten aber als unwahrscheinlich. Das Vorhaben dürfte vielmehr durch eine Fusion, ein Gemeinschaftsunternehmen oder eine Kooperation umgesetzt werden, hieß es dort.
Allianz-Chef Diekmann baut seit seiner Amtsübernahme 2003 den traditionsreichen Konzern um. Dabei fallen tausende Stellen weg. Dadurch ist die Allianz deutlich profitabler geworden und fuhr vergangenes Jahr einen Rekordgewinn von 7 Mrd. Euro ein – so viel wie kein anderer deutscher Konzern.
Ein Hedge-Fonds-Manager, der nicht genannt werden wollte, sagte Reuters, die deutsche Finanzbranche sei sehr interessant für Investoren. Die Versicherer würden dabei sehr genau unter die Lupe genommen. Dass solch aggressive Investoren auch Erfolg haben, zeigt das Beispiel der Deutschen Börse: Auf Druck von Hedge-Fonds musste der Konzernchef abdanken, Milliarden wurden danach an die Eigentümer ausgeschüttet.