Händler rechnen mit einem verhaltenen Start am deutschen Aktienmarkt am Freitag. Bis 8.04 Uhr erwartet Lang & Schwarz den Dax zur Eröffnung bei 6. 051 Punkten nach einem Schluß von 6.068 Punkten. Der Mix der Faktoren sei tendenziell einen Tick negativ, heißt es mit Blick auf die Kursverluste in Tokio und die am Abend schwach ausgefallenen Zahlen von Microsoft und anderen Technologieunternehmen. Leicht positiv zu bewerten sei hingegen die etwas entspannte Situation am Ölmarkt, heißt es weiter. Generell überwiege allerdings die Korrekturanfälligkeit des Dax. Die Widerstandszone zwischen 6.100 und 6.250 bremse den Leitindex aus, so Marktteilnehmer. Unterstützt sei der Dax bei 5.950 Punkten. Elf von Dow Jones Newswires befragte Marktteilnehmer erwarten im Schnitt einen Dax-Schluß bei 6.063 Punkten. Am Berichtstag könnten Konjunkturdaten wichtige Impulse am Nachmittag setzen. Den Höhepunkt dürfte dabei die Bekanntgabe des US-BIP zum ersten Quartal bilden. Volkswirte erwarten hier ein Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. In Deutschland stehen die Einzelhandelsumsätze für März auf dem Terminkalender. Mit Blick auf Unternehmensnachrichten warten die Anleger auf die Quartalszahlen von VW. Die bereits veröffentlichten Zahlen von Puma sind laut Händlern auf den ersten Blick besser als prognostiziert. Als ebenfalls besser bezeichnen Händlern die Zahlen von Depfa. Das Handelsergebnis sei deutlich besser als geschätzt, Zins- und Provisionsüberschuß lägen im Rahmen der Erwartungen. “Nicht überraschend“, finden Händler die Pläne von Merck zum Verkauf des Schering-Pakets. Übrig bleibe ein Buchgewinn von knapp 300 Millionen Euro. Aus technischer Sicht liege der nächste Widerstand beim Allzeithoch von 89 Euro, unterstützt seien Merck um 80 Euro. Als besser als erwartet werden auch die Zahlen der Software AG eingestuft.
Rentenmärkte haben grundsätzlich wenig Flair
Die amerikanische Zentralbank hat zwar am Donnerstag eine Zinspause in Amerika angedeutet. Die Rentenmärkte haben darauf allerdings nur verhalten positiv reagiert. Denn erstens kann das ein Zeichen dafür sein, daß die amerikanische Wirtschaft doch nicht so robust ist, wie vielfach argumentiert wird. Zweitens stellt sich angesichts der anhaltend hohen Rohstoffpreise und veränderter Wechselkurse die Frage, ob die Preisentwicklung unter Kontrolle bleiben wird. Im frühen Handel liegt der Bund-Future mit einem Plus von 23 Stellen bei 115,58 Prozent.
Euro hält sich nahe Sieben-Monats-Hoch zum Dollar
Der Euro zeigt sich am Freitag im frühen Handel nahe an seinem Sieben-Monats-Hoch zum Dollar. Der Euro kostet 1,2523 Dollar nach 1,2529 Dollar am Vorabend im späten New Yorker Handel. Zum Yen liegt der Dollar bei 114,37 Yen nach 114,11 Yen. Den Dollar belastet, daß der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke am Donnerstag die bisher deutlichsten Signale für eine Pause bei den Zinserhöhungen gegeben hat. Bernanke sagte bei einer Anhörung vor dem Kongreß, die Fed könne die Zinsen in der Zukunft bei einem oder mehreren Treffen des Offenmarktausschusses stabil halten. Die Fed hat in den vergangenen zwei Jahren den Leitzins 15 Mal in Folge auf aktuell 4,75 Prozent angehoben. Nach Bernankes Äußerungen erreichte der Euro mit 1,2549 Dollar den höchsten Stand seit sieben Monaten. „Die Leute waren sich der Möglichkeit einer Zinserhöhungspause bewußt, aber Bernanke scheint dies deutlicher als bislang zu signalisieren“, sagte Devisenstrategin Naomi Fink von BNP Paribas in New York.
Tokios Börse schließt leichter
Schwächer hat die Börse in Tokio am Freitag den Handel beendet. Der Nikkei gab 1,2 Prozent oder 206 Punkte auf 16.906 ab und schloß damit auf dem tiefsten Stand seit dem 28. März. Der Topix fiel 0,8 Prozent oder 13 Punkte auf 1.716. Umgesetzt wurden 1,691 (Donnerstag: 1,649) Milliarden Aktien. Eine Reihe unterschiedlicher Faktoren habe für Abgabedruck gesorgt, sagten Teilnehmer. Belastend wirkten die Zinserhöhung in China vom Vortag, die Abgaben bei Rohstoff- und Exportwerten, der schwächere Dollar und die negative Reaktion auf die Ergebnisse von Sony. Im Verlauf des Handels teilte die japanische Notenbank erwartungsgemäß mit, die Geldpolitik unverändert zu belassen. Die Abgaben gingen zum großen Teil auf das Konto ausländischer Investoren, sagte ein Händler. Die Teilnehmer hätten den gefallenen Dollar zum Anlaß für Gewinnmitnahmen genommen. Unter den Einzelwerten verloren Sony 5,1 Prozent auf 5.720 Yen. Insbesondere Exportwerte gerieten wegen des starken Yen unter Druck. So gaben Tokyo Elektron 3,1 Prozent ab auf 8.200 Yen.
Aktien in Hongkong tendieren schwächer
Schwächer tendiert die Aktienbörse in Hongkong am Freitagmittag. Bis zum Ende der ersten Handelshälfte verliert der HSI 1,3 Prozent oder 213 Punkte auf 16.530. Die Zinserhöhung in China vom Vortag belaste den Markt, sagen Teilnehmer. Es sei eher mit dämpfenden Maßnahem für einzelne Sektoren gerechnet worden, der Zinsschritt treffe nun aber alle Branchen. Der Markt fürchte zudem weitere konjunkturdämpfende Maßnahmen. Ein Analyst sagt, der Index könne in nächster Zeit bis auf 16.000 Punkte fallen, zumal alein auf das Konto von Ex-Dividende-Titeln rund 100 Punkte gehen dürften. Die Titel des Schwergewichts HSBC stützen den Gesamtmarkt etwas, da die Abgaben von 0,5 Prozent auf 131,60 Hongkong-Dollar sich noch in Grenzen halten.
Nachbörsliche Meldungen aus Amerika
Die Kurse an der Wall Street zeigten sich am Donnerstag nachbörslich deutlich leichter. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator fiel um 10,51 Punkte auf 1.706,63 Punkte.
Die Aktie des Softwareriesen Microsoft ist nachbörslich um 6,9 Prozent auf 25,59 Dollar gefallen, nachdem das Unternehmen einen Gewinnausblick für das Gesamtjahr gegeben hat, der den Markt enttäuschte. Das Unternehmen geht von einem Gewinn von 1,36 bis 1,41 Dollar je Aktie aus bei einem Umsatz zwischen 49,5 und 50,5 Milliarden Dollar. Auch der Gewinn im dritten Quartal des Geshcäftsjahres blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Papiere von Gateway fielen um 6,8 Prozent auf 2,2 Dollar, da das Unternehmen im ersten Quartal einen höheren Verlust als im Vorjahr eingefahren hat. Auch der Umsatz ging zurück.
Wall Street schließt freundlich
Die Aussagen von Fed-Chairman Ben Bernanke haben an Wall Street am Donnerstag für eine etwas festere Tendenz gesorgt und den DJIA im Verlauf auf den höchsten Stand seit 6 Jahren geführt. Nach einem deutlichen Minus zu Beginn des Handels erholten sich die Kurse mit den Bernanke-Aussagen und drehten in positives Terrain. Der amerikanische Notenbankpräsident sprach von einer möglichen “Pause“ im aktuellen Zinserhöhungszyklus. Sollte die amerikanische Notenbank bei einer ihrer nächsten Sitzungen auf eine weitere Zinserhöhung verzichten, darf dies aber nicht als Signal für eine zinspolitische Wende interpretiert werden, so Bernanke. “Ab einem gewissen Punkt könnten wir uns dafür entscheiden, für ein oder zwei Sitzungen den Leitzins nicht zu erhöhen, um mehr Informationen über die weiteren Konjunkturaussichten zu erhalten“, sagte Bernanke.
Er betonte jedoch auch, trotz einer möglichen Entscheidung abzuwarten, seien “zinspolitische Aktionen bei späteren Sitzungen nicht auszuschließen“. Sollte es sich als erforderlich erweisen, werde der geldpolitische Ausschuß der Fed “nicht zögern, zu handeln“, erklärte der Fed-Chairman. Dagegen belasteten die Zinserhöhung in China und die schwachen Quartalsergebnisse aus dem Ölsektor, vor allem von ExxonMobil das Sentiment, so ein Händler.
Der Dow-Jones-Index (DJIA) für 30 Industriewerte verbesserte sich um 0,3 Prozent oder 28 auf 11.383 Punkte. Der Index handelte dabei in einer Spanne zwischen 11.275 Punkten zur Eröffnung und 11.417 Punkten. Der S&P-500-Index schloß mit einem Plus von 0,3 Prozent oder 4 Punkten bei 1.310. Der Nasdaq-Composite verzeichnete einen Aufschlag von 0,5 Prozent oder 11 Punkten auf 2.345.
Von den Bernanke-Aussagen beflügelt wurden vor allem zinssensitive Werte, wie beispielsweise der Bankensektor. Hier legten J.P.Morgan um 3 Prozent auf 43,95 Dollar zu und Citigroup verzeichneten einen Aufschlag von 1,9 Prozent auf 48,15 Dollar. Dagegen verloren die Aktien von ExxonMobil 1,1 Prozent auf 62,42 Dollar. Der Ölkonzern hatte unerwartet schwache Quartalsergebnisse veröffentlicht. Der Umsatz ist mit 88,98 Milliarden Dollar deutlich unter den Schätzungen von 100,83 Milliarden Dollar geblieben. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 1,37 Dollar unter der Konsensprognose von 1,47 Dollar.
Die Aktien von Microsoft verbesserten sich um 0,6 Prozent auf 27,25 Dollar im Vorfeld der Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal. Nachbörslich veröffentlichte der Software- Konzern einen Anstieg des Nettogewinns von 16 Prozent. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,29 Dollar jedoch unter den Schätzungen der Analysten von 0,33 Dollar. Auch die Einnahmen fielen im Berichtszeitraum mit 10,9 Milliarden Dollar leicht unter der Prognose der Analysten von 11,03 Milliarden Dollar aus. Die Aktie gab in einer ersten Reaktion nach der Schlußglocke um 3,5 Prozent auf 26,26 Dollar nach.
Dagegen legten Intel um 3 Prozent auf 20,08 Dollar zu. CEO Paul Otellini plant eine Restrukturierung des Unternehmens. Honeywell verloren 2,1 Prozent auf 43,13 US. Die Analysten von J.P.Morgan haben die Aktie auf “Underweight“ von zuvor “Neutral“ heruntergestuft.
Amerikanische Anleihen legen etwas zu
Mit Aufschlägen haben sich die amerikanischen Anleihen am Donnerstag im späten Handel gezeigt. Grund waren die Aussagen von Fed-Chairman Ben Bernanke über eine mögliche “Pause“ im Zinserhöhungszyklus, die vor allem am kurzen Ende des Marktes für verstärkte Käufe sorgte. Sollte die amerikanische Notenbank bei einer ihrer nächsten Sitzungen auf eine weitere Zinserhöhung verzichten, darf dies nicht als Signal für eine zinspolitische Wende interpretiert werden, so Bernanke vor dem Gemeinsamen Wirtschaftsauschuß des Kongresses. “Ab einen gewissen Punkt könnten wir uns dafür entscheiden, für ein oder zwei Sitzungen den Leitzins nicht zu erhöhen, um mehr Informationen über die weiteren Konjunkturaussichten zu erhalten“, sagte Bernanke.
Er betonte jedoch auch, trotz einer möglichen Entscheidung abzuwarten, seien “zinspolitische Aktionen bei späteren Sitzungen nicht auszuschließen“. Sollte es sich als erforderlich erweisen, werde der geldpolitische Ausschuß der Fed “nicht zögern, zu handeln“, erklärte der Fed-Chairman. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,50 Prozent gewannen 9/32 auf 95-20/32 und rentieren mit 5,069 Prozent, nach 5,107 Prozent am Mittwoch. Die ebenfalls mit 4,50 Prozent verzinste 30-jährige Treasury verbesserte sich um 5/32 auf 89-27/32, die Rendite fiel von 5,184 auf 5,172 Prozent.
Die Rendite der zehnjährigen Papiere liegt damit weiterhin über dem Niveau von 5,00 Prozent. Vor den Bernanke-Aussagen hatte sie noch allerdings noch etwas höher bei 5,12 Prozent gelegen. Eine weitere Zinserhöhung am 10. Mai auf 5,00 Prozent sei vom Markt bereits eingepreist, so ein Teilnehmer. Die Fed-Funds preisen eine weitere Erhöhung des Leitzinses im Juni derzeit allerdings nur noch mit 35 Prozent ein. Vor den Aussagen des Fed-Chairman waren es noch 60 Prozent.
Bei der Auktion fünfjähriger Notes (Kupon: 4-7/8 Prozent) im Volumen von 14 Milliarden Dollar hat sich eine High-Rate von 4,964 Prozent nach 4,435 Prozent bei der vorangegangen Auktion gleichlautender Titel mit einem Kupon von 4-3/8 Prozent am 7. Dezember 2005 ergeben. Wie das amerikanische Schatzamt weiter mitteilte, gingen Gebote über 26,16 (30,89) Milliarden Dollar ein. Auf Nichtwettbewerbsbasis wurden 159 (90) Millionen Dollar akzeptiert. Die Papiere datieren auf den 30. April und werden am 30. April 2011 fällig.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters |